#1

#1 | Ein ganz normaler Ausritt

in Mimi 10.10.2019 21:55
von Mimi • 22 Beiträge | 31 Punkte

Am langen Zügel und mit hängendem Kopf schritt der braune Wallach in gemächlichem Tempo voran. Die letzten Wochen waren ein Mischmasch aus gemütlichem Reiten und Training gewesen. Seit fünf Monaten waren sie nun ein Team und lernten sich auf verschiedene Art und Weise immer wieder neu kennen. Chris hatte viel ausprobiert. Sie waren gesprungen, haben Dressurarbeit gemacht, Geländereiten erkundet und hatten sogar einen Orientierungsritt absolviert. Das Highlight war aber der iron.Horse gewesen und Chris war stolz darauf, wie gut sie sich geschlagen hatten.

Mittlerweile hatten sie sogar zweimal in einem A-Springen gewonnen. Andere Turniere waren nicht so gut gelaufen, aber das machte alles nichts. Hauptsache sie beide hatten ihren Spaß und Chris bekam immer mehr den Eindruck, dass Gustav vor allem die Abwechslung Spaß machte. Also nannte er querbeet ihre Turniere, so wie es ihm passte und es vom Training gelegen kam. Der nächste Orientierungsritt stand vor der Tür und sie mussten noch ein wenig Ausdauertraining machen.

Chris klopfte seinem Wallach den Hals.
„Was hältst du davon, wenn wir heute noch mal einen auf gemütlich machen und erst morgen richtig ins Training einsteigen?“
Gustav schnaubte, als wenn er zustimmen wollte und schüttelte ein wenig seinen Kopf. Chris musste lächeln und nahm langsam die Zügel wieder auf.

„Na dann mal los…“, sprach Chris leise mit sich selbst und trieb den Braunen in den Trab. Gustav spitzte aufmerksam die Augen und zog im Tempo an. Er liebte es im Gelände laufen zu dürfen und ab und zu wurden die Ausritte auch zu einem Abenteuer, je nachdem, ob der Wallach an dem Tag vom Hafer gestochen wurde oder nicht.

Aus einem flotten Trab wurde bald ein bequemer Arbeitsgalopp, immer dem Weg zwischen den Feldern folgend. Chris konnte diesen Ausritt endlich mal wieder zur Gänze genießen.
Der Arbeitsalltag im Krankenhaus war immer hektisch und der Schichtdienst sorgte nicht gerade dafür, dass er so regelmäßig und vor allem ausgiebig in den Stall kommen konnte, wie er sich das manchmal wünschte. Manchmal fragte er sich, ob es Gustav in seinem alten Zuhause da nicht besser gegangen wäre, aber oft war er einfach froh, einen pferdigen Freund an seiner Seite zu haben.

Als sie die große Wiese am Waldrand erreichten, gab Chris die Zügel frei und trieb Gustav noch einmal an. Dieser reagierte sofort und erhöhte sein Tempo noch einmal.
Besser als fliegen, schoss es Chris durch den Kopf als er im leichten Sitz mit seinem Pferd über das leicht verbrannte Grün preschte.

Alsbald hatten sie den Waldrand erreicht und es wurde Zeit das Tempo zu reduzieren. Chris ließ seinen Blick noch einmal über die Felder schweifen. In der Ferne konnte man die Silhouetten zweier Pferde mit Reitern erkennen. Ebenfalls Einsteller von Van Steuben, dachte er bei sich. Sein Blick richtete sich wieder nach vorne, der Boden veränderte sich in ein Gemisch aus Erde, Pflanzen und Steine. Im Schatten der Bäume war es deutlich kühler als unter freiem Himmel, wo es schien, als wenn die Sonne alles niederbrennen wollte.

