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#15 | [Zoey] Morgen ist auch noch ein Tag

in Past 25.05.2017 11:19
von Darcy • 114 Beiträge | 160 Punkte

„Sie arbeiten zu viel“ mit diesen Worten riss Marianne Zoey aus ihren Gedanken und sah auf.
„Ich weiß“ stimmte sie ihr zu und lehnte sich nach die Lehne ihres Bürostuhls. Es bereits halb sechs und eigentlich hatte Marianne seit einer halben Stunde Feierabend. Zoey war froh das sie die wunderbare Frau kennen gelernt hatte.
„Fahr nach Hause wir sehen uns morgen“ meinte sie dann nur noch und widmete sich wieder ihren Akten. Sie hörte wie Marianne die Kanzlei verließ und konzentrierte sich dann wieder voll auf ihre Arbeit.
Als erneut die Tür auf ging zuckte Zoey kurz zusammen und warf einen Blick auf die Uhr. Es waren keine 10 Minuten vergangen.
„Hast du was vergessen?“ rief sie und blickte auf. In der Tür zu ihrem Büro stand allerdings nicht Marianne, sondern eine junge Frau in ihrem alter. Im Gegensatz zu ihrem Bruder erkannte sie Isabell Whitecomb sofort. In den letzten 10 Jahren hatte sie sich kaum verändert und sie sah ihrem Bruder unwahrscheinlich ehrlich. Isabell war bei ihr mit in einer Klasse gewesen und so war es für Zoey schwer gewesen Jamie zu vergessen.
„Was kann ich für dich tun“ fragte sie daher
„Darf ich mich setzten?“
Zoey nickte und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie konnte sich eine kurze Musterung einfach nicht verkneifen. Genau wie ihr Bruder hatte auch sie markante Gesichtszüge, braune Haare und diese atemberaubenden blauen Augen. Dazu kam ein offenherziges lächeln, wofür sie Isabell schon immer beneidet hatte. Aber man konnte nicht alles haben.
„Ich würde mit dir gerne über Jamie sprechen“ begann sie auch gleich und in Zoey zog sich etwas zusammen.
„Isabell ich mag dich wirklich und wir beiden hatten nie Probleme miteinander, aber das was zwischen Jamie und mir passiert ist, ist passiert und es vorbei“
„Interessiert es dich gar nicht wieso alles passiert?“
„Nein, ich habe lange gebraucht um mit ihm abzuschließen und das Thema ist für mich durch“
„Weißt du, es steht mir nicht zu dir die Gesichte zu erzählen, aber ich kenne sie und wenn du Jamie eine Chance geben würdest, könnte er es dir erklären. Egal wie er sich an dem Abend hätte verhalten, er hätte so oder so jemanden verletzt. Hätte er dieses Telefonat nicht angenommen, würde er sich bis heute vorwürfe dafür machen, genau so wie er sich bis heute noch vorwürfe macht, dass er dich da hat stehen lassen. Er hat es nie wirklich zu gegeben, aber er war bis über beide Ohren in dich verknallt“
„Ja und warum hat er sich dann nicht bei mir gemeldet? Warum ist er einfach verschwunden?“
„Seine Welt hat sich von der einen Sekunde zur nächsten Komplett geändert und er musste sein Leben neu ordnen. Als er damals bereit war mit dir darüber zu reden und dir alles zu erklären, warst du bereits an der Uni und Jamie wollte dir dein Leben nicht schwere machen, als das es eh schon war“
Wieder zog sich etwas in ihr zusammen. Warum war Isabell hier und erzählte ihr das alles?
„Wieso erzählst du mir das alles?“
„Weil ich damals schon gesehen habe wie sehr Jamie dich mochte und noch heute bedeutest du ihm viel. Dazu macht er sich wegen damals große vorwürfe und ich glaube es würde euch beiden besser gehen, wenn ihr euch aussprecht“ Damit stand Isabell auf und ging, für sie schien das Gespräch zu ende sein.
„Isabell?“ rief sie, als diese in der Tür stand. Die junge Frau drehte sich um und lächelte.
„Danke das du hier warst, aber ich weiß nicht ob ich dafür bereit bin das ganze noch mal anzutun. Ich kann dir nicht versprechen ob oder wann“
„Du wirst wissen wann der richtige Zeitpunkt ist“ und damit verschwand Jamie Whitecombs Schwester.

