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[ARI] #2| Zuhause [Eichenau]

in Past 26.02.2017 20:57
von Leonie • 146 Beiträge | 236 Punkte

Langsam schoben sich die Hügelketten, die immer höher zu werden schienen, an dem kühlen und leicht beschlagenen Fenster vorbei, immer mal wieder unterbrochen von eilig vorbei hastenden Baumreihen, die nicht schnell genug fliehen konnten. Ein stummes Lächeln lag auf meinen Lippen, auch wenn ich es nicht vermisste, jeden Morgen diese verdammte Berge hoch zu radeln, so hatte ich die Landschaft, die Szenerie und auch die Menschen hier doch echt lieb gewonnen – und ja, vermisste sie ein wenig.
„Fühlt es sich noch ein wenig wie Zuhause an?“, griff mein Mitfahrer genau dieses Gedanken auf und warf mir ein herzliches Lächeln zu. Ich nickte ihm zu.
„Ja, ein wenig schon. Mir war gar nicht bewusst, dass ich hier so angekommen war.“, gab ich kleinlaut zu. „Das kann auf jeden Fall nicht an den Menschen gelegen haben.“ Die Stichelei folgte so gleich auf dem Fuße, das konnte ich einfach nicht lassen. So war ich, das war mein Wesen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Rudi wusste wie ich das meinte.
Rudi. Ich schmunzelte ein wenig. Wir waren so verschieden wie zwei Menschen wohl einfach sein konnten, aber trotzdem hatte das in keinster Weise unserer Freundschaft im Wege gestanden. Es war nun schon eine ganze Weile her, dass wir uns bei einem Ausritt im Winter kennen gelernt hatten, als er mit seinem blutroten Fuchshengst unterwegs war und die zwei sich tierisch vor uns erschreckt hatten, als ich mit meinem dunklen Wallach von einem Seitenweg auf den Rundweg einbog. Irgendwie hatten wir uns gleich verstanden und ich freute mich aufrichtig, dass wir das hatten beibehalten können, auch wenn ich mittlerweile nicht mehr so in unmittelbarer Nähe wohnten. Der Kontakt hielt.
„Danke, dass du mich vom Bahnhof abgeholt hast.“, meinte ich in dem Zuge und lächelte dankbar.
„Na, wenn sich so hoher Besuch ankündigt, dann kommt auch der bestaussehendste Kerl von Winters, um dich zu empfangen.“, zog Rudi das gleich ins Lächerliche. „Im Ernst: Gern. Ich hab mich echt gefreut, als du zugesagt hast, dass du kommst. Die anderen übrigens auch. Also egal wie die Prüfungen heute ausgehen – erwarte einen feuchtfröhlichen Abend.“
Ich verfiel in ein leises Lachen. „Als ob ich irgendetwas anderes bei euch erwartet hätte. Aber verstört mir mein neues Umfeld nicht allzu sehr, okay?“
„Ach stimmt ja, du bringst ja Verstärkung mit. Wann trudeln die Damen denn so ein?“, er warf mir einen vielsagenden Blick zu und ich senkte mit halber Wucht meine Faust lachend auf seinen Oberarm.
„Vergiss es! Die Mädels sind tabu.“, erwiderte ich vermeintlich ernst und musste dennoch erneut lachen. Unverbesserlich.

„Heeey, da ist sie ja!“ Kaum war ich aus dem Auto gestiegen, schon fand ich mich in Enéas Armen wieder und erwiderte die Umarmung herzlich.
„Hallo! Da bin ich.“, lachte ich, leicht verlegen ob so viel Aufmerksamkeit. „Hast du die ganze Zeit hier in der Nähe gewartet oder was? So wenig zu tun an so einem wichtigen Tag?“
„Du Witzbold. Wenn es den Winter Cup irgendwann mal mit Vaquera Prüfungen gibt, dann rock ich das mit, aber bis dahin…“, Enéas schüttelte leicht den Kopf. „Überlass ich den Machos die Manege.“
„Das hab ich gehört!“, drohte Rudi, mit dem unverkennbaren Grinsen auf den Lippen. „Aber im Gegensatz zu den südländischen Faulenzern hier hab ich tatsächlich viel zu tun. Schaust du später mal vorbei? Und ich zähle natürlich fest auf deine gedrückten Daumen.“ Rudi lächelte und winkte mir zu.
„Klar, mach ich. Aber…“, erwiderte ich und wurde sogleich von Enéas unterbrochen.
„Aber erst willst du den wahren Mann in deinem Leben begutachten, was?“ Ich lachte und nickte eifrig.

