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  • #14 ConfusionDatum10.01.2021 14:50
    Thema von Natsch im Forum Past

    CONFUSION

    WHEN IT'S REAL, YOU'LL KNOW IT.
    YOU WON'T BE CONFUSED ABOUT IT.


    Ein leises Seufzen rollte über meine Lippen, mein Blick starr auf das Handy gerichtet, welches vor meinen Füßen auf dem frisch geputzten Pakett lag. Jared war da gewesen, beziehungsweise, er war noch da und lag in meinem Bett, den Rausch des Abends ausschlafend. Ich wusste noch nichts mit dem anzufangen, was er mit versucht hatte zu erzählen. Wusste nicht, wieso er so litt und warum er nicht so offen und ehrlich, reif, damit umging, wie mit all den anderen Dingen. Seine reife, überlegte und vollkommen durchdachte, nahezu weise Art hatte ihn ausgezeichnet, für mich zu einem wichtigen Glied in der Kette meines Lebens werden lassen. Doch nun war ich erschüttert. Nicht ob der Tatsache, dass er es war, der mich an dem regnerischen Donnerstag vor über einem halben Jahr angefahren hatte. Erschüttert war ich über die Art und Weise, wie er damit umging und wie er danach strebte, sich selbst dafür zu bestrafen. Er verabscheute sich auf so eine seltsame Art, dass mich vermuten ließ, dass mehr dahinter steckte als der bloße Unfall. Wieder seufzte ich, wickelte die Bettdecke noch etwas enger um meinen Körper und streckte meine Hand aus um Elly zu streicheln, welche sich Mal wieder zu mir gesellt hatte. "Du weißt auch nicht was mit ihm los ist, hm?", fragte ich den Hund leise und kraulte sie weiter hinter den Ohren, den Blick ihrer treuen Augen in dem Halbdunkel der Wohnung erkennen könnend. Leise, vorsichtige Schritte von ein paar anderen Pfoten ließen mich kurz aufmerken, ehe ich das weiche Fell von Abby an meiner anderen Seite spürte. Das erste Mal, das sie ankam. "Und du?", murmelte ich in die Richtung der weißen Hundedame, meine Hand nachdenklich durch das seidige Fell gleiten lassend. "Du wirst langsam zutraulich..", fuhr ich fort und holte wieder tief Luft, ließ meinen Kopf an die kalte Wand sinken, darauf wartend, dass er aus seinem Alkoholkoma erwachen würde.

    Irgendwann war ich eingeschlafen und wurde erst wieder wach, als die Sonne durch die Fenster brach und geradwegs auf mein Gesicht schien. Die Nase rümpfend, die Augen weiter zusammenkneifend, streckte ich meine steifen Glieder von mich um die Protestlaute von Abby und Elly einzuheimsen. "Jaja...", raunte ich absolut schlaftrunken, ehe ich schlagartig aufschreckte. Jared! Ob er die Chance genutzt hatte abzuhauen? Wieder...? Panik beschlich mich, war ich mir der Gefühle die ich für ihn empfand doch durchaus bewusst. Denn trotz der Verwirrung und der Erschütterung, spürte ich auch noch die Zuneigung und Vertrautheit zwischen uns. Hastig stand ich auf, nur um gleich von meinem Kreislauf bestraft zu werden, der seit dem Unfall immer noch zu kämpfen hatte wenn ich mich ruckartig bewegte. Der Arzt sagte, dass das normal sei - doch für mich war das einfach nur lästig.
    Auf dem Weg in mein Schlafzimmer, stolperte ich über die Stiefel von Jared und konnte mich nur durch einen Griff zur Türklinke vor dem schmerzhaften Aufprall gegen das Holz retten. Schwungvoll ging dadurch jedoch auch die Tür auf. Eigentlich hatte ich es langsam, fast schon andächtig tun wollen, war es doch das erste Mal gewesen, dass er bei mir geschlafen hatte, aber wieso sollte es schon meinem Wunsch entsprechen, wenn der Grund für sein erscheinen schon nicht jenem entsprach? Fast schon fühlte ich mich um diesen Morgen betrogen. Nachdem ich mich gefangen hatte und mein Kreislauf wieder rundlief, schaute ich zu meinem Bett und konnte mit Erleichterung feststellen, dass er noch da war. Er schlief einen unruhigen Schlaf, aber er war da. Nicht wieder verschwunden - er würde sich mir stellen müssen.
    Mit langsamen Schritten ging ich auf mein Bett zu und setzte mich auf die Kante, wenige Zentimeter von ihm entfernt. Trotz der Sonne schien er noch nicht gewillt zu sein, aufzuwachen. Sachte strich ich ihm durch das Haar, über seine stoppelige Wange und blieb letzten Endes mit Zeige - und Mittelfinger auf seinen Lippen hängen. Mein Herz schlug höher und das Blut schoss mir in die Wangen. Ich hatte ihn so gern. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass das mit uns klappen würde. Ich wünschte es mir auch noch immer, doch die Angst oder eher die Vorahnung, dass er dies nicht zulassen würde, herrschte in mir vor.
    Langsam regte sich etwas neben mir, mein Blick klärte sich wieder und automatisch zog ich meine Hand zurück. Ein sanfter und zugleich bestimmter Druck hinderte mich jedoch daran, gänzlich zu weichen. Jared hatte mein Handgelenk umfasst und zog mich näher an sich heran. Gewillt das zuzulassen, folgte ich seiner Bewegung, mir der plötzlichen Nähe bewusst werdend. Ich lag auf einmal neben ihm, in einer natürlichen Selbstverständlichkeit schlag er die Decke über mich und schmiegte sich an mich. Unbeholfen umfing ich ihn mit meinen Armen, das leichte Beben spürend, welches von seinem Körper ausging.
    Eine Weile war es still zwischen uns, ich spürte nur das Zittern seines Körpers, spürte wie er das Gesicht in meiner Brust vergrub, als würde er nach Trost suchen. Und erst nach ein paar weiteren Momenten, in denen ich aus dem Fenster starrte und nach Worten suchte, bemerkte ich, dass er weinte. Tröstend fuhren meine Hände daraufhin über seinen Rücken und er versteifte sich sofort. "Lass das...", raunte er gegen meine Brust und hielt kurz darauf den Atem an, als würde er versuchen das Zittern seines Körpers damit zu unterbinden. "Was..?", fragte ich unsicher, fast schon gewillt zurück zu weichen, der Zuneigung und der Intimität dieses Momentes einhalt gebietend. Er antwortete nicht, zog mich nur näher an sich heran und erzählte von dem Unfall, von dem Moment des Aufpralls und die Angst die ihn befallen hatte. Er erzählte von dem Streit zwischen ihm und René, meinem Bruder, als er aufhörte mich zu besuchen und von der Erleichterung, als er hörte, dass ich wieder aufgewacht bin. "Aber wieso hast du aufgehört mich zu besuchen?", fragte ich ihn mit leiser Stimme, angst habend, zu viel zu sagen und den Moment zu zerstören. Doch darauf antwortete er mir nicht direkt, sondern er zog sich hoch, schaute mir einen Augenblick lag in die Augen. Viele hätten gehofft vielleicht eine Antwort in jenen zu finden, doch ich verlor mich einfach in dem strahlenden Blau seiner - von der alkoholreichen Nacht und dem weinen - geröteten Augen. "Es tut mir Leid.", fuhr er fort und umfasste mit seinen rauen Händen mein Gesicht, ehe er seine Lippen auf meine presste und mich mit in einen berauschenden Strudel sog. Seine Lippen schmeckten nach Whiskey und kaltem Qualm, doch es war mir egal. Sehnsüchtig nahm ich ihn in Empfang, schob mich unter seinen verkaterten Körper und schlang meine Beine um seine Hüften, die Erregung spürend die uns beide schlagartig ergriff. Rau atmend folgte er meiner stummen Forderung, wanderte mit seinen Lippen über meinen Hals und mein Dekolleté, immer tiefer. Flehentlich bog sich mein Körper ihm entgegen und ich verlor mich in seinen Berührungen und in unserer Lust.

    Es war später Nachmittag als ich am Stall ankam. Jared hatte mich, Abby und Elly dort abgesetzt und das verwegene Schweigen war schnell der Normalität gewichen, auch wenn ich wusste, dass jetzt nicht alles beim Alten sein würde. Unser Weg würde lang sein und sofort enden, sollte einer von beiden aufgeben. Unsere gemeinsame Zukunft lag im Dunkeln.
    "Da bist du ja! Ich hab früher mit dir gerechnet!", hörte ich Julia's Stimme sagen und begrüßend strich sie einmal Elly über den Kopf, während Abby Mal wieder das weite suchte. "Vielleicht sollte ich für sie Mal eine Schleppleine kaufen..", überlegte ich laut, ehe ich mich zu Julia umdrehte und sie schwach anlächelte. "Jared war d...", sofort unterbrach sie mich. "Was?!", sie spuckte das Wort beinahe aus, während sie mich fordernd betrachtete. "...da.", beendete ich meinen Satz noch ehe ich ausholte und von unserem Gespräch erzählte. Auch das er es war, der mich angefahren hat, mein Bruder mir jedoch sagte, dass das ein Unbekannter gewesen war. Julia seufzte schwer und bließ danach die Wangen auf. "Wow... Und?", fragte sie weiter und ich hob leicht die Schultern. "Keine Ahnung, ich möchte trotzdem mit ihm zusammen sein - es war schließlich ein Unfall...", Julia nickte verständnisvoll auf meine Worte. Gemeinsam setzten wir uns in Bewegung und gingen in Richtung der Stallungen. "Wir haben eben miteinander geschlafen.", sagte ich dann mit einem peinlich berührten Blick, gerade, als uns der Geruch von frischem Heu in die Nase stieg. Julia verschluckte sich an dem Wasser welches sie gerade trinken wollte. "WAS? WIE WAR'S? UND VOR ALLEM HÄ? WIR KAMS DAZU?", das erste Mal, dass ich heute herzhaft lachte und natürlich erzählte ich Julia alles.
    Giggelnd und kichernd machten wir uns dann daran, Easy Going und Samir zu putzen. Der Araberhengst, der die 'Prozedur' schon kannte, genoss langsam diese Art der Zuwendung und konnte immer länger ruhig stehen bleiben, auch wenn ihm wahrscheinlich 1000 Dinge in den Kopf gekommen waren, die in diesem Moment spannender gewesen wären.