Zoey starte noch eine ganze weile die Tür zwischen ihrem Büro und dem Empfangsbereich an. Viele Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf und sie wusst nicht so genau was sie damit anfangen sollte. Am Ende stand sie auf, durchquerte ihr Büro und verschwand in dem angrenzenden Bad. Dort tauschte sie ihre Stoffhose, Bluse und Blazer gegen ihre braune Reithose und einen warmen Pulli. Bei Gelegenheit musste sie unbedingt noch einige Reitsachen kaufen fahren.

In den letzten Wochen hatte sich viel getan auf Moorwiesen und die Mitgliederzahl stieg ständig. Manchmal hatte sie das Gefühl, das es täglich mehr wurden. So auch heute, trotz der bereits etwas späteren Stunde war der Parkplatz voll und es dauerte etwas bis sie eine Lücke fand, wo sie ihr Auto abstellen konnte. Ein Blick verriet ihr wer alles da war und doch standen auch viele Autos auf dem Parkplatz die sie noch nicht kannte. Auch die Pferdezahl war gewachsen. Vor kurzem noch war der Paddockstall nur halb belegt worden. Nun waren hier nur noch zwei Boxen frei. Neben den bekannten Pferden auf der einen Hälfte standen nun auf der anderen Seite unter anderem Hanna Nowaks Zaire, [tag]Atrair Anbraith[/tag]s Beranabus und auch Jan Seefelds Risk Your Fiance stand nun hier im Stall.
Bereits auf dem Weg zum Stall hatte sie gesehn das sowohl Halle als auch Platz relativ voll waren. Genau wie Zoey auch waren viele voll Berufstätig und nutzen die frühen Abendstunden um ihre Pferde zu bewegen.
Da Putz und Waschplatz bereits wieder belegt waren nahm sie sich Secrets Halfter und Putzzeug und band die Stute auf der Stallgasse an. Schnell nahm sie die Decke ab und putzte die Stute über. Eigentlich hätte sie reiten wollen, grade um für die nächste Stunde bei Erin fit zu sein, aber irgendwie war ihr da heute nicht nach und Erin würde so wie so wieder jede Menge Sachen zu meckern finden.
So legte sie ihrer Stute schnell Gamaschen an und band sie los. Da die Führanlage still stand, stellte sie das Licht an und betrat den Longierzirkel im inneren.

Die nächsten 10 Minuten führte sie im inneren ihre Stute damit sie warm wurde. Immer wieder hielt sie dabei an fragte einige Gehorsamkeitslektionen, wie das Rückwärtstreten ab. Anschließen löste sie den Strick vom Halfter und schickte ihre Stute nach außen auf den Zirkel und schnalzte ein mal. Secrets Ohren bewegten sich kurz und dann trabte sie mit gespitzten Ohren an. Nachdem die Stute einige Runden getrabt hatte richtete Zoey sich etwas auf, spannte Schultern und Kreuz an und ging etwas in die Laufrichtung des Pferdes. Sofort parierte Secret durch drehte sich und trabte in die andere Richtung weiter.
„Brav“ lobte sie die Stute und ließ sie weiter traben. Das ganze wiederholte sie einige male und schon bald trabte die Stute locker auf beiden Händen durch die Halle. Zufrieden schnalzte Zoey zwei mal hintereinander und die Secret quickte los. Gut gelaunt nahm sie den Kopf zwischen die Beine und bockte, danach keilte sie einige Male nach hinten aus bevor sie Gas gab.
„Whoa, bremsen Secret“ mahnte Zoey die Stute ab doch diese tobte durch die Halle wie ein junges Pferd. Also ließ sie die Stute weiter toben und nach einigen Runden hatte diese sich auch wieder beruhigt und galoppierte ruhig auf der Zirkellinie. Wieder lobte sie ihre Stute und ließ sie einen Handwechsel machen. Auf der anderen Seite galoppierte Secret wesentlich zivilisierter an und ließ sie einige Runden galoppieren.