Eiligen Schrittes folgte ich dem, für ein so südliches Gemüt, recht hochgewachsenen jungen Mann, der dennoch neben Rudi nahezu schmal wirkte, in Richtung des Stalltraktes, wo die Vazaos ihre Pferde hatten unterbringen können, als sie sich den Winters angeschlossen hatten. Das war damals eine ganz schön dramatische Geschichte gewesen, aber aus einer Katastrophe war nur eine umso größere und stärkere Familie hervorgegangen, hatte mir Enéas einmal in einem ruhigen Moment erzählt und so fühlte es sich auch irgendwie besonders an, die Iberer neben den ganzen Warmblütern in den Stallungen stehen zu sehen und es nicht komisch zu finden. Einige Köpfe hoben sich neugierig, als wir die Stallgasse entlang schritten, unter ihnen der unfassbar schöne Velasco Sócrates, der mit seinem farbenfrohen Creme-Kleid einfach immer Eindruck zu schinden wusste. Diesen Hengst vergötterte ich und wer ihn einmal mit seinem Besitzer Adriano, dem Chef der ganzen Vazao Fraktion, in Aktion erlebt hatte, verliebte sich beinahe unverzüglich in die Reitweise. Hätte ich nicht vorher bereits auf den Vaquerosattel geschworen, spätestens dann wäre ich ihm verfallen gewesen. So hätte ich also an einem normalen Tag innegehalten und ein wenig mit dem wunderschönen Hengst geschmust, doch heute zogen mich meine Schritte nur zu einem Pferd. Meinem eigenen.
Enéas war ein paar Schritte vor mir und wandte sich plötzlich lächelnd zu mir um, sodass man schon fast vermutete, dass hier irgendetwas faul war, denn dieser Sturkopf lächelte wenig! Ich musterte ihn kritisch und war mir nicht ganz sicher, was mich nun erwarten würde – hatten sie mein Pferd pink gefärbt? Keine Ahnung, warum ich darauf kam, aber irgendwie war das mein erster Gedanke. Mit den Gedanken zwei und drei, die nicht weniger absurd waren, stimmte die Realität allerdings auch nicht überein, doch auf dieses Bild wäre ich generell nicht gefasst gewesen.
Kaum schaute ich über die Boxentür in die großräumige Unterkunft meines Wallachs hinein, brummelte der Braune, ein helles Wiehern folgte, als ich näher kam und noch immer ungläubig auf ihn und seine Gesellschaft starrte. Die jedoch, war nicht ganz so sprachlos wie ich und so schlug mir unisono ein „Willkommen zurück!“ entgegen. Ich schüttelte noch immer nicht ganz verstehend den Kopf und lachte leise, den Blick über die Truppe da in der Box meines Wallachs schweifen lassend. Da standen Schulter an Schulter Adriano und Nerea, die aktuelle Führungsetage von Vazao, direkt vor Alfonso, dem Senior, und auf der anderen Seite Izabella und nun Enéas. Das schönste jedoch stand in der Mitte: Mein dunkel gefärbter wunderschöner Wallach, der mir neugierig entgegen drängte und von Adriano an der Trense gehalten wurde.
„Nun sag ihm schon Hallo, wir können noch warten!“, forderte ein überschwänglicher Alfonso, der Nerea neben sich her aus der Box schob, damit ich genug Platz hatte, meinen Vierbeiner zu begrüßen.
Ich trat wortlos zu dem Wallach, der erneut ein Brummeln ausstieß, dieses Mal jedoch ein tiefes, nahezu zufrieden klingendes, als ich ihn erreichte. Adriano überreichte mir die Zügel und ich vergrub die Fingerspitzen in dem teils geschorenen Fell des Dunklen, der seinen Kopf an mich schmiegte. Ich hatte nie, niemals zuvor in meinem Leben eine solche Verbindung zu einem Pferd gespürt, wie ich sie mit diesem seit unserem ersten Aufeinandertreffen teilte. Und so schwiegen alle, mir den Moment schenkend und beobachtend, wie sehr ich ihn schätzte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, wie viele Minuten vergingen, bis mir plötzlich auffiel, dass mein Vierbeiner ja geschoren war und ich mich irritiert umsah. Mein Blick glitt über das dunkle Fell, über die Trense, moment, warum eine Trense?, bis hin zum Sattel und den Bandagen an seinen Beinen – ich endete am eingeflochtenen und hochgebundenen Schweif.
„Na das hat aber gedauert!“, stieß nun Nerea lachend aus und umarmte mich herzlich. Ich starrte sie jedoch nur verständnislos an.
„Was? Eh …“ Es waren nur Bruchstücke, die ich hervor brachte, viel zu sehr hatte mich all das hier verwirrt, einzig und allein eines verstand ich: Ich war viel zu lange von diesem Tier getrennt gewesen.
„Also eigentlich warten alle nur darauf, dass du dich endlich in den Sattel schwingst.“, meinte Enéas gewohnt unaufgeregt, während er mir einen Arm über die Schultern legt. „Aber wenn du nicht willst, übernehm ich, wir sind ein ziemlich gutes Team geworden.“
Mein Blick schwankte zwischen Enéas, der mich mit diesem leichten, unverkennbar spöttischen Lächeln ansah, das eigentlich nicht mehr als ein hochgezogener Mundwinkel war, und dem Schwarzbraunen, der auffordernd drein schaute, als wüsste auch er nicht, auf was zum Inferno ich denn warten würde.
„Ehrlich?“ erkundigte ich mich nochmals. „Ist er soweit?“