    Zusammen ließen Julia und ich Samir und Easy Going in der Halle laufen. An einer langen Seite hatten wir typische Freispringen-Hindernisse aufgebaut durch die wir die beiden Pferde springen ließen. "Ein bisschen Sprungtalent hat der Kleine ja schon...", sagte Julia und beobachtete wie der junge Hengst die drei Hindernisse galant nahm. "Wenn er 5 ist starten wir mit seiner Ausbildung. Ist zwar etwas spät, aber mir ist lieber wir bauen erst noch etwas Rückenmuskulatur auf - außerdem will ich erst wieder fit sein.." - "Natürlich, klar.", stimmte sie mir zu. "Irgendwann würde ich auch Easy gerne wieder richtig reiten, aber dafür fehlt mir im Moment noch die Kraft.", seufzte ich und spürte wie Julia mir den Arm um die Schulter legte. "Das wird schon, fang ruhig an und kämpf dich langsam zurück. Er läuft dir schon nicht davon..", wieder lächelte sie. "Für den Anfang wäre er wahrscheinlich eh die Beste Wahl - bei wem würde es wohl noch leichter gehen, als bei Easy?", ich zwinkerte Julia zu und wir beide lachten über diesen schlechten Wortwitz.
    Dann trieb ich Samir wieder in die Gasse und ließ ihn über die drei eher kleinen Hindernisse springen. "Super, Dicker!", lobte ich den jungen Hengst und rief ihn zu mir, die typvolle Stirn des Arabers streichelnd. "Er hat super viel von Saruk..", sagte ich zu Julia, als Bea um die Ecke kam. "Waren die nicht sogar verwandt?", fragte diese und stützte ihre Ellbogen an der Bande ab. "Ja, Saruk war sein Onkel.", erklärte ich mit einem Lächeln und tätschelte den Hals des jungen Hengstes. "ich würde eigentlich sagen, dass das sein Sohn ist... so ähnlich sind sie sich charakterlich..", fuhr ich fort, ehe ich den jungen Hengst wieder fortschickte. "Komm, ein letztes Mal durch die Gasse..", forderte ich den Fuchs auf und schnalste zweimal, was für ihn das zeichen war, anzugaloppieren. "Ich bezweifel, dass das einreiten für dich schwer wird..", erklärte Julia und schaute amüsiert zu Bea.
    Samir galoppierte mit raumgreifenden Schritten auf die Sprünge zu, wagte davor noch einen Bocksprung und riss den konkaven Kopf in daraufhin in die Höhe. Der Schweif ging auch Antennenartig hoch und in der aller seltsamsten Manier, nämlich mit allen Beinen gleichzeitig, sprang er über den ersten sehr sehr kleinen Sprung. Bea, Julia und ich fingen sofort an zu lachen ob dieses durchaus komischen Bildes. "DAS wird ein S-Springer...", lachte Bea mit gutmütigen Spott, ehe sie sich wieder umdrehte und davon ging. Noch immer hörte man sie lachen.

    Nachdem wir die Hindernisse gemeinsam wieder abgebaut und die Stangen verstaut hatten, ließen wir die beiden Jungs noch Wälzen woraufhin der Übermut sie packte und beide quer durch die Halle buckelten und spielten. Julia und ich beobachteten das Spiel der Füchse interessiert. "Er hat ja doch Feuer!", belustigte sich Julia über ihr sonst stets ruhiges Pferd und ich nickte. "Samir hat wohl etwas von sich abgegeben.", fügte ich ihren Worten hinzu.

  • #13 - IntricateDatum10.01.2021 14:47
    Thema von Natsch im Forum Past

    INTRICATE
    WATCHING THROUGH WINDOWS
    YOU'RE WONDERING IF I'M OK



    Ich betrachtete meine Schwester mit skeptischen, zugleich aber auch müden Blick, als ich diese in meiner Küche am Herd vorfand. "Was tust du da?", fragte ich unverblümt und streckte sämtliche Körperteile von mir. "Pfannkuchen!", pfiff sie fröhlich und bedachte mich mit einem kurzen Blick. "Aber du kannst nicht kochen..", beklagte ich mich und blinzelte ihr über die Schulter. Nicole tat empört. "Na nun hör aber mal! Sei froh, dass ich das für dich mache!", schnatterte sie aufmüpfig und rümpfte die viel zu gerade Nase. "Eine Vergiftung ist das letzte was ich jetzt brauch...", sie stieß mir sachte ihren Ellbogen in die Rippen. Ich weiß nicht ob das Koma mich hat zynischer werden lassen, ich einfach durch meinen schlechten Schlaf einen noch schlechteren Tag hatte oder mich die Tatsache, das Jared sich nicht meldete kränkte, auf jeden Fall fiel es mir schwer sachlich zu bleiben. Ach.. und die Pfannkuchen waren scheußlich.

    Nachdem ich einen Pfannkuchen mehr schlecht als recht runtergedrückt habe und meiner Schwester versicherte, dass er doch nicht so schlimm war wie angenommen (auch wenn er es war) zog ich mein Handy aus der Jackentasche und schaute auf den Display. Seit gestern hatte ich keine Anrufe mehr erhalten und Jared hatte immer noch keine Reaktion gezeigt. Verunsichert und in Gedanken verloren knabberte ich an meiner Unterlippe, ehe ich die Augen verdrehte und Jared's Nummer wählte. Der nun schon all zu bekannte Freizeichenton klingelte in meinen Ohren nach, während ich darauf wartete, dass er abhob. Doch er tat es nicht. Frustriert stieß ich den Atem aus und schob das Handy wieder in die Jackentasche. "Geht nicht ran?", fragt meine Schwester als sie meinen Gesichsausdruck sieht. "Nein. Ich geh duschen."

    Frisch geduscht und voller Tatendrang, wenngleich ich mich immer noch sehr steif fühlte, nahm ich Elly und Abby an die Leihne und verließ mit den beiden das Haus. Dabei flogen meine Gedanken immer wieder zu Jared und den möglichen Gründen für seine Abweisung. Selbst Ivo meldete sich noch regelmäßig, obwohl er wusste, dass das mit uns nichts mehr geben wird. Wir bemühten uns sogar um einen kameradschaftlichen Umgang. Sofern sowas möglich war. "Hör auf so zu ziehen, Abby!", beschwerte ich mich dann eher schwach und holte tief Luft, als ich merkte, wie mein Kreislauf absackte. Instinktiv wurde ich langsamer und ging in die Hocke. Abby kläffte, zog an der Leine und beschwerte sich, während Elly angetrottet kam und mir das Knie leckte. In einer anderen Situation hätten mich diese unterschiedlichen Reaktionen amüsiert - so konnte ich mich in dieser Situation jedoch nur über den weißen Hund aufregen. "Abby!", sagte ich so streng wie möglich, doch nach wie vor gab sie keine Ruhe. Während sich mein Blickfeld langsam verschwomm, setzte ich mich auf den warmen Bürgersteig und zog den Kopf zwischen meine Knie. Erst das laute Motorengeräusch, welches neben mir verstummte ließ mich leicht aufmerken. Irgendwelche schaulustigen Idioten konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. "Brauchst du Wasser?", hörte ich eine männliche Stimme fragen und kurz darauf tippte mich derjenige auch schon mit einer großen Plastikflasche an. "Hey!", versuchte er meine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch ich war viel zu sehr damit beschäftigt den blauen und grünen Punkten zu folgen, die sich vor mein Blickfeld schoben.

    Und auf einmal war ich ganz schön nass. Empört und erschrocken holte ich tief Luft und richtete mich ruckartig wieder auf. "Sind Sie eigentlich...", fing ich an und wischte mir das Wasser aus dem Gesicht. "Wenn du halt nicht reagierst und wie ein Schluck Wasser in der Kurve da hockst!", mir fiel seine eher freie Sprachwahl auf, die mich irgendwie amüsierte. "Kein Grund einen gleich vollzumachen!", beharrte ich auf meiner Position und stellte mich wieder auf, etwas wackelig auf den Beinen. Jetzt erst hatte ich Zeit den Menschen, der mich so ungehobelt mit Wasser vollgemacht hatte um meinen Kreislauf wieder auf Trab zu bringen, zu mustern. Er war nur ein paar Zentimeter größer als ich, hatte einen 3mm Haarschnitt und einen Bart in gleicher Länge. Seine Augen waren graublau und wirkten irgendwie.. fröhlich, als würde er sich amüsieren. Seine vollen Lippen waren zu einem halben Lächeln verzogen und sein athletischer Körper in eine schwarze Lederkombination verpackt. "Soll ich dir ein Taxi rufen?", schlug er vor, ich hob jedoch nur abwehrend die Hände. "Schon gut, hast genug getan.", antwortete ich, was er mit einem Zucken seiner Schultern kommentierte. "Okay, scheinst ja wieder einigermaßen Fit zu sein. Dann mach's Mal gut.", war seine lockere Reaktion und er schlenderte zurück zu dem am Straßenrand stehenden Motorrad. Eine sportlich anmutende Maschine. "Lauf nicht so viel in der Sonne rum.. ohne Kopfbedeckung.", tadelte er mich noch, ehe er seinen Helm aufsetzte und das schwarze Visier herunterklappte. Ich nickte mit Trotz im Gesicht, ehe ich mich abwendete und meinen verrückten weißen Hund kurz nahm, während der andere an langer Leine daher schlenderte.
    Was ein Idiot!

    Am Stall angekommen begrüßte mich Julia mit einem besorgten Blick. "Wie siehst du denn aus?", fragte sie mich, denn wenngleich das Wasser schon getrocknet war, wirkte ich dennoch wie ein vom Tornado getrockneter begossener Pudel. Ich seufzte leise und kniete mich hin, um die beiden Hunde loszumachen. Abby stürmte davon, während Elly sich einen schattigen Platz in der Stallgasse suchte. "Ein Idiot hat mir Wasser über den Kopf gekippt.", klagte ich mein Leid und Julia's Blick wurde ungläubig. "Wieso denn das?", sie hob eine Augenbraue, dann gingen wir Seite an Seite zur Hengstwiese. Dabei erzählte ich ihr von der Begegnung und meinem kurzzeitigen Kreislaufproblem. "Du solltest dankbar sein! Du hättest komplett wegkippen können! Vielleicht solltest du dich noch weiter schonen!", Julia's Stimme klang anklagend und besorgt zugleich. Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, beendete sie jedoch ihren Tadel und schluckte den Rest hinunter. "Ich dachte wir gehen heute spazieren, hab mit Zarino seit Ewigkeiten nichts mehr gemacht...", ich ignorierte ihre vorherigen Worte betont locker und streichelte Samir's Stirn der angetrabt kam um sich ein wenig Aufmerksamkeit abzuholen. "Heute hast du Pause...", sagte ich leise zu dem Junghengst, welcher sichtlich entspannt ein Bein entlastete. "Ich hab eine bessere Idee...", sagte Julia und pfiff Zarino zu sich.
    Zusammen gingen wir zu den Putzplätzen. Julia führte Zarino und machte gelegentlich eine Bodenarbeitsübung mit ihm, damit die Langeweile bei dem Roan nicht all zu schnell aufkam. Der große Hengst war beeindruckend und in meinem Zustand war es vielleicht doch nicht das beste mit ihm spazieren zu gehen. Dennoch den Roan anbindend, holte ich tief Luft und versuchte mich zu entspannen. Die Begegnung mit dem Motorradfahrer hatte ich längst verdrängt und gab mich der einfachen Aufgabe hin, das Fell von Zarino von groben Schmutz und Staub zu befreien. Heute wohl geduldiger als sonst, ließ der Bayroan dies ohne ein Zeichen der Langeweile über sich ergehen. Die Mähne kämmte ich kurz durch und auch der Schweif wurde von Knoten befreit. Die Hufe übernahm wieder Julia, die meinem Zustand noch nicht sonderlich vertraute.
    Als Julia wenig später seinen Sattel holte, merkte ich irritiert auf. "Wofür braucht er denn den?!", fragte ich nach und strich Zarino über die Stirn. "Kennst du noch die Führzügelklasse?", fragte mich die Blondine mit einem Lächeln und ich nickte vage. "Du reitest heute aus und ich führe dich dabei.", ich erkannte die Geste die dahinter steckte und musste schmunzeln. "Für dich habe ich sogar den kleinen Halteriemen am Sattel befestigt...", fuhr sie fort und zupfte kurz daran. Mir blieb nichts anderes übrig als darüber zu lachen. Herzhaft zu lachen.