In den nächsten 15 Minuten arbeitet sie an vielen Übergängen zu allen Gangarten bevor sie das Training beendete und die Stute noch einige Zeit führte damit sich ihre Atmung wieder beruhigte und das nasse Fell trocknen konnte.
Schließlich band sie ihre Stute wieder auf der Stallgasse an, legte ihr die Abschwitzdecke auf und kontrollierte die Hufe. Im Anschluss nahm sie die Gamaschen ab und befreite sie vom Hallensand. Nachdem sie ihre Schen alle weg geräumt hatte tauschte sie die Abschwitzdecke gegen ihre Regendecke und stellte ihre Stute wieder in die Box. Dort stürzte sich Secret auch gleich auf ihr Heu. Einen Moment blieb sie noch an der Box stehen und beobachtet sie. Manchmal fragte sie sich ob sie alles richtig machte. Ob es die Richtige Entscheidung war Secret her zu holen und ob die Stute nicht doch zu kurz kam. Vielleicht sollte sie sich doch jemanden suchen der ihr Pferd mit ritt. Eine Pflege oder Reibeteiligung?

Darüber grübelte sie immer noch nach als sie gut 30 Minuten später ihre Haustür auf schloss. Leise Musik klang ihr entgegen und wie so oft in letzter Zeit lag ein Paar Schuhe achtlos neben der Tür. Innerlich musste sie doch etwas seufzen, nahm die Schuhe und stellte sie ins Schuhregal zusammen mit ihren Schuhen.
„Bin wieder da“ rief Zoey als sie sich auf den Weg in die Küche machte.
„Du bist wirklich nur noch am arbeiten oder?“ ertönte eine Stimme aus dem Wohnzimmer.
„Von nichts kommt nichts“
„Man kann es aber auch übertreiben“ meinte Felicitas van der Broek und steckte ihren Kopf in die Küche.
„Ich war übrigens einkaufen“ warf Feli ein als sie den Kühlschrank öffnete.
„Du bis die beste“
„Ich weiß“

Feli war das einzige Konstante in Zoeys bisherigem leben. Obwohl sie fast ein Jahr älter war, waren sie immer zusammen gewesen. Im Kindergarten und in der Schule. Auch wenn Feli ein Jahrgang über ihr gewesen war, hatten die beiden immer noch die Pausen gehabt. Kennen gelernt hatten die zwei sich durch Zoeys Eltern. Felis Vater war Rechtsanwalt und hatte für ihre Eltern gearbeitet. So waren sie relativ früh Freunde geworden, genau wie ihre Eltern. Fast schon unzertrennlich, wie Schwestern.
Obwohl Zoey aus reichem Hause kam und Felis Eltern nie wirklich viel Geld hatten, kam es nie zu Streitigkeiten zwischen den beiden.
Zu beginn des Studiums trennten sich dann ihre Wege und Vincent trat mit in ihr leben, aber der Kontakt hielt durch unzählige Telefonate, Skyp und SMS. Der Kontakt hielt auch als Feli nach Den Haag zog zum Studieren.
Nach ihrem Wochenende Zuhause in der Heimat hatte sie am Sonntagabend dann einen Anruf von ihr erhalten. Sie stand am Rabnitzer Bahnhof und wollte abgeholt werden. Nach der Trennung von ihrem Freund und dem abgeschlossenen Studium wollte sie wieder nach Hause.
Da Zoey nicht wollte das Feli ins Hotel zog, hatte sie ihr das Gästezimmer angeboten. So wirklich begeistert war Feli nicht davon gewesen, schließlich hatte sie aber ja gesagt.
„Wie war dein Tag Feli?“
„Ruhig, ich hab nach Wohnungen gesucht, war einkaufen und hab aufgeräumt. Bei dir?“
„Viel gearbeitet, ich glaube ich brauche einen zweiten Rechtsanwalt in der Kanzlei. Ja und dann war Isabell Whitecomb noch da“
„Was wollte sie?“ fragte Felicitas scharf. Sie kannte die ganze Story um Jamie fast besser als Vincent und auch einige Details die sie ihrem besten Freund nie erzählt hatte.
„Mir ins gewissen reden wegen Jamie“
„Hat er sie geschickt?“
„Nein, das glaube ich nicht“

Schließlich machten die beiden Frauen es sich auf dem Sofa gemütlich und zogen sich einige Filme rein. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.


zuletzt bearbeitet 25.05.2017 14:59 | nach oben springen


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