Ja. Das war er. Es waren nur wenige Minuten vergangen, da fand ich mich endlich in dem langersehnten Sattel wieder, aus dem man mich selbst bei unserem gemeinsamen Sturz nicht wirklich hinaus bekommen hatte. Zlatan tänzelte ein wenig, als könne er es nicht erwarten und kaum hatte ich die fast unmerkliche Hilfe gegeben, schritt er eifrig an, als wäre nie etwas geschehen. Um uns herum war ein unfassbares Turnierchaos, Menschen hasteten von einem Ort zum anderen und wollten doch an einem dritten sein, Pferde wieherten, wurden entladen und entlang geführt, Rufe gebrüllt – doch in diesem Moment gab es nur mich und dieses wundervolle Pferd unter mir. Ich schätzte jede Bewegung, jeden Schritt der von klappernden Eisen wie von Applaus begleitet wurde und jede Reaktion auf eine noch so feine Aktion meinerseits.
Zlatan schritt voran, unermüdlich, unerschrocken wie eh und je. Wir ritten in der Dressurviereck ein, das inmitten der Parkanlage des Hofes lag und so zumindest ein wenig abseits lag, um uns Ruhe zu verschaffen. Abreiteplätze und Vorbereitungsplätze waren heute die großen, so lag dieser hier tatsächlich nahezu einsam dar und wurde nur von einem weiteren Reiter bevölkert, der einer der Winters war. Doch nicht mal das konnte mich beirren, als ich einen rückversichernden Blick zu Enéas warf, der ermutigend nickte.
„Er ist fit. Ganz der Alte. Traut euch.“, fasste er seine Zuversicht in Worte und ließ mich sie teilen. Ich ließ mich darauf ein und tauchte wieder komplett in diese kleine, feine Welt, in der es nur mich und den Schwarzbraunen gab.
Mit jedem Tritt federte Zlatans kluger Kopf und die Mosqueros schwangen an seiner Trense, dass jeder Richter einer Doma Vaquera Prüfung vollkommen aus dem Häuschen gewesen wäre. Seine Schritte waren gleichmäßig und noch so sehr ich mich anstrengte, und gleichzeitig davor fürchtete, so konnte ich keine Unregelmäßigkeit in seinem Rhythmus erkennen. Er war ganz der Alte.

So lenkte ich ihn, gewohnt einhändig, auf immer kleiner werdende Bahnen, bis ich mich langsam sicher und warm genug fühlte, die ersten, leichten Lektionen abzurufen. Ein weiteres Mal ließ ich mich von Enéas rückversichern und gab schließlich die erste Hilfe zum Galopp. Sofort sprang Zlatan in einen regelmäßigen Kanter, herrlich locker mit der linken Hand zusammen gehalten und voraus gehend, als würden wir nie wieder etwas anderes tun. Tatsächlich wünschte ich mich in diesem Moment, dass die Verbindung, so fein und unscheinbar sie doch schien, nie abreißen würde. Ich kanterte entspannt mit dem Wallach durch die Bahn, wandte ihn hie und da zu einem Zirkel oder einer Volte ab und erfreute mich an der unveränderten Sicherheit, die Zlatan ausstrahlte und die er hoffentlich niemals verlieren würde.
„Probiert mal die Medias!“, kommandierte Enéas, der nun in die Bahn und damit auch vollkommen in sein Element als Trainer getreten war. Eigentlich galt das ja eher für die Vierbeiner und sein einziger Zweibeiniger Schützling war nun mal ich, aber wir kamen in dieser Hinsicht einfach klar und schätzte ich es ungemein, dass er ob meiner Unsicherheit nun in diese Rolle schlüpfte.
So folgte ich seinem Kommando, parierte Zlatan wieder flüssig zum Schritt durch, ohne den Übergang über den Trab zu wählen, da der in der Doma Vaquera ja eigentlich nicht existierte, es gab nur den Schritt und den Galopp, alles andere war nur Mittel zum Zweck während des Ausbildung. Ich lenkte Zlatan in die Mitte des oberen Zirkels, verlagerte mein Gewicht minimal und ließ die Zügelhaltung unverändert, eine kleine Schenkelhilfe später hob der Wallach die Vorderhand in einer flüssigen Bewegung um 180° um die Hinterhand, vollkommen entspannt im Schritt nun entgegen gesetzt der Anfangsrichtung schreitend. Freudig lobte ich ihn mit der freien rechten Hand, was mir ein aufmerksames Ohrenzucken des erfahrenen Routiniers entgegen brachte. Alles hier ermunterte mich, mehr zu probieren – es vollkommen auszukosten.
Ich ließ ihn also wieder angaloppieren und forderte einige der Lektionen, die ich mich zuvor nicht getraut hatte: Erneut die Media Vueltas, nun aber im Galopp, die Pirouetten, die noch nicht ganz rein ausgeführt waren, mit denen wir aber immer kämpften, das Vorpreschen und Rückwärtsrichten. Zlatan absolvierte all das was ich forderte mit größtem Elan, er ging voran, reagierte fein und scheute nicht mir zu zeigen, wenn eine Hilfe uneindeutig gegeben war. Ich genoss es in vollen Zügen.