    Nachdem ich mit Hilfe eines Treppchens aufgestiegen war, hielt ich mich artig an dem Halteriemen des Sattels fest und schaute zu Julia herunter. "Und du willst wirklich laufen?", fragte ich sie mit einem feisten Grinsen auf den Lippen. Julia streckte mir die Zunge raus, griff nach Zarino's Zügeln und führte uns vom Hof. Noch im vorbeigehen wunk uns Bea, die sich das Grinsen ebenfalls nicht verkneifen konnte.

    "Ich würde am liebsten direkt wieder voll durchstarten. Diese Pause ist viel zu lang...", stöhnte ich leise und duckte mich etwas, als ein tiefer Ast mir drohte ins Gesicht zu hängen. "Du wirst schon wieder fit. Mach dir keinen Stress, das mit Samir geht doch schon ganz gut. Ihr könnt Bodenarbeit machen - so, dass es dich nicht belastet - und wenn du dann wieder soweit bist, wird das Anreiten umso leichter.", baute mich die große Blondine etwas auf und lächelte zu mir hoch. "Und bis dahin wirst du nur geführt! Denk gar nicht erst daran, wieder in den Sattel zu steigen und direkt Vollgas zu geben!", die Mahnung folgte auf dem Fuße und ließ mich leicht schmollen. "Ja...ja...", ich seufzte.
    Nachdem wir die Militäriestrecke hinter uns gelassen haben - ich konnte mir nicht verkneifen ihr einen sehnsüchtigen Blick zuzuwerfen - kamen wir zu den Stoppelfeldern, die wir im Schritt passierten. Entspannt hing jeder seinen Gedanken nach und wir fröhnten dem angenehmen Wetter welches sicher bald wieder umschlagen würde. Es tat gut im Sattel zu sitzen, auch wenn ich nur geführt wurde und nicht selber das Steuer übernahm. Es war als könnte ich für einen Moment meinen Kummer über meine derzeitige Situation einfach so vergessen und das war eine Menge wert. Zumindest für mich. Außerdem saß ich vorher noch nie auf Zarino, weshalb ein spitzbübisches Lächeln um meinen Mundwinkeln zuckte. Entferntes Hufgetrappel zog dann jedoch unsere Aufmerksamkeit auf sich. Mein Blick glitt über meine Schulter und ich erblickte den nun wohl schon bekannten Palominohengst und dessen Reiter. Ich wusste nicht welche Reaktion oder Gefühl mich zuerst überkam. "Da ist Jared.", sagte ich tonlos und Julia drehte sich in dem selben Atemzug selber um. Jared zügelte den Palomino mitten auf dem Stoppelfeld und taxierte uns. "Was er wohl hat?", Julia war mindestens genauso irritiert wie ich, denn selbst als sie die Hand zum Gruß hob, regte sich der Mittdreißiger nicht. Alles in mir verlangte zu ihm zu gehen und zu fragen, was zum Henker sein Problem sei. Doch bis zu ihm war es ein gutes Stück und ich war sicherlich nicht wahnsinnig genug um Julia die Zügel aus der Hand zu reißen und Zarino dorthin zu schicken. Nein. Ich hatte oft genug versucht mich zu melden und Kontakt zu ihm aufzubauen, jetzt durfte er sich ruhig dazu durchringen zu MIR zu kommen! Aber das tat er nicht. Er wendete seinen Hengst und galoppierte in einem unglaublich entspannten Tempo davon. "Was war denn das?", man hörte die Empörung aus Julia's Stimme und ich wandte den Blick von dem Punkt ab, an dem er vorhin noch gestanden hatte. "Keine Ahnung - aber gut, dass ich nicht die einzige bin, die das alles nicht versteht.", antwortete ich frustriert und lehnte mich an Zarino's Hals. "Komm wir gehen weiter...", auf einmal fühlte ich mich unglaublich schlapp und müde - obwohl vorhin, als ich Jared gesehen hatte, mir das Adrenalin und alle möglichen Glückshormone durch meinen Körper gerast waren. Doch die Euphorie die meinen Körper erfasst hatte, war nun ins Gegenteilige umgeschlagen. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass ich noch nicht wieder fit war.
    Gemütlichen Schrittes gingen wir dann über einen etwas unebenen Weg der uns zum See führte, an welchem wir aber auch nicht lange verharrten. Still und in Gedanken fühlte ich den regelmäßigen Schritten des Roanhengstes nach und versuchte jeden Gedanken an Jared von mir zu schieben. Denn er hatte es eindeutig nicht verdient, dass ich meine kostbare Zeit damit verschwendete, über ihn und sein Problem nachzudenken. Er war nicht einmal Mann genug um mir zu sagen was nicht stimmte oder was falsch gelaufen war. Ob er eine andere Frau kennengelernt hatte? "Alles gut da oben?", fragte mich dann Julia und ich nickte. "Ja klar.", antwortete ich und kraulte Zarino den Mähnenkamm. Ohne, dass ich wirklich etwas davon mitbekam, kamen wir wieder an dem Weg der Militäriestrecke vorbei - doch dieses Mal schenkte ich ihr keine Beachtung. "Denkst du er hat uns nicht erkannt?", fragte ich nachdenklich, sofort wissend, dass das absurd war. Spätestens als Julia ihn gegrüßt hatte, hätte er - wenigstens der Höflichkeithalber - reagieren können. Die Blondine schnaubte und kickte einen Stein auf den Grasstreifen neben dem Weg. "Und ob!", pikierte sie sich. "Vielleicht hat er ja eine Neue?", warf ich die nächste Frage in den Raum und Julia verzog die Lippen zu einer skeptischen Linie. "Kein Grund einen zu ignorieren.", warf sie ein, womit sie auch Recht hatte. Nach dem was ich von Jared mitbekommen hatte, hätte ich nie gedacht, dass er so ein unreifes Verhalten an den Tag legte. Man! Ich war wirklich sauer auf ihn!
    Als wir wieder am Putzplatz ankamen, kamen Bea, Lisa, Sandra und Vivi um's Eck und unterhielten sich aufgeregt über irgendein Thema. Doch just da sie uns sahen und erreichten, verstummte der Chor und besahen uns amüsiert. "Kaum wieder da und schon im Sattel...", seufzte eine der Damen und tätschelte Zarino den Hals. "Hier oben ist es wesentlich bequemer als da unten..", entgegnete ich mit einem vagen Lächeln, ehe ich abstieg und Zarino's Mähne kurz mit den Fingern sortierte. "War es denn wenigstens schön?", fragte Vivi nach und neigte fragend den Kopf. Julia und ich nickten Synchron, sagten jedoch nichts. "Was denn? Haben wir was verpasst auf eurem Schrittründchen?", hakte Sandra nach und kurz erzählte ich ihnen, was passiert war - das Jared da war. "Hä?" - "Wasn Arsch!" - "Also das hätte ich ja nicht gedacht!", die Empörung der anderen Mädels war groß. "Und er sucht nicht das Gespräch? Kann doch nicht sein.", fuhr Bea fort und verschränkte die Arme vor der Brust. "Da ist was faul!", stimmte Lisa ihr zu und schüttelte den Kopf. "Leider spricht er nicht mit mir, also werde ich es wohl nie erfahren.", seufzte ich und strich mit einer weichen Bürste über Zarinos Beine. "Bullshit ist das!", meinte Vivi und klimperte kurz mit ihrem Autoschlüssel. "Ich muss los, aber halt mich auf dem laufenden.", kurz umarmten wir uns, ehe sie in Richtung ihres Wagens verschwand. "Mich auch..", sagte Bea, deren Telefon schon wieder klingelte - woraufhin sie verschwand. "Komm, wir bringen Zarino zurück...", Julia nickte in die Richtung der Wiesen und ich folgte ihr im geringen Abstand.