Gustav schnaubte zufrieden und ging zügig am langen Zügel voran. Er schien genau zu wissen, wohin er wollte. Der Bachlauf im Wald war ideal, um den Pferden an heißen Tagen die Fesseln zu kühlen und der braune Wallach genoss jeden dieser Ausflüge und kannte den Weg dorthin ebenso gut wie Chris. Und auch, wenn es mittlerweile Herbst geworden war und die Blätter sich langsam bunt färbten und das Wetter kühler wurde, war der Bachlauf immer noch ein beliebtes Ziel. Gustav liebte Wasser und planschte am liebsten im knietief darin.
Die kühle, frische Luft wirkte belebend für Chris und er genoss die Zeit, die er heute mit seinem Wallach hatte. Es kam oft genug vor, dass die Zeit für einen ausgiebigen Ausritt nicht reichte, aber heute, an seinem freien Tag, war das kein Problem. Gustav schritt eifrig voran, wohlwissend, wo es hinging und je näher sie ihrem Ziel kamen, desto schneller ging er bis er schließlich in einen zockligen Trab viel.

Sie hatten den Bach bald erreicht und Chris parierte durch. Es gab nur wenige Stellen an denen man in den Bach hinein- oder herausreiten konnte, weil die Ufer zu Steil waren, aber man konnte wunderbar dem Bachlauf folgen, bis man wieder zu einer flacheren Stelle kam. Gustav kannte das Spiel bereits und ging ohne zu zögern in Wasser, das bereits deutlich kühler war als im Sommer. Da Chris nicht allzu viel Zeit im Wasser verbringen wollte, blieben sie heute an der breitesten flachen Stelle die es gab und Chris ritt mit engen Wendungen ein paar Mal auf und ab.

Gustav hatte sichtlich Freude daran. Mit gespitzten Ohren planschte er durch das Wasser und schnaubte zufrieden vor sich hin. Am langen Zügel schritt er auf und ab und wirbelte den Dreck vom Boden des Baches auf, sodass sich das klare Wasser an dieser Stelle immer wieder hellbraun färbte.

In der Ferne konnte Chris ein Pferd wiehern hören. Scheinbar waren heute viele Reiter im Wald unterwegs. Die einen nutzen mit Sicherheit das gute Wetter um ebenso ausgiebige Ausritte zu machen wie er, andere trainierten vermutlich für Geländeritte auf den dafür vorgesehen Wegen, die mit dem ein oder anderen Hindernis versehen waren.

„Genug gebadet für heute. Wir machen heute die große Rückrunde durch den Wald, dann kannst du dich noch ein bisschen austoben bevor wir wieder am Stall sind.“
Chris klopfte dem Braunen den Hals und nahm die Zügel wieder auf. Er ritt das Ufer vorsichtig an und Gustav kletterte wie ein Profi die sanfte Steigung des Ufers herauf bis sie wieder auf dem Weg Reitweg waren. Im Schritt ließen sie den Bach hinter sich und schlugen den Weg in Richtung einer großen Lichtung ein, die auf ihrer Route der entfernteste Ort vom Hof war. Einmal dort angekommen, setzten sie ihren Weg im Trab fort und folgten dem Weg in einem großen Bogen, der sie wieder an den Waldrand bei den Feldern bringen würde. Von dort aus waren die Gebäude von Van Steuben schon wieder zu sehen und auf den Weiden in der Ferne konnte man einige Pferde grasen sehen.

In diesem Moment war Chris einfach nur glücklich doch in seine Heimat zurückgekehrt zu sein und sich auf das Abenteuer eigenes Pferd eingelassen zu haben.


zuletzt bearbeitet 10.10.2019 21:55 | nach oben springen

#2

RE: #1 | Ein ganz normaler Ausritt

in Mimi 18.10.2019 10:45
von stogadis • 92 Beiträge | 128 Punkte

Super schöner Bericht <3 da bekommt man direkt Lust auch aufs Pferd zu steigen und durch den Herbstwald zu reiten. Und nachdem es dein erster Bericht ist sag ich auch mal HERZLICH WILLKOMMEN

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#3

RE: #1 | Ein ganz normaler Ausritt

in Mimi 19.10.2019 11:44
von Mimi • 22 Beiträge | 31 Punkte

Ja, ich habs dann auch endlich mal geschafft :D
Vielen Dank <3

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#4

RE: #1 | Ein ganz normaler Ausritt

in Mimi 20.10.2019 15:26
von Leonie • 146 Beiträge | 236 Punkte

so ein schöner Ausritt <3 Da merk ich direkt, wie sehr mir das alles fehlt, hach!
Ein toller Bericht, ich freu mich auf mehr :)

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