„Für den Trab seid ihr euch zu fein, he?“, riss mich schließlich eine Stimme aus meiner Trance, die auch dann nicht aufgehört hatte, als ich Zlatan im Schritt trocken ritt. Ich wandte mich um, den Erzeuger dieser Worte zu erblicken und sah Rudi neben einem grinsenden Enéas stehen.
„Sagt der Springreiter.“, erwiderte ich lachend und parierte Zlatan auf Höhe der beiden Männer zum Stand. Der Wallach schnaubte und kaute angeregt auf dem Gebiss, während ich die Zügel komplett lang ließ und zu den beiden Zuschauern sah.
„Da hast du nicht ganz unrecht. Aber im Ernst, ich hab euch ja noch nie wirklich arbeiten sehen, bei euch gibt’s alles nur im Schritt und Galopp, richtig?“, erkundigte sich Rudi interessierte und strich Zlatan über den vom Schweiß doch etwas gezeichneten Hals.
„Ja, genau. Der Trab wird eigentlich nur in der Ausbildung genutzt, in der eigentlichen Arbeit dann gar nicht mehr. Deswegen ist der bei Vaquera Pferden auch so unheimlich flach, weil er einfach nicht ausgebildet wird.“, erklärte ich und schwang mich währenddessen aus dem Prachtstück von Sattel.
„Aber ernsthaft, das sah so aus, als wärt ihr nie getrennt gewesen.“

Ein seliges Lächeln war von nun an auf meine Lippen gemeißelt und man hätte es mir nicht nehmen können, hatte man mein Gesicht mit sonst was traktiert. Ich schwebte ein wenig durch den Tag von dem Moment an, als ich den Sattel wieder verlassen hatte und mein Pferd versorgte, auch wenn ich ihn am liebsten direkt eingepackt und nach Eichenau verfrachtet hätte – so einfach ginge es nun doch nicht, schließlich hatte ich nicht zuletzt erst einmal mit Jana zu klären, ab wann denn ein Platz für meinen Schatz frei wäre. Alles der Reihe nach.

„Ari, du strahlst ja so!“, stelle Bianca neben mir sitzend irgendwann fest, während alle anderen eigentlich auf die Prüfungen im Ring starrten und nur mein Blick wohl ziemlich leer gewirkt haben musste. Ich erschrak ein wenig und lächelte dann verlegen in die Runde, deren Blicke sich nun auf mich konzentrierten. Eine leichte Röte breitete sich warm über meine Wangen aus.
„Ja.“, stimmte ich nun nur ertappt zu und lachte leise. „Ist ja auch ein super Tag.“
„Nun rück schon raus, wer hat dir den Kopf verdreht.“
„Ey!“, verhallte mein zaghafter Versuch mich zu verteidigen im Nichts. „Ich bin vorhin das erste Mal wieder Zlatan geritten.“ Ich lächelte breit, war mir jedoch nicht wirklich sicher, ob alle der Mädels wussten, wer das war. Sicher hatte ich es nur Erin erzählt, das wusste ich noch. „Zlatan ist mein zweites Pferd, was bisher noch hier auf Winter steht, weil er sich von einem Unfall mit mir erholen musste. Aber jetzt sieht es danach aus, als könnte ich ihn schnellstmöglich zu mir holen.“, schob ich also die Erklärung nach und merkte, dass die Freude darüber nicht nur bei mir exklusiv lag.