    SCHICKSAL

    Zuhause angekommen begrüßte mich meine Schwester mit einer überschwänglichen Umarmung. "Wo warst du denn so lange? Ich dachte du wolltest nur kurz zum Stall...", dass es bereits wieder Abend war, hatte ich gar nicht so richtig realisiert. Überhaupt ging die Zeit im Moment wie im Flug vorbei, ganz gleich, ob ich beschäftigt war oder nicht. "Sollen wir was bestellen? Ich soll ja nicht kochen!", man hörte den Vorwurf in ihrer Stimme nur all zu deutlich, doch ich gab mir keine Mühe auf eben jenen einzugehen und nickte. "Pizza fänd ich gut...", antwortete ich während ich mir eine kalte Cola eingoss. Mein Kreislauf hatte den Zucker dringend nötig. Ein seliger Seufzer entrang sich mir, als ich das Glas ansetzte. "Okay, das übliche?", ich nickte wieder, mir vornehmend, sie zu fragen wie lang sie noch bei mir wohnen wollen würde - ihr Mann muss doch langsam vereinsamen! "Ist unterwegs...", sagte Nicole nach einem kurzen Gespräch und überreichte mir dann einen schmalen Zettel. "Hier, den hatte ich in meinen Zeitschriften - ist ein Schuhgutschein für 50MM.", erklärte sie mir und ich stellte mit einem grinsen das Colaglas ab. "Cool! Genau das brauche ich im Moment!", japste ich und eilte zu meinem Laptop um die Online-Shop-Seite des Schuhhändlers meines Vertrauens aufzurufen. Ich scrolle durch den Shop und ein Seufzer nach dem anderen rollte über meine Lippen. "Ich bräuchte neue Pumps..", murmelte ich und dachte an meine alten schwarzen Dinger, deren Absätze ich schon vier Mal hatte reparieren lassen. "Was willst du mit Pumps?", rief meine Schwester aus dem Flur - sie hörte wirklich alles! "Zum Feiern trage ich sie gelegentlich gerne Mal!", antwortete ich und schaute mir ein paar dunkelblaue an, die prima zu meinen neuen - sehr engen - Jeans passten, die ich mir kurz vor dem Unfall gekauft hatte. Ich wollte sie zu einem Date mit Jared anziehen. Jared. Meine Lippen verziehen sich zu einer strengen Linie. Keine blauen Pumps. "Aber Sneakers sind doch viel bequemer!", warf Nicole ein und schaute über meine Schulter in den Online-Shop. "Aber davon habe ich Toooonnen!", jaulte ich und ignorierte ihr getatsche auf meinen Bildschirm. "Lass das!", meckerte ich und sie imitierte eine Ziege. So typisch! "Guck doch Mal die Stiefel!", sagte ich im nächsten Atemzug aber auch schon wieder und holte tief Luft. "Die sind super!" - "Ich find die sehr schlicht. Langweilig.", ihre nüchterne Feststellung.
    Wir diskutierten eine weitere halbe Stunde herum, bis es an der Tür klingelte. "Ich mach schon, wird der Pizzabote sein...", ich nickte und entschied mich - als meine Schwester verschwand - doch für die blauen Pumps. Auch wenn sie mich an das Date erinnerten, das nicht stattgefunden hatte - was eigentlich lächerlich war, weil ich sie eben erst entdeckt hatte. Aber die Jeans..., jammerte es in meinem Kopf - heute war nicht mein Tag. Dennoch zufrieden klappte ich den Laptop zu und trat in den Flur, meine Schwester unterhielte sich mit dem Pizzaboten während sie die Bestellung bezahlte. Plötzlich trat eine zweite Gestalt in den Türrahmen. "Jared?", ich hole merklich tief Luft. Er schwankt leicht, meine Stirn kräuselt sich. "Hast du getrunken?", er nickt als Antwort. "Und Leah?", fragte ich nach seiner Tochter. "Großeltern.", war seine einfache Antwort.
    Was war hier nur los?

    SECRETS STOLEN FROM DEEP INSIDE

  • #12 - OblivionDatum10.01.2021 14:45
    Thema von Natsch im Forum Past

    OBLIVION
    DER OZEAN KENNT KEINE VÖLLIGE RUHE
    DAS GILT AUCH FÜR DEN OZEAN DES LEBENS


    Dienstag, 12.05.2015 - erste Reaktion
    Mein Kopf fühlte sich leer und bleischwer an als ich ihn auf meinem harten Kissen zur Seite neigte und mit geschlossenen Augen in die Richtung schaute, aus der ein nervtötender, heller Ton kam. Mein Wecker? Irgendwie hatte ich ihn weniger mechanisch dafür aber lauter in Erinnerung gehabt, aber ich könnte mich auch irren. Nach dem Knopf tastend, murmelte ich irgendetwas unverständliches, ehe mein Arm wieder kraftlos herunter sackte. Das Piepen ließ nicht nach, aber ich war zu müde um dem ein Ende zu setzen. Neben dem nervtötenden Geräusch spürte ich auch auf einmal schlagartig ein trockenes Gefühl in meinem Mund, als hätte ich stundenlang auf einem Stück Pappe herumgelutscht. Genervt fuhr ich mit der Zunge über meine Lippen, was das Gefühl jedoch nicht verbesserte. Eher verschlimmerte. "Mein Gott..", hörte ich meine eigene kratzige Stimme sagen, ehe ich Schritte hörte. Irritiert blinzelte ich gegen das künstliche Licht an - Gott, warum war es so hell? Und warum war jemand in meiner Wohnung? "Willkommen zurück, Nadine.", hörte ich eine fremde Stimme sagen und schirmte meine Augen mit der Hand vor dem grellen Licht ab. "Zurück?", krächzte ich und sackte etwas tiefer in mein Kissen. "Sie lagen ein halbes Jahr im Koma, Nadine..."
     
    Mittwoch, 27.05.2015 - erster Tag Zuhause
    Nach wie vor benommen und nicht wirklich glauben könnend, was passiert sein soll, betrat ich meine Wohnung. Die Angst vor dem was mich dort wahrscheinlich erwarten würde, schluckte ich mühsam herunter. Doch überraschenderweise war alles sauber. Irritiert blickte ich zu meinem Bruder, der mit hochgezogenen Schultern meine Koffer in den Flur stellte. "Ich konnte sie nicht aufhalten. Tut mir Leid.", just in dem Moment strahlte mit meine Schwester entgegen. Sie war 10 Jahre älter als ich, eine gestandene Frau und wohnte eigentlich 500km von uns entfernt. "Was machst du denn hier?", fragte ich entgeistert wie auch erschöpft und fuhr mir fahrig durch das dünn gewordene Haar. "Vorerst auf dich aufpassen...", war ihre lässige Antwort. "Und dein Mann?" - "Den stört das nicht", ich schaute sie einen Moment skeptisch an, ehe ich nickte und mich voll und ganz auf das Gefühl einließ endlich wieder Zuhause zu sein.
     
    Mittwoch, 10. Juni 2015 - Alte Routine?
    Meine Schwester bei mir wohnen zu haben war ein seltsames aber zugleich auch tröstendes Gefühl. Mein Bruder und seine Verlobte schauten häufig vorbei und somit schlichen sich die alten Gewohnheiten ein, als wir noch alle zusammen gewohnt hatten. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und auch wenn alles in mir danach drängte, nach Samir zu sehen, so konnte ich weder meinen Bruder, noch meine Schwester in der letzten Woche davon überzeugen mich zum Stall zu fahren. Auch meiner Mutter hatte ich von meinem Leid am Telefon berichtet, doch sie war ähnlicher Meinung. Von Jared hatte ich noch nichts gehört und er reagierte auch auf keinen meiner Anrufe. Ich wusste, dass er mich im Krankenhaus besucht hatte - später sogar mit seiner Tochter Leah. Aber jetzt schien er nichts mehr von mir wissen zu wollen, eine Tatsache die mich mehr kränkte als ich vermutet hatte. Wahrscheinlich hatte er sich eine andere Frau angelacht. "Heute fahr ich zum Stall..", warnte ich meine Geschwister beim Frühstück vor und hob gleich warnend meine Hand als sie mir widersprechen wollten. "Ich halte es hier drin nicht mehr aus und ich will ja auch nur nach Samir sehen. Ich habe ihn ein halbes Jahr allein gelassen!", das Argument, dass sich die Mädels doch um ihn gekümmert hatten, zog bei mir nicht. "Entweder einer von euch fährt mich hin, oder ich laufe zu Fuß. Ein Spaziergang würde mir eh gut tun.", fuhr ich trotzig fort und streichelte Elly hinter einem ihrer flauschigen Ohren. Auch Elly hatte mich im Krankenhaus besucht - mein Bruder hatte es extra bei dem Pflegepersonal durchgesetzt. Abby betrachtete mich mit dem gewohnten Argwohn, bis die Kleine sich an mich gewöhnen würde, würde es noch eine Weile dauern. Jetzt, da ich so lang nicht dagewesen war. "Ich fahr dich bevor ich zur Arbeit fahre.", verkündete mein Bruder genervt und seufzte schwer, ehe er sein Brötchen belegte.
     
    Eine Stunde später saß ich in dem neuen Audi Q5 meines Bruders, seinen A4 hatte er im laufe der vergangenen Zeit gegen jenen "umgetauscht". "Hast du was von Jared gehört?", fragte ich mein blondes Gegenüber und er hob unbestimmt seine Schultern. "Hast du?", forderte ich und wieder seufzte er genervt, drehte sich mir kurz zu. "Vergiss ihn doch einfach. Er würde sich melden, wenn du ihm etwas bedeuten würdest. Wahrscheinlich war das mit euch beiden für ihn nur ein schöner Zeitvertreib. Gott, er ist schon Vater einer 8jährigen Tochter - was willst du mit deinen nun 22 Jahren von so einem?", etwas geschockt starrte ich meinen Bruder an, sagte dazu aber nichts. Vielleicht hatte er recht?
    Als der Q5 auf den Parkplatz rollte, stieg ich aus noch bevor mein Bruder die Chance hatte den Wagen abzustellen. "Du darfst mich gerne heute Abend wieder abholen.", erklärte ich ihm und schlug die Türe zu. Andächtig sog ich die umliegende, nach Pferden duftende Luft, in meine Nase und streckte einmal meine Arme. "Was hab ich es vermisst..", seufzte ich selig und ging mit schnellen Schritten, die nach all der Zeit teilweise noch etwas ungelenk aussahen, über den Parkplatz direkt auf die Stallungen zu. Julia kam mir strahlend entgegen und zog mich ohne Umschweife in ihre Arme. "Oh Gott, wie geht's dir? Was ist passiert? Wir hörten nur von deinem Bruder, dass du im Krankenhaus im Koma liegst! Natürlich waren wir dich auch besuchen!", ihre Hektik ließ mich schmunzeln und ich drückte sie einen Moment fester. "Mir geht es wieder gut, bin noch etwas schwach auf den Beinen, aber das wird. Ich will gar nicht daran denken, dass ich gewaschen worden bin!", Julia lachte kurz auf. "Ich bin wohl von einem Auto angefahren worden, der Fahrer hat Fahrerflucht begannen, aber so genau kann ich mich daran nicht erinnern. Der Arzt sagte, dass die Erinnerungen mit der Zeit zurück kommen können.", erklärte ich mit ruhiger Stimme und fuhr mir nochmal durch das Haar. "Deswegen steht jetzt erst einmal eine Anzeige gegen Unbekannt.. Hoffentlich kann ich mich noch an irgendetwas erinnern.", fuhr ich nachdenklich fort. "Wie geht es dir? Deinen Pferden UND wie geht es Samir?", gab ich nun endlich dem Inneren Druck nach und zupfte an ihrem Ärmel rum. "Mir geht's gut, meinen Pferden auch und Samir ist nochmal ein gutes Stück gewachsen! Mit seinen vier Jahren macht er ganz schön was her, aber nach deinem 'Verschwinden' hat er auch arg abgenommen. Ähnlich wie du.", Julias prüfender Blick glitt an mir herunter. "Komm, wir gehen ihn besuchen.", schlug sie lächelnd vor und ich harkte mich bei ihr unter.
    Zusammen gingen wir zu der Weide auf der Samir stand, seit er die Fohlenwiese verlassen hatte. Zusammen mit ein paar anderen Hengsten stand er relativ zentral und graste friedlich vor sich hin. "Wow, innerhalb eines halben Jahres ist er erwachsen geworden.", bestaunte ich mein Pferd und seufzte leise. "Tja... sie werden schnell groß..", lächelte Julia und legte einen Arm um meine Schultern. Entspannt aber auch gespannt betrat ich die Wiese und holte einmal mehr tief Luft. "Saaaaaaamiiiiir!", rief ich so laut ich konnte, dabei die Tränen nicht verbergen könnend, die in meinen Augen schimmerten. Der junge Hengst riss überrascht seinen Kopf hoch und spitzte die feinen Ohren. Mit einem lauten wiehern setzte er sich in Bewegung und galoppierte auf uns zu. Gerade noch rechtzeitig wurde er langsamer. "Ich hab mich schon darauf vorbereitet, umgerannt zu werden.", gluckste ich amüsiert und hielt dem fuchsfarbenen Hengst meine Hand hin, welche augenblicklich beschnuppert wurde. Langsam und andächtig strich ich meinem Pferd über den konkaven Kopf und fuhr durch seine strubbelige Mähne. "Der Friseur müsste auch mal wieder kommen, huh?", lächelte ich verschmitzt und kraulte den jungen Fuchs an den Ganaschen, dort, wo ich wusste, dass er es am liebsten hatte. "Sollen wir spazieren gehen?", die Frage galt eher dem Pferd als Julia, die sich jedoch besorgt einschaltete. "Darfst du das denn? Du bist schließlich erst seit einer Woche wieder Zuhause.", ich schaute sie nachdenklich an. "Du kannst ja gerne mitkommen und auf mich aufpassen!", schmunzelte ich gutmütig, keine wirkliche Lust habend, mich auf ein Wortgefecht einzulassen. "Hmm... na gut! Ich nehme Black Eye mit, mit ihm wollte ich eh noch was tun.", erklärte sie mir dann und rief den großen Rappen zu sich.
     