„… und mit dieser Siegerehrung endet der offizielle Teil des Cups. Wir bedanken uns bei allen Helfern, Startern und Beteiligten, und freuen uns, mit euch ins neue Jahr feiern zu können, wenn ihr wollt. Wir sehen uns dann später!“, tönte es lautstark über die Lautsprecheranlagen, während gerade noch die Sieger des Winter Cups im Springen mit ihren Pferden die Bahn verließen. Auch die Zuschauerränge lehrten sich rapide, es herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung und niemand hielt sich damit auf, sich von anderen zu verabschieden, würde man sich wohl eh wenige Stunden später auf der Gala wiedersehen, um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen. So stand auch ich von meinem Platz auf den Rängen auf, winkte den anderen Eichenau-Mädels noch kurz zu und machte mich dann auf den Weg hinter einem der wenigen Pferdehintern her, die noch in Bewegung um die Halle waren.
„Hey, Iven!“, rief ich dem Dunkelhaarigen zu, der gerade einen ähnlich dunkel schimmernden Fuchs über den Hof führte. Um den Hals des Fuchses baumelte eine Schärpe, an der Trense prangte die Schleife, die munter wippte, als sich Zwei- und Vierbeiner zu mir umwandten. Ich schloss zu den beiden auf und verwickelte Iven in eine muntere Umarmung, die ihn – gelinde gesagt – vollkommen unvorbereitet traf. „Heeeerzlichen Glückwunsch zum Titel!“
Der Dunkelhaarige breitete sein verhaltenes Lächeln auf ein verschämtes Grinsen aus. „Danke.“ Kurz schien es, als wolle er sich mit der Hand verlegen durch die Haare fahren, dann fiel ihm wohl ein, dass in der einen Hand der Helm und in der anderen die Zügel des nun langsam ungeduldig werdenden Dunkelfuchs weilten. „Falcon und ich haben uns endlich richtig zusammen gerauft.“
„Das habt ihr wohl.“, stimmte ich zu. Zwar wusste ich bei weitem nicht so viel über die hiesigen Reiter und die Zusammenarbeit mit ihren Pferden, aber ich hatte doch einiges mitbekommen, während Zlatan hier untergestellt war. „Darf ich euch ein Stück begleiten? Rudi wollte mich nachher einsammeln.“
„Ach stimmt, du schläfst heute bei uns, richtig?“, nickte Iven und steuerte einen Stalltrakt an, in dem vorwiegend Hengste untergebracht waren. „Rudi hatte das erwähnt, schön. Dann hast du es nachher auf jeden Fall nicht weit und einer feuchtfröhlichen Neujahrsparty steht rein gar nichts im Weg. Irgendwer von uns trägt dich schon heim.“
Nun war es an mir, verlegen zu lachen. „Ich hoffe, das wird nicht nötig sein, aber sehr beruhigend.“ Ich folgte dem schweigsamen jungen Mann in die Stallungen und machte mich ein wenig nützlich, damit ich nicht vollkommen sinnlos herum stand. Der dunkle Hengst betrachtete mich derweil mit einer Mischung aus Neugier und Argwohn, so beschränkte ich mein Handeln darauf, Iven die Ausrüstung abzunehmen und ihm tragen zu helfen. Er händelte all das mit einer solchen Ruhe und Gewissenhaftigkeit, dass ich mich immer schlechter fühlte, dem Team der Winters anfangs mit einem solchen Misstrauen entgegen getreten zu sein, einfach nur aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit Turnierreitern im englischen Bereich. Aber hier, und das sah man nicht zuletzt an Iven, der es sich niemals hätte nehmen lassen, nach einem solch fulminanten Sieg, seinen Vierbeiner selbst, und das mit größter Sorgfalt, zu versorgen, hatte ich mich gewaltig getäuscht.
„Ihr habt mein Bild von Turnierreitern ganz schön über den Haufen geworfen, weißt du das eigentlich?“, platzte es irgendwann aus mir hinaus, nachdem wir eine ganze Weile geschwiegen hatten, während Iven das Fell des Dunkelfuchses überputzte.
„Hm?“, kam es nur, stilecht wie es nur sein kann, von dem schweigsamsten Mann, der mir je begegnet war, zurück – begleitet jedoch von einem verwunderten Blick über den Rücken seines Vierbeiners zu mir.
„Als ich Rudi das erste Mal getroffen hab, auf diesem Ausritt vor zwei Jahren, war ich … gelinde gesagt, offen feindselig, sobald ich hörte, dass er Berufsreiter ist. Ich hatte kein wirklich gutes Bild von eurem Berufsstand.“, druckste ich ein wenig herum, schien es mir aber von der Seele reden zu müssen. Iven hielt in seiner Bewegung inne und sah interessiert zu mir herüber. „Meine eigene Erfahrung war nicht besonders rosig. Du kennst meinen Vierbeiner, oder?“
„Klar.“, entfuhr es Iven lachend. „Glaub es oder nicht, aber ich kenne eher alle Vierbeiner die hier ein und ausgehen, als die Zweibeiner. Und dein Zlatan ist kein Pferd, was man leicht wieder vergisst.“
Auch ich musste ein wenig lachen und Ivens Hengst, Falcon, wandte nun offen neugierig seinen Kopf in meine Richtung. Vorsichtig bot ich ihm meine Handflächen an und fühlte schon bald die samtenen Nüstern auf den selbigen. „Das stimmt. Zlatan ist mal ziemlich erfolgreich in der Dressur gegangen, aber er ist aus einer Linie von Arbeitspferden.“
„Ah, ja, er hatte diesen ganz wilden Mix im Stammbaum, richtig?“, unterbrach mich Iven und ich war, einmal mehr, erstaunt, wie wenig diesem schweigsamen, irgendwie geheimnisvollen Kerl entging.
Nickend bestätigte ich. „Ja. Ein Großteil Lusitano-Blut, deswegen der kräftige Bau. Aber das Temperament und die Wendigkeit kommt aus den Vollblütern, englischen und hispanischen, die eingekreuzt werden. Das perfekte Arbeitspferd. Aber irgendwer kam auf die Schnapsidee, dieses Pferd in die hohen Dressurprüfungen zu schmeißen und wunderte sich dann, als er mit dem Gangwerk irgendwann an die Grenzen geriet. Das mit Gewalt zu erzwingen stellte sich als ziemlich dumme Idee heraus.“ Ein leises Seufzen entfuhr mir bei dem Gedanken, was mein Pferd alles hatte durchmachen müssen, bevor ich ihn zu mir geholt hatte.
„Er machte dicht, hm?“, traf Iven den Nagel auf den Kopf. Ich nickte.
„Komplett. Ließ nachher nicht mal mehr einen Reiter auf den Rücken. Dauerte eine ganze Weile, bis ich ihn so weit hatte, aber … und das geb ich mehr als gerne zu, ich hatte viel und großartige Hilfe von Enéas und Adriano.“
„Ah, daher kennt ihr euch! Das wusste ich tatsächlich noch nicht.“, gab Iven zu und schloss die Boxentür. Er steckte dem Dunkelfuchs noch eine Karotte zu und auch ich wagte es, ihm noch einmal über die Nase zu streichen. „Er mag dich.“
„Hm?“, machte ich verständnislos.
„Falcon mag dich. Er zickt sonst gerne und besser als jede Stute, aber er scheint dich zu mögen.“
Eine leichte Röte legte sich auf meine Wangen, als wir nun gemeinsam den Stalltrakt verließen und die Wohnung der jüngeren Bereiter von den Winters über einem der anderen Stallgebäude ansteuerten.

„Ich hab da mal wen mitgebracht.“, rief Iven in die Wohnung hinein, die vor allem von einem riesigen Wohnraum dominiert wurde. Auf den großzügigen Sitzgelegenheiten lümmelten Rudi, der Dressurreiter Tommy, Lorenz, der im ständigen Wettstreit mit Rudi und Iven stand, und die beiden Mädels Norah und Jule herum, die ich auch schon von vorherigen Besuchen kannte.
„Hi zusammen!“, mutete ich fast schüchtern an und winkte in die Runde, doch es dauerte nicht lange, da wurde ich von einer Umarmung in die nächste gereicht, denn bisher hatte ich ja wirklich nur Rudi und Iven getroffen.
„Schön, dass du mit uns feierst, Ari!“, strahlte Jule mir entgegen und ich erwiderte ihr Lächeln.
„Danke, dass ich mit euch feiern darf. Ich hab auch ein wenig Verstärkung mitgebracht.“, gab ich zu und erntete interessierte Blicke.
„Ach ja, wie ists denn auf dem neuen Hof? Alle gut angekommen? Und was macht der Job?“, sprudelten nun die Fragen nur so auf mich ein und Rudi schubste mich erst einmal in Richtung einer der Sofas.
„Alles wunderbar. Ist eine total durchgemischte Gemeinschaft von verschiedensten Reitweisen, mein Ico ist auch gut angekommen und mischt ab und an die Herde mal etwas auf und mein Job ist klasse. Hab sehr viel Freiheiten, bin aber trotzdem ein wenig an den Ort gebunden.“, führte ich nach und nach meine Antworten auf die Vielzahl der Fragen aus.
„Wir hätten dich ja auch sehr gern hier her gelockt, aber das Jobangebot war wohl besser.“, witzelte Rudi und schenkte mir ein freudiges Lächeln.
„Ja, schon. Aber wenn ihr mal in der Gegend seid, kommt auf jeden Fall mal rum.“, lud ich die Jungreiter ein und kam nicht umhin, mich einfach noch pudelwohl zu fühlen, auch wenn ich das niemals erwartet hätte.

„So, wem muss ich nun noch die Krawatte binden?“, eine strahlende Jule schwebte in das Wohnzimmer, während Norah und ich ihr kichernd folgten. Wir alle hatten mittlerweile die Abendgarderobe angelegt und Norah hatte es nicht nur bewerkstelligt ihre eigene dunkle Mähne zu bändigen, sondern auch noch die unseren. Nun eroberten wir gemeinsam, schick wie selten, das Wohnzimmer zurück, in dem die Jungs schon warteten – mit einem triumphalen Grinsen auf den Lippen.
„Ha! Mir nicht!“, lachte Lorenz und zupfte an der vorgebundenen Fliege, die sich auch bei den anderen Herren der Schöpfung wieder fanden.
„Ihr lernt dazu, ich bin erstaunt.“, teilte Jule sogleich wieder aus und schaffte es dennoch, das mit einem charmanten Grinsen nicht gemein wirken zu lassen. „Dann wollen wir mal, oder?“