    Zusammen gingen wir an den Putzplatz wo schon Vivi mit New York stand, Samir's "Amazone" die ihm einfach nie Beachtung schenken wollte. "Nadine!", stieß Vivi aus und ließ ihre schwarze Stute stehen und kam auf mich zu. "Wieso hast du nichts gesagt?", der Vorwurf in ihrer Stimme war klar heraus zu hören. "Ich dachte so ist die Überraschung vielleicht größer.", versuchte ich einen minder guten Witz und umarmte sie. "Pfff...", stieß sie aus und auch ihr reflektierte ich kurz wie es mir ging und was eigentlich passiert war. "Hoffentlich erwischen sie den Arsch!", fluchte sie und warf einen ihrer Striegel wütend in ihre Putzbox. Beipflichtend nickten Julia und ich.
    Als ich anfing Samir zu putzen, kamen auch noch Bea, Elaine, Aylien, Anna, Anna-Lena, Ximena, Hanna, Lisa, Maren und Sandra dazu. Auch ihnen erzählte ich von meinen Ausflug ins Krankenhaus und dem Unfall der sich vor einigen Monaten ereignet hatte und je öfter ich davon erzählte, desto schlimmer wurde das Gefühl, einfach "weg" gewesen zu sein und sechs Monate meines Lebens verpasst zu haben. "Wow - das muss ein sehr seltsames Gefühl sein.", stellte Sandra nachdenklich fest und ich nickte beiläufig. "Sehr, ich kann das alles auch noch gar nicht begreifen. Da ich keine Erinnerung daran habe, kommt es mir so vor als wäre ich gestern noch hier gewesen.", fuhr ich fort und griff nach dem Hufkratzer da Samir's Fell schon in der Sonne kupfern glänzte. "Ich glaub wir können dann..", stellte ich fest und betrachtete dem jungen Hengst ausgiebig, ehe ich seinen Strick löste und herum führte. "Er hat echt abgenommen..", bemerkte ich leise "Ich auch!", sagte Julia und griff nach Black Eye. "Dann viel Spaß und Pass uns auf Nadine auf, Julia!", sagten die Mädels im Chor.
     
    Zusammen verließen wir den Hof und gingen erst einmal in Richtung der Militäry-Strecke der ich vor ein paar Monaten noch ganz schmachtend entgegen geblickt hatte. Bis ich wieder richtig reiten können würde, würde wohl noch ein wenig Zeit vergehen. Dementsprechend würde Samir auch noch ein wenig Zeit bekommen bis er dran war. Denn auch wenn ich den ein oder anderen guten Bereiter kannte, so lag mir dennoch am Herzen, auch diesen Schritt mit ihm gemeinsam zu gehen und das Anreiten selbst in die Hand zu nehmen - zusammen mit einem Trainer. Den Blick wieder von der Strecke abwendend, strich ich dem fuchsfarbenen Hengst über den edel anmutenden Hals und drehte mich dann etwas in Julias Richtung. "Und was gibt es bei dir so spannendes was sich in den letzten Monaten getan hat?", fragte ich sie ruhig und wandte den Blick wieder zu Samir, der etwas unruhig wurde. "Ruhig, Kleiner." murmelte er und bedachte das raschelnde Gebüsch mit einem kurzen Blick. "Ich hab mich von Jannis getrennt und habe nun mit Inna Reitstunden.", sagte sie in einem Rutsch und tätschelte Black Eye die samtenen Nüstern. Ich holte einmal tief Luft und schaute sie irritiert an. "Du hast was? Wie ist das passiert?", fragte ich vollkommen perplex nach und bedachte die Ältere mit einem Blick, der keine Ausflüchte zulassen würde. "Er stand auf einmal mit gepackten Koffern da und sagte, dass er das ganze nicht mehr könne. Ich habe zu wenig Zeit für ihn - aber er sagte auch, dass er das verstehen würde, dass ich die Pferde liebe und so viel Zeit hier verbringen würde. Er versteht es, möchte aber nicht weiter auf mich und unsere gemeinsame Zeit verzichten.", erklärte sie mir ruhig, auch wenn man ihr anmerkte, dass sie das ganze noch ganz schön mitnahm. Verständlich. "Und wie lang ist das her?", fragte ich leise nach und hielt in meinen Schritten inne. "Drei Monate.", ich nahm sie in die Arme. Noch ein paar Minuten länger unterhielten wir uns über Jannis und die Beziehung die sie geführt hatten, ehe Julia einen galanten Schlenker Richtung Jared machte. "Keine Ahnung, was mit dem ist. Er meldet sich nicht.", erklärte ich schulterzuckend und rümpfte leicht die Nase, ehe ich kurz tief Luft holte und mich neben dem Reitwegschild, welches uns zurück zum Hof führen würde, auf einen größeren Stein setzte. "Wie er meldet sich nicht? Er war öfters da und hat sogar seine Tochter mitgebracht.", erklärte Julia und betrachtete mich einen Moment besorgt. Ich wedelte mir etwas Luft zu. "Bin nur was müde, es ist so warm und meine Kondition ist gleich Null..", lächelte ich, ehe ich über ihre Worte nachdachte. "Hat mir mein Bruder auch erzählt, er wirkte nicht besonders amüsiert darüber, dass ich nach Jared gefragt hab.", Julia schaute mich perplex an. "Aber eigentlich haben die beiden sich recht gut verstanden... das verwirrt mich.", antwortete sie und ließ Black Eye ein paar Schritte rückwärts gehen, da er unruhig wurde. Samir trat stattdessen von einem Huf auf den anderen und Zupfte an meinen Klamotten. "Lass das!", schimpfte ich müde und zupfte an dem Führstrick, woraufhin er einen Schritt zurück trat und mich mürrisch ansah. "Das alles ist für mich auch ein großes Rätsel.", gab ich ratlos zu und stand wieder auf, mich einmal kurz streckend. "Mein Bruder meinte sogar, dass Jared die Sache mit uns bestimmt nicht weiter ernst gemeint hat und sich deswegen nicht meldet. Er war echt sauer.", erzählte ich weiter und führte den jungen Hengst in Richtung des Hofes. "Das sah für mich aber anders aus..", sagte Julia lediglich und strich sich ein paar ihrer langen Haare hinter ihr Ohr. "Wenn er mir nicht antwortet, werden wir es wohl nie erfahren.", erklärte ich nachdenklich und seufzte schwer.

    Als wir wieder am Hof ankamen, war es schon langsam am dämmern und wir brachten relativ zügig die Hengste dorthin zurück wo sie hingehörten. Noch eine Möhre zugesteckt und ich war erstmals vollkommen zufrieden mit einem Tag seit ich wieder wach war. Es hatte mir gut getan, dass ich zum Pferd und den Mädels gefahren bin, auch wenn ich gerade sehr müde war. "Heute Abend kann ich sicher gut schlafen..", lächelte ich selig während wir die Putzkoffer wegräumten und den Putzplatz fegten. Oder viel mehr Julia, denn das wollte sie mich noch nicht machen lassen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch ca. 30 Minuten Zeit hatte, bis mein Bruder einschlagen würde.

    Aufgabe - Aufräumen
    "Das tat heute echt gut..", sagte ich gähnend und betrat vor Julia das Stübchen. "Kann ich mir vorstellen. Sehen wir dich jetzt wieder öfter hier?", fragte sie vorsichtig und betrachtete mit einem leichten Augenrollen die vielen Teller und Muffinpackungen die über dem Tisch zerstreut lagen. "In unserer Abwesenheit wurde wohl eine Party gefeiert. Aber Ja, ich werde in Zukunft wieder öfter hier sein. Zumindest werde ich versuchen das durchzubekommen.", lachte ich erschöpft und fing an die Teller wegzuräumen. "Jetzt lass das doch!", schimpfte Julia, doch ich streckte ihr nur die Zunge raus. "Lass mich, ich will auch ein wenig am 'Leben' teilhaben.", neckte ich sie und stellte die Teller und Gläser in die Spüle, wo sie dann anfing, sie zu spülen. Währen dessen räumte ich die kleinen Papiere in die Mülltonne und wischte mit einem nassen Lappen über den Tisch.

    "Pferdchen gesehen, Aufgeräumt - man ich bin heute echt gut!", grinste ich und ließ mich auf einen der Stühle nieder. "Ja, übertreib es nicht.", mahnte Julia und reichte mir einen warmen Kakao, ehe wir uns in kleineren Gesprächen verloren.

    OBLIVION IS CALLING OUT YOUR NAME

  • #11 Family - Hoffest #01Datum10.01.2021 14:44
    Thema von Natsch im Forum Past

    FAMILY
    FREUNDE SIND FAMILIE, DIE MAN SICH AUSSUCHT.

    Der Klang meines Weckers riss mich unangenehm aus meinen, eigentlich, doch recht tiefen Schlaf. Heute war das Hoffest und für einen ganz kurzen Moment fragte ich mich, wieso ich mich - als selbsternannter Morgenmuffel - überhaupt für den Job früh morgens zum Aufbau gemeldet hatte. Mein müder Blick glitt zu meinen rot-blinkenden Wecker der vor ein paar Sekunden noch das unangenehm kreischende Geräusch von sich gegeben hatte. 06:00 in der Früh. Das war doch der Wahnsinn. Ein kurzes Seufzen entglitt meinen Lippen und ich Strecke alle meine Glieder von mir. Aus der gewohnten Ecke hörte ein leises Hundeseufzen. "Recht hast du..", antwortete ich auf Ellys Wortlaut und rollte mich auf die Seite, den Lichtschalter neben meinem Bett betätigend. Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnten. Gähnend richtete ich mich auf. Abby lag auf der Decke neben Elly und schien sich von dem Licht nicht weiter stören zu lassen. "Hunger?", fragte ich in die Richtung der Hunde, während ich aufstand und den Knopf für die automatischen Rolladen betätigte.
    Mein erster Gang ging ins Badezimmer, wo ich mich unter die Dusche stellte, in der Hoffnung, dadurch ein wenig wacher zu werden. Nach 20 Minuten Wechsel zwischen warmen und kalten Wasser, kam ich einigermaßen frisch aus der Dusche heraus und schlang mir eines der großen Handtücher um den Körper. Kaffee. Eigentlich war ich kein Freund von Kaffee und ich fragte mich, wieso ich überhaupt eine Maschine und Kaffeepulver daheim stehen hatte, doch da mir das Red Bull ausgegangen war, musste ich auf etwas anderes koffeinhaltiges umsteigen.
    Als ich die Küche betrat, blieb ich wie von Blitz getroffen stehen und schaute fassungslos auf den hellen Fliesenboden meiner neuen Küche. Der Müll aus meiner Restmülltonne war über den ganzen Boden verteilt. "Abby?", rief ich mit strenger Stimme und warf einen Blick über die Schulter in mein Schlafzimmer. Die weiße Hündin schaute kurz auf, ehe sie sich unter der Decke vergrub. "Als gäbe es hier kein Futter...", knurrte ich und nahm mir vor vermehrt darauf zu achten, die Küchentüre über Nacht zu schließen und ihr beizubringen, dass sie ihre Schnauze aus dem Mülleimer raushalten müsste. Ein resigniertes Seufzen war zu hören, ehe ich anfing den Müll wieder in die Tonne zu werfen.
    Eine Stunde später hatte ich geputzt, gefrühstückt und mich für das Hoffest hergerichtet. Pünktlich um 7 Uhr klingelte es an der Tür und ich öffnete Jared mit einem Lächeln auf den Lippen die Wohnungstür. "Hey! Wie gehts dir?", begrüßte ich ihn mit einem leicht nervöses Kribbeln im Bauch, als ich in seine blauen Augen blickte. "Er lächelte offenherzig zurück und nickte. "Alles bestens und wie gehts dir?", stellte er die Gegenfrage und ich gab ebenfalls zurück, dass es mir gut ging. Er schien zufrieden mit der Antwort und zusammen verließen wir die Wohnung. Die Fahrt zum Mystery Hof dauerte keine 5 Minuten mit dem Auto und als wir ihn erreichten, wurden wir schon von Anna begrüßt, die das Hoffest hauptsächlich organisiert hatte.
    "Ihr kommt ja früh aber wie gerufen. Ich wollte schon anfangen und hab ein paar Stühle rausgestellte doch die Tische kann man nur zu zweit anpacken. Und naja...", sie deutete auf das Gebäude vor dem einige Stühle standen. Jared und ich nickten ihre Worte ab und ließen die Hunde los, bevor wir uns aufmachten um die Tische rauszutragen. Gemeinsam und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen gingen wir zu den Tischen und begannen die Arbeit. Anna hatte nicht gelogen mit der Bemerkung, dass die Tische echt schwer waren. Jared versuchte mir die meiste Arbeit abzunehmen. "Sorry...", sagte ich angestrengt, als mir einer der Tische fast aus den Händen rutschte. Er grinste nur und schüttelte den Kopf. "Macht nichts.", antwortete er ehrlich. So ging es weiter bis wir den Großteil der Tische für das Buffet rausgestellt hatten. In der Zwischenzeit waren ein paar der anderen Mädels auch schon aufgetaucht und räumten an verschiedenen Ecken rum, Jared und ich gingen zurück um den letzten Tisch zu holen. "Wir sind wohl die einzigen, die sich an die Tische rantrauen..", bemerkte ich mit einem Blick zur offenen Tür und der 31jährige lachte leise. "Störts dich? Willst du nicht mit mir alleine sein?", fragte er belustigt aber auch ein unterschwelliger Ton, den ich nicht deuten konnte, lag in seiner Stimme. Augenblicklich zeichnete sich eine feine Röte in meinem Gesicht ab. "Ach...", fing ich an, wurde aber von dem intensiven Blick seiner blauen Augen abgelenkt. Sein Näherkommen hatte ich gar nicht richtig wahrgenommen, als ich dann auch schon in seinen Armen lag und er mir mit einem triumphierenden Lächeln immer näher kam.
    Doch bevor unsere Lippen aufeinander trafen, hörten wir ein Rumpeln und ein ertapptes "Ups!", das von der Tür kam. Mein Blick huschte zur Tür und vor mir stand Elaine der ein paar Kartons hingefallen waren die sie, offensichtlich in den Raum für die Tische hatte tragen wollen. "Ich.. wollte euch nicht stören!", sagte sie amüsiert und automatisch wich ich einen Schritt von Jared zurück und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach Quatsch! Wir wo...", ich brach ab, weil jede Ausrede wohl sinnlos und völliger Schwachsinn gewesen wäre. Elaine hatte wohl genug gesehen um zu wissen was passiert wäre.
    Als dann auch der letzte Tisch draußen war, gingen wir zu Dritt zurück zu den Mädels und berieten uns, wie wir den Rest der Vorbereitungen angehen würden. Jared und ich würden uns um das Buffet kümmern, was auch ziemlich schnell hergerichtet war und nach Salaten, Getränken und Nachtischen sortiert war.

    Schneller als wir alle gucken konnten war dann auch schon neun Uhr und nachdem ich mich allen vorgestellt hatte, die ich bisher noch nicht kennengelernt hatte, ging ich Samir für die kommende kleine Show vorzubereiten. Dieser stand mit seiner neuen Stalldecke in Aqua in seiner Box und schaute mich erwartungsvoll an. "Na mein Kleiner?", sprach ich ihn an und strich sanft über seinen konkaven Nasenrücken, bis hin zu den zweifarbigen Nüstern - an denen er nach wie vor kitzelig war. Er schnaubte daraufhin und ich musste grinsen. "Sorry..", erklärte ich ihm und strich ihm das - ebenfalls in Aqua - neue Halfter über. "Du siehst jetzt schon zum verlieben aus. Saruk musste auch immer Aqua tragen.", lächelte ich und führte den jungen Hengst zu den Putzplätzen. Ich putzte ihn grob und zog ihm das Longiersystem an, ehe wir in den Roundpen gingen der, Gott sei Dank, frei war. Einen vollkommen energiegeladenen Samir konnte ich für die kleine Show nicht gebrauchen, weshalb ich den jungen Hengst ein bisschen an der Longe rumtoben ließ. "Hast wohl gut geschlafen!", grinste ich als Samir einen Galoppsprung in einen Bocksprung umwandelte. Ich arbeitete ihn 20 Minuten, jeweils 10 Minuten auf der einen und 10 Minuten auf der anderen Hand ehe er locker und ruhiger vor sich hin trottete.
    Zufrieden gingen wir beide dann wieder zu den Putzplätzen, ich zog ihm das System wieder aus und fing an ihn kräftig und massierend zu putzen. Das Letzte Winterfell verschwand und zum Vorschein kam das endgülte, Fuchsfarbene Fell das in der Sonne leicht kupfern schimmerte. Das Gesicht wurde mit einer weichen Bürste und einem feuchten Schwamm gereinigt. Die vier weißen Beine wurden mit Shampoo und eine harten Bürste so lange sauber gemacht, bis man die Dreckflecken von der Wiese nicht mehr sah. Zu guter Letzt kämmte ich seine struppige Mähne - die eine so seltsame Zwischenlänge hatte, dass er wie ein verwegenes Wildpferd aussah - und verleste seinen Schweif und ging danach noch einmal mit einer weichen Bürste da durch um eventuellen Dreck von dem Haar zu putzen.
    Zufrieden ging ich drei Schritte zurück und betrachtete mein Kunstwerk, zweimal in die Hände klatschend. "Du siehst großartig aus!", sagte ich grinsend und besah mir ein letztes Mal die Hufe, ehe ich ihm eine Karotte zuschob. Wieder einmal bewunderte ich die Entwicklung die Samir vollzogen hatte und seine starke Prägung auf mich. Nachdem ich alles wieder verstaut hatte, band ich Samir los und ging mit ihm zu dem ganzen Rubel. Es würde nicht Schade, wenn er solche Situationen kennenlernen würde.
    Als ich die Meute erreichte, kamen mir AL, Julia und Aylien entgegen. "Wow, das der Rabauke Mal so sauber sein kann!", wunderte sich Julia in einem amüsierten Tonfall während Samir ihr seine Nüstern entgegen streckte. "Hat auch lang genug gedauert...", ächzte ich und wischte mir in einer gespielten Geste über die Stirn. AL grinste und strich dem jungen Araberhengst über den Hals der von Mal zu Mal mehr Muskelmasse ansetzte. Wir plauderten kurz über das Fest als auch schon Dean, Jannis, Nate und Jared auf uns zukamen - als wären sie eine geschlossene Einheit. Mit gerunzelten Stirnen schauten wir den Männern entgegen, die sich allem Anschein nach prächtig verstanden. Was ich wiederum seltsam fand. Warum wusste ich nicht. Vielleicht, weil ich nicht mit Jared zusammen war, anders als die anderen drei.
    "Was machst du denn mit deinen Hunden, Julia?", fragte ich und sie schaute mich verschwörerisch an. "Siehst du dann - wenn ich es euch vorher sage, ist es ja Witzlos!", grinste sie und brachte ihre Jackentasche vor Samir in Sicherheit.

    Samir weiter bei Laune haltend mit kleinen Übungen, schaute ich mit einem halben Auge in die Halle in der Julia mit ihren Hunden eine kleine und zugegebenermaßen sehr süße Show ablieferte. Abby und Elly hatte ich nur vereinzelt Mal gesehen, sie stromerten zusammen über den Hof und wahrscheinlich versuchte Abby, Elly zu irgendwelchen Schandtaten zu überreden. Innerlich verdrehte ich leicht die Augen, während ich Samir rückwärtsrichtete und eine Hinterhandwendung mit ihm vollzog. Nach ein paar Minuten war Julia auch schon fertig und kam mit ihrer Rasselbande aus der Halle. Samir spitzte die feinen Ohren und streckte den Hunden seine Nüstern entgegen. "Ein ganzes Rudel, was?", fragte ich ihn und strich ihm ruhig über den Hals, ehe ich einen Arm um jenen legte und mich leicht abstützte. "Wo hast du deinen dreijährigen Hengst gelassen?", fragte mich Jared und ich konnte nicht anders als grinsen. "Tja... alles eine Sache der Erziehung.. und des Charakters..", erklärte ich ihm, während er Samir die flache Hand hinhielt, die kurz inspiziert wurde und dann schon wieder uninteressant war - gab ja nichts zu essen.
    Nachdem auch der letzte Hund aus der Halle raus war, ging ich mit Samir ein paar Schritte rein und striff ihm dann das Halfter von dem Kopf. Samir wandte mir kurz den Kopf zu, ehe ich ihn mit einer deutlichen Geste meines Körpers fortschickte. Der junge Hengst zuckte leicht mit den Ohren, ehe er in den Galopp ansprang und durch die große Reithalle galoppierte. Während er das Tat, erläuterte ich kurz die Arbeit die ich mit ihm seit Fohlenbeinen machte und ging auch auf Erfolge wie auch Rückschläge ein. Samir's Ohren zuckte dabei leicht und er schnaubte, das Publikum musternd. Ich erklärte den anderen, dass ich mit Samir viel über meine Körpersprache sowie Stimmkommandos arbeitete und er soweit ist, dass ich mit ihm bestimmte Sachen machen konnte ohne auf Hilfsmittel außer meiner Körpersprache zurück zu greifen. "Die folgende Übung ist hauptsächlich dafür gut, seinen eigenen Körper zu kontrollieren und die richtigen Signale zu senden. Die versteht jedes Pferd, egal ob jung oder alt.", erklärte ich und ging in die Mitte der Halle, schnalzte zweimal und stellte mich von der Position her so hin, dass ich leicht hinter ihm stand und so meine Innere Schulter zurücknahm. Samir folgte dieser Einladung und kam auf mich zu. "Dadurch, dass ich schon so lange mit ihm Arbeite, hat Samir gelernt, dass es <i>erstrebenswert</i> ist, zu mir zu kommen und das nicht nur ich etwas davon habe, sondern auch er.", fuhr ich fort und schnalzte zweimal und ließ den jungen Hengst zwei Meter von mir entfernt antraben. Durch meine Signale hielt er den den Abstand ein und trabte locker aber auch gespannt auf der Linie. "Diese Aufgabe schult - wie schon gesagt - die eigene Körpersprache, was ungemein wichtig ist für die Arbeit mit jungen Pferden. Natürlich auch mit erfahreneren Pferden.", fuhr ich fort und ließ Samir mit einem leisen und langgezogenen "hoooh" wieder durchparieren. Ich demonstrierte anhand des still stehenden Hengstes wie ein Pferd auf verschiedene Bewegungen und Signale reagierte und sagte das, wenn ein Pferd groben ungehorsam zeigte, auch am Strick, man das Pferd dann auch Mal etwas strenger rückwärts gehen lassen konnte, ohne wild am Führstrick zu zupfen. "Ein ranghöheres Pferd würde es ähnlich machen. Viele machen den Fehler, das Pferd zu vermenschlichen, doch das Pferd versteht unsere Körpersprache nicht, weshalb wir lernen müssen, wie Pferde - über unsere Körper - zu sprechen.", fuhr ich fort und ließ Samir zügig ein paar Schritte rückwärts gehen.
    "Aber das Wichtigste - worauf diese ganze Ausbildung beruht, ist Vertrauen.", fuhr ich fort und strich meinem jungen Hengst über die feine Stirn, nachdem er wieder zum stillstand gekommen war. "Euer Pferd muss euch vertrauen und bedingungslos folgen, ohne euch hinterfragen zu <i>müssen</i>. Denn wie wir alle wissen, sind Pferde Herden - und Fluchttiere und ihr die Leittiere. Kein Pferd würde freiwillig diese Position einnehmen, also zwingt es nicht durch Unsicherheit oder Fehlverhalten eurerseits dazu.", erklärte ich, während ich Samir wieder ein Halfter anzog.
    Als die Frage kam, was ich mit Samir als nächstes tun würde - Ausbildungstechnisch - brauchte ich nicht lange nachdenken. "Zur Zeit mache ich viel Longearbeit mit ihm, damit er Muskeln aufbaut und seine Balance stabilisiert wird. Ich will mir mit seiner Ausbildung Zeit lassen, denn uns drängt nichts.", erklärte ich und kraulte mein Pferd. "Die reiterliche Ausbildung mache ich von seiner Entwicklung abhängig. Er kennt schon das Gefühl eines Gurtes an seinem Bauch und auch die Trense ist ihm nicht mehr komplett unbekannt. Aber bevor ich mich auf seinen Rücken schwingen werde, werden noch ein paar Monate verstreichen.", endete ich und der Fragesteller nickte zufrieden. Nach ein paar weiteren Fragen, führte ich den jungen Hengst wieder raus, wo wir auch schon von den anderen begrüßt wurden.

    "Ich bring Samir nur schnell zur Wiese, er hat sich den Feierabend redlich verdient!", grinste ich Vivi, Anna und Lisa zu, die da mit dem großen Xaver und Tebbi schon standen, darauf wartend, dass Hansel und Gretel-Vorstellung zuende war. "Okay gut!", sagten die Mädels fast im Chor und ich führte den jungen Hengst von den anderen weg. Jared folgte mir mit eiligen Schritten und bedachte mich mit einen anerkennenden Blick. "Das war wirklich eine tolle Vorführung. Vielleicht sollte ich dich abwerben und auf meine Jungpferde loslassen...", grinste er verschmitzt und ich verdrehte lachend die Augen. "Eigentlich bilde ich NUR Fohlen aus - Samir ist das erste Pferd, dass ich fast ausschließlich alleine ausbilde. Saruk hatte damals einen Trainer.", erklärte ich lächelnd und selbst die Erinnerung an Saruk ließ mich jetzt nicht traurig werden.
    Nachdem wir Samir zu seinen Freunden gebracht hatten, gingen wir zusammen wieder zurück und schauten uns noch die anderen beiden Vorstellungen an, wobei wir die Hänsel und Gretel Geschichte fast verpasst hätten. Alle applaudierten und nachdem sich die Tribüne langsam zerstreute, gingen auch wir zu den Tischen um noch einen guten Platz abzubekommen.
    Zwischen Julia und AL drapiert, schob ich mir eine Gabel von Elaines Bulgursalat in den Mund. "Oh mein Gott, Elaine - ich brauch das Rezept!", sagte ich schwärmerisch zwischen zwei bissen und verdrehte genüsslich die Augen. Julia, Elaine, AL und Vivi fingen das Lachen an, während Jared sich mit den Kerlen der anderen unterhielt. Gerade wollte ich ansetzen und Julia von der Sache mit Ivo berichten, als Abby auf einmal auftauchte, auf das Buffet sprang und die Hälfte davon von den Tischen fegte. Erschrocken sprangen wir auf und bedachten das Chaos mit einem fassungslosen Blick. "ABBY!", maulte ich tadelnd und ging auf die weiße Hündin zu, die mich anschaute als wüsste sie nicht was sie verkehrt gemacht habe. Nach einer kleinen Rüge, betrachtete ich den Rest des Buffets und seufzte theatralisch. "Ach.. Abby wollte uns nur davon abhalten dick zu werden!", grinsten Ximena und Maren die ein paar der Reste aufhoben. "Ja klar...", murrte ich leise und schaute noch einmal zu Abby, die ich nun angeleint hatte, ehe es auch schon weiter ging.

    Ein bisschen nervös war ich ja schon. Aber es war eine positive Nervosität. Ich hatte Easy Going geputzt und richtig schick gemacht, bevor ich auf den Aufwärmplatz gegangen war. Jannis, Anna und Sandra waren auch schon da und wärmten ihre Pferde auf. Wir verfielen dabei in einen leichten Plausch und gingen später in kleine Neckereien über. Julia stand am Rand und beobachtete uns belustigt, ehe einer nach den anderen rein gerufen wurde.
    Es war eine einfache E-Dressur und dauerte keine drei Minuten, bis ich wieder draußen war. Easy Going war super gelaufen und ich lobte ihn ausgiebig. Auch Julia klopfte dem Fuchs den breiten als, nachdem sie Jannis und Öske applaudiert hatte. "Lief echt super!", grinste sie und ich nickte. "Ja, nur ein kleiner Fehler.", bestätigte ich ebenfalls grinsend.
    Ein letztes Mal wurde unsere gesamte Gruppe in die Halle gerufen und die kleinen Schleifchen verteilt. Zufrieden grinsend nahm ich die des dritten Platzes entgegen und steckte sie dem Fuchswallach an die Trense, ehe ich ihm nochmals über den weichen Hals strich.
    Viel Zeit blieb uns jedoch nicht. Ich sattelte Easy kurz um und machte mich wieder gemütlich zum Aufwärmplatz auf, diesmal mit kleinen Hindernissen. Ich musste den Fuchs nicht lange arbeiten, schließlich war er noch warm von der E-Dressur und folgte schließlich meiner Gruppe als es auf die Geländestrecke ging. Kurz ließen wir uns ein letztes Mal die Strecke erklären, ehe es auch schon losging. Ich konnte gar nicht beschreiben wie ich das Geländespringen vermisst hatte - unter Turnierbedingungen. Dementsprechend ging ich mit ziemlich großen Elan an die Sache heran und Easy Going schien ebenso begeistert zu sein wie ich. Am Ende des Parkours warteten bereits Julia auf Inna und Aylien auf Rabea und klatschten mir leise zu, als Easy Going und ich das Ziel erreichten. "Wow, das sah echt routiniert aus!", lobte mich Julia und beugte sich leicht zu Easy Going rüber, um ihrem Wallach über die Stirn zu kraulen. "Danke - ihr ward aber auch echt gut, wird schwer!", antwortete ich und schaute grinsend zu Aylien.
    Ich konnte es fast nicht glauben als man verkündete, dass ich mit Easy Going den ersten Platz gemacht hatte. Mit offen stehendem Mund nahm ich die Schleife entgegen, ehe ich die anderen angrinste und den Fuchswallach hinter den Ohren kraulte. "Super, Easy!"

    Nachdem wir die Pferde wieder zurück auf die Wiesen gebracht hatten und auch die letzten Prüfungen zu Ende waren, wurde das Kuchenbuffet eröffnet. Sandra und Anna reservierten sich fast meinen kompletten Schokokuchen, während ich mir Elaines Erdbeertörtchen haufenweise in den Mund schob. "Oh Elaine... wir müssen Mal zusammen kochen!", sagte ich mit vollem Mund und genießerischer Stimme. "Aber nur, wenn ihr uns dann alle bekocht!", sagte AL und rieb sich den Bauch während sie sich in ihrem Stuhl leicht nach hinten lehnte. "Mittagessen auf dem Hof Mystery!", sagten alle im Chor und schlugen sich weiter die Bäuche voll.
    Irgendwann verliefen sich die Gespräche, AL und Jared plauderten wieder über die Westernreiterei, während ich meine Chance ergriff und Julia ansprach. "Du Julia, letztens war Ivo da..", erklärte ich ihr und sie schaute mich fragend an. Kurz erläuterte ich ihr, was Mal zwischen uns gewesen war und schob mich dann leicht auf meinem Stuhl zurück. "Och ne, oder? Keine Dreiecksbeziehung!", sagte sie als habe sie eine böse Vorahnung, doch ich schüttelte den Kopf. "Nein, darüber bin ich eigentlich hinweg.", antwortete ich ihr, ihre Stirn legte sich in Falten. "Eigentlich?" - "Ne, nicht eigentlich. Es ist so, es ist nur so verstörend, dass er auf einmal in meiner Wohnung war.", ihr Blick wurde etwas weicher und sie nickte. "Kann ich verstehen. Schon komisch, alten Verflossenen zu begegnen.", ich musste auf ihre Worte hin nicken. "Aber wenn da nichts ist, ist doch super. Mach dir da Mal keinen Kopf und genieß' das, was du grad hast.", ihr Blick glitt zu Jared und ich folgte ihr nickend mit den Augen. "Da hast du Recht!". Wir quatschten noch etwas weiter, kicherten vor uns hin und irgendwann waren wieder alle in das Gespräch involviert, das von Ivo zu Beziehungen, zu Exen und schließlich zu ersten Erfahrungen gewechselt war. Die Kerle schlossen sich soweit aus, anscheinend hatten sie nicht so das Verlangen, von ihren ersten GANZ unschuldigen Versuchen zu erzählen. Erst als das Gespräch in Richtung des Turniers wechselte, schalteten sich auch wieder die Männer ein und wir quatschten weiter, bis es langsam Dunkel wurde.

    "Und du willst echt nicht mitkommen?", fragte Sandra mich und ich schüttelte gähnend den Kopf. "Nein, trotzdem danke. Ihr schafft das schon allein...", sagte ich grinsend und streckte mich kurz, als zwei Hände sich von hinten plötzlich an meine Hüften legten. "Huh?", entkam es mir und ich drehte meinen Kopf leicht nach hinten und erblickte Jared. "Sicher, sicher?", fragte er nochmal nach, ein schwer zu deutendes Grinsen auf den Lippen, ehe er zu den Mädels schaute. "Ich bring sie auch sicher wieder Heim!" - "Wehe wenn nicht!", kam es von einem der Mädels und tadelnd wurden die Zeigefinger erhoben. Alle mussten wieder lachen und ich schüttelte in einer theatralischen Geste den Kopf. "Wir sehen uns morgen!", lächelte ich in die Runde und wandte mich dann zum gehen ab. Jared folgte mir, sowie Elly und Abby (die es zwangsweise tat, da ich sie an der Leine hatte).
    Die Fahrt war wie immer sehr kurz und wie immer brachte mich Jared bis zur Haustüre. "Kommst du noch mit hoch?", fragte ich ihn mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, tatsächlich die Hoffnung hegend, dass er mit rauf kam. "Nein, tut mir Leid.", sein Blick glitt zu seiner Uhr am Handgelenk. "Meine Eltern bringen heute Leah wieder Heim. Da möchte ich gerne Zuhause sein.", erklärte er mir entschuldigend und ich nickte kurz. "Klar..", antwortete ich verständnisvoll, konnte aber einen kleinen Anflug von Enttäuschung nicht verbergen. Was mir schon wieder Leid tat. "Sehen wir uns denn morgen?", fragte ich nach und er nickte. "Ich komm nach der Arbeit zu dir.", ein kurzes Zwinkern, ehe er sich wieder zu mir herunter beugte und mir einen Kuss gab. Abermals setzte das leicht prickelnde Kribbeln ein, ehe er sich von mir löste und wieder zu seinem Pick-Up ging.

    trust and faith

  • #10 Everbody liesDatum10.01.2021 14:43
    Thema von Natsch im Forum Past

    EVERYBODY LIES
    DIE MENSCHEN GLAUBEN VIEL LEICHTER EINE LÜGE, DIE SIE SCHON HUNDERTMAL GEHÖRT HABEN,
    ALS EINE WAHRHEIT, DIE IHNEN VÖLLIG NEU IST.


    4. SPRINGSTUNDE VON EASY GOING UND NADINE; KLASSE A
    Fluchend stand ich vor meiner Spülmaschine und warf ihr einen finsteren Blick zu. Die fauchte und vibrierte stark, ehe sie mit einem Geräusch das einem schweren Seufzer glich den Geist aufgab. "Ernsthaft? Du bist nicht Mal drei Tage alt!", schnaubte ich und griff nach meinem Handy um meine Helferhotline Nummer Eins anzurufen. Meinen Bruder. Dieser nahm mit ruhiger Stimme ab, schien sich aber zu freuen, dass ich anrief. "Hey - du, ich hab ein Problem! Die Spülmaschine regt sich nicht mehr! Vorher klang sie wie ein sterbendes Tier...", knurrte ich in den Hörer und trat unwirsch gegen die metallerne Klappe, was mir ein schmerzhaftes verziehen des Gesichtes entlockte. "Ja... Sie hat Wasser. Nein. Ja. Ja. Nein.", antwortete ich auf die Fragen die er mir durch den Hörer in stiller Belustigung an den Kopf warf und seufzte schließlich resigniert. "Ja oke, ich warte.", beendete ich dann das Gespräch und legte auf, nur um danach direkt wieder das Handy am Ohr zu haben. Ich rief meine Reitlehrerin an, die ich fragte, ob wir unsere Reitstunde auf den Abend legen könnten, da ich Probleme mit meiner Spülmaschine hatte und auf den Freund meines Bruders warten musste.
    Während ich auf besagten Freund wartete, kuschelte ich ein wenig mit Elly und gab ihr kleine Leckereien, nachdem ich sie die Grundkommandos machen ließ. Sie war froh um die Beschäftigung und war auch jetzt schon wesentlich fitter als vor ein paar Tagen. Zufrieden steckte ihr grad den letzten Leckerbissen zu, als es auf einmal klingelte. Misstrauisch lugte Elly an mir vorbei und fing an zu Bellen. "Ich komme!", rief ich dem Menschen hinter der Tür zu, warf Elly einen strengen Blick zu und räusperte einmal laut, damit sie mit dem Bellen aufhörte.
    Völlig entspannt ging ich zur Tür und öffnete dem Handwerkerfreund meines Bruders mit einem lockeren Lächeln die Tür, als genau dieses auf meinen Lippen erstarrte. Ohne etwas auf seine Begrüßung zu sagen, ließ ich Ivo rein und musterte ihn einen langen Moment. Wie kam mein Bruder dazu mir ausgerechnet ihn vorbei zu schicken? Innerlich seufzte ich auf, gab mich nach außen hin jedoch gefasst. "Mit dir hab ich nicht wirklich gerechnet.", gab ich ehrlich zu und verschränkte die Arme vor der Brust, einen Blick auf Elly werfend, die den Eindringling vorsichtig beobachtete. Der Blick aus seinen stahlblauen Augen wirkte eindringlich und ich fühlte mich einen Moment lang unwohl. "Wieso? Ich bin der beste für diesen Job.", erklärte er tonlos, unbeeindruckt und kalt. Ich nickte lediglich und deutete mit der Hand in die Richtung der Küche. "Die Spülmaschine ist da.", erklärte ich dazu noch und ließ ihm dann den Vortritt. Es war ein seltsames Gefühl, ihn wiederzusehen. Das mit Ivo war nie richtig ins Rollen gekommen. Irgendwie hatte es da etwas gegeben und genau das stand jetzt zwischen uns. Wir waren Freunde gewesen, auch wenn er der beste Freund meines Bruders war und somit eine Tabu-Zone für mich darstellte. Bis vor dem vorletzten Silvester - da waren wir uns zu nahe gekommen. Er war fünf Jahre älter als ich und meinem Bruder gar nicht so unähnlich. Sie teilten den selben Humor und verbrachten so gut wie jedes Wochenende zusammen. Er war gerade dabei seine eigene Firma aufzubauen, irgendetwas handwerkliches und wollte damit wohl hinter meinem Bruder nachziehen. "Wie läufts bei dir so?", fragte ich nach um die Stille zu überbrücken. Ivo warf mir einen skeptischen Blick über die Schulter zu, ehe er sich wieder abwandte und voll und ganz der defekten Spülmaschine widmete. "Ganz gut. Und bei dir?", ich nickte, obwohl er es nicht sehen konnte. "Auch.", setzte ich nach als ich bemerkte, dass er in seiner Arbeit wieder verharrt hatte.
    Kurz überlegte ich ob ich das Gespräch wieder anfangen sollte, entschloss mich jedoch dazu, es sein zu lassen und beobachtete ihn stumm bei seiner Arbeit.
    Es schien ein größeres Problem zu sein, da er die Spülmaschine hervorzog und irgendetwas am hinteren Bereich am rummehren war. "Willst du was trinken?", fragte ich schließlich wieder und er nickte. "Ja - irgendwas. Danke", antwortete er angestrengt - ich hoffte von der Arbeit und nicht von meiner Fragerei - und ich tapste auf leisen Sohlen zum Kühlschrank. Ich zog eine Flasche Orangensaft hervor und kippte den Inhalt in zwei Gläser. Eines stellte ich ihm hin, während ich das andere in meiner Hand schwenkte.
    Es verging eine halbe Stunde des Schweigens. Er beobachtete ihn bei seiner Arbeit, stützte dabei meinen Ellbogen auf den Küchentisch und stützte meinen Kopf auf der Handfläche ab. Unbemerkt glitt mein Blick immer wieder über Ivo und ich erwischte mich selbst dabei, wie ich an die Silvesternacht zurück dachte die nun schon über ein Jahr lang her war. Kopfschüttelnd richtete ich mich auf und streckte meine steifen Glieder von mir. "Bin fertig.", sagte er und kroch hinter der Spülmaschine hervor und warf mir einen kurzen Blick zu, den ich nicht so recht einzuordnen vermochte. "Danke. Was bekommst du dafür?", fragte ich ihn und griff nach meinem Geldbeutel. Ivo jedoch winkte ab und warf mir das erste Mal seit einer Dreiviertelstunde ein halbes Lächeln zu. "Als ob ich dich dafür bezahlen lasse. Dein Bruder würde mir die Ohren langziehen..", erklärte er lässig und packte seine Sachen ruhig und sichtlich entspannter wieder zusammen. "Oh... Danke.", welch Ausbruch von Kreativität der mich in diesem Moment überfiel. "Kein Problem.", sagte er und richtete sich wieder auf, abermals einen seltsamen Blick auf mich lenkend. "Was ist?", fragte ich und runzelte skeptisch die Stirn. "Ach nichts, hab mich nur an was erinnert.", der plötzliche Schalk der in seine Augen trat