Der Wind wehte eisig um meine Knöchel, die ich zum Schutz meines Kleides freilegte, während wir über den Hof zum Festgelände in der kleineren der beiden Reithallen, die bereits herrlich hergerichtet war und mehr einem Ballsaal ähnelte, als von ihrer eigentlichen Nutzung zu zeugen, gingen. Mich fröstelte es ein wenig, bestach mein vorn zwar recht hoch geschlossenes Wasserfallkleid durch einen durchaus neckischen Rückenausschnitt, der lediglich von Spitze gerahmt wurde. Rudi bemerkte mein Schaudern und zog mich ein wenig an sich. „Ist nicht mehr weit und drinnen sorgen wir schon dafür, dass dir warm wird.“
„Ist das eine Drohung?“, lachte ich und hörte, wie die anderen hinter uns in das Lachen einfielen.
„Darauf kannst du dich verlassen.“

Die Musik bildete eine herrliche Atmosphäre, unterstützt und verfeinert von fernem Stimmengewirr, dem Klirren von Gläsern und allem voran: heiterem Gelächter. Es herrschte ausgelassene Stimmung, entspannte, aber sehr ausgelassene. Überall standen mal kleine, mal größere Grüppchen von Personen, die sich in angeregten Gesprächen befanden, unterbrochen von anderen, die die Tanzfläche oder die Theke ansteuerten und manch andere betrachteten einfach nur die sich geschwind bewegenden Paare auf der Tanzfläche. Ab und an erblickte ich da auch die dunklen Locken Jules, die sich mit Lorenz über das Parkett bewegte und sich geschickt von ihm führen ließ.
„Ich finds schön, dass die zwei die Lust am Tanzen nicht verloren haben.“, ertönte es plötzlich neben mir und ich drehte mich erstaunt zu Enéas um, während ich auf die bestellten Getränke wartete.
„Wie meinst du das?“, fragte ich interessiert und legte den Kopf ein wenig schief.
Enéas begann mit einem Schulterzucken. „Lorenz Ex-Freundin und er haben die Tanzfläche immer vollkommen erobert. Jule lernt es langsam mit Lorenz, ihr ehemaliger Freund war nie der Tanzbär.“ Langsam dämmerte es mir ein wenig. „Das war Lorenz Bruder, richtig?“ Enéas nickte. „Dann ist es wirklich schön, die beiden nun tanzen zu sehen.“, stimmte ich nun zu und sah lächelnd zu dem ungewöhnlichen Tanzpaar, das sich gerade herzlich lachend durch die anderen Tanzenden bewegte.
„Du kommst mir aber auch nicht ohne einen Tanz davon, heute Abend.“, drohte Enéas mir lachend und ich nickte.
„Da komm ich definitiv drauf zurück. Magst du mich zu den Eichenau-Mädels begleiten?“

„Ob wir Jana überzeugen können, nächstes Jahr auch so eine Sause zu halten?“, spekulierte Bianca neben mir, ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen. Ich lachte.
„Das sollten wir mal versuchen. Oder wir schleifen einfach allesamt nächstes Jahr hier her!“, sponn ich denn Plan ein wenig weiter und fiel erneut in ein leises Lachen. Ich ließ den Blick ein wenig durch den Raum schweifen, während ich mein Glas Sekt an die Lippen hob. Enéas stand noch immer bei unserer kleinen Gruppe von Eichenauern und war in ein angeregtes Gespräch mit Erin vertieft, wo sie sich wohl über die verschiedenen oder doch recht ähnlichen Ausbildungsweisen unterhielten. Jedenfalls konnte ich mir das vorstellen – vielleicht unterhielten sie sich aber auch gerade darüber, wie eine Kernfusion funktioniert, Enéas traute ich alles zu.
„… Ari?“
„Hm? Was?“, irritiert drehte ich mich um und suchte nach dem Rufenden.
„Ari, es kann wirklich nicht angehen, dass du und deine Gäste hier die ganze Zeit nur herum sitzen. Tanzt mit uns!“, Rudi hielt mir eine auffordernde Hand entgegen und grinste schelmisch, während Lorenz Bianca neben mir aufforderte und Tommy samt Jule Stefanie und Sinan ermunterten, uns auf die Tanzfläche zu folgen. Ich lachte über so viel Engagement, stellte mein leeres Glas auf den Tisch und ergriff erfreut lächelnd Rudis Hand.

Paare bewegten sich flink und geschickt durch die anderen, die es vielleicht etwas langsamer angehen lassen. Manche Paare schienen sich gar nicht mehr um die Musik zu scheren, bewegten sie sich doch so eng und langsam, dass es die fröhlich-muntere Musik gar nicht mehr widerzuspiegeln schien. Iven und Norah waren eines dieser Paare, an denen wir uns immer wieder vorbei bewegten und die scheinbar alle Welt um sich herum vergessen hatten. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, es war unfassbar schön, solch eine Vertrautheit mit anzusehen und doch spürte ich einen leichten Stich des Neids in der Magengrube. Meine Miene verfinsterte sich kurz ob dieses Stichs und ich schalt mich innerlich selbst, dass ich eine solche Gefühlsregung der Missgunst zugelassen hatte, obwohl ich Iven nur das Beste gönnte. Mit einem Seufzen entließ ich meine innerliche Zerrissenheit – und fing die Aufmerksamkeit Enéas.
„Alles gut?“, drang seine Stimme leise, gedämpft, ja nahezu vorsichtig zu mir. Seine dunklen Augen blickten mich aufrichtig und in Erstaunen erhobenen Brauen an.
Ich lächelte ein wenig unsicher und nickte. „Ja, nur ein wenig hin und her gerissen.“
Er legte den Kopf ein wenig schief und bugsierte mich zur Seite der Tanzfläche, wo wir zwar aufhörten uns zum Takt zu bewegen, jedoch den Abstand zwischen uns nicht veränderten. Die Musik hüllte uns wie in eine schützende Decke und verlieh ein wenig Privatsphäre, obwohl wir in einem Raum mit fast hundert Leuten standen. Enéas sah mich auffordernd an und ich wüsste, dass keine Frage folgen würde, wenn ich nicht antworten wollte.
„Momentan weiß ich noch nicht so recht, wo ich nun wirklich angekommen bin.“, gab ich kleinlaut zu und spielte ein wenig mit einer meiner Haarsträhnen.
„Darf ich ganz ehrlich zu dir sein?“, fragte Enéas vorsichtig und erntete ein Nicken meinerseits. „Du bist längst angekommen, aber nicht hier. Was dir fehlt, ist Zlatan und der kommt in ein paar Wochen nach, versprochen.“
Lächelnd blickte ich zu meinem Trainer, der mittlerweile so viel mehr geworden war als das, auf und fühlte, wie ein wenig Ruhe in mir einkehrte. Enéas schaute noch einmal rückversichernd auf mich und führte mich schließlich zurück auf die Tanzfläche.
Wir mischten uns wieder unter die Tanzenden, wechselten ab und an die Partner und bewegten uns mit jedem Tanz ein wenig mehr in das neue Jahr hinein. Die Musik spielte mit uns, ließ uns mal schneller, mal ganz ruhig mit den anderen über das Parkett gleiten. Mal wich man geschickt aus, mal stieß man zusammen und lachte es gemeinsam weg.

Im Sommer hätten sich wohl die ersten Sonnenstrahlen langsam über die Hügelketten geschoben, doch nun lag der Hof noch immer in wohliger, aber kalter Dunkelheit. Unsere Schritte hallten ein wenig in der Stille, die nur ab und an noch von Böllerklängen unterbrochen wurde, die Stalltür knarzte mühselig, als beschwerte sie sich, die kalte Luft hinein lassen zu müssen und mir entwich ein leises geheimnisvolles Kichern.
„Meinst du echt, das ist ok?“, flüsterte ich Rudi zu und schlüpfte nach ihm in das Stallgebäude hinein, das mich sogleich mit dieser Luft empfing, die nur in einem Stall zu finden war: warme Luft, triefend vom Strohgeruch und dieser feine Hauch, der dich Pferde erahnen ließ.
„Klar. Entweder sieht es keiner, ich meine, mal ehrlich, wer ist denn jetzt im Stall?“, Rudi unterbrach sich selbst mit einem leisen Kichern als er die Ironie bemerkte. „Und selbst wenn, mein Bloody steht auch da hinten. Außerdem darfst du ja wohl dein Pferd besuchen.“
Ich nickte etwas beruhigt und spürte doch – obwohl wir ja eigentlich wirklich nichts zu befürchten hatten, wie mein Herz mir bis zur Kehle schlug. Ich kicherte erneut – das musste eindeutig der Alkohol sein, der mich so albern machte, und steuerte auf die Box meines dunklen Wallachs zu. Vorsichtig hob ich mein Kleid etwas an, als ich in die Box schlüpfte und mich zu dem Schwarzbraunen gesellte, der träge in den Kopf hob und leise brummelte, sobald er uns entdeckte.
„Hallo mein Schöner.“, murmelte ich leise und nahm den Kopf meines liegenden Wallachs vorsichtig in beide Hände, um ihn gebührend zu begrüßen. Hinter mir raschelte etwas und sowohl Zlatan, als auch ich wandten uns beinahe ertappt um, nur um Rudi zu erblicken, der sich einen Strohballen zur Boxentür getragen hatte und sich nun darauf niederließ. Er hatte den Ballen so geschickt in der Box platziert, dass auch ich mich neben in niederlassen konnte, ohne jedoch das Kraulen von Zlatans Kopf aufgeben zu müssen. Vorsichtig legte Rudi mir sein Jackett um die Schultern und zog mich ein wenig an sich. Ich ließ es zu und lehnte mich sanft an seine Seite, während Zlatan seinen Kopf halb auf meinem Schoß und halb auf dem Strohballen platzierte. Ich lächelte leise, unauffällig und ließ mich vollkommen von diesem Moment der Vertrautheit einfangen – widerstandslos ergab ich mich dem Gefühl, gar nicht irgendwo ankommen zu müssen, wenn nur das Umfeld stimmte. Und das tat es – hier in diesem einzigartigen Moment, genauso wie Zuhause auf Eichenau. Zuhause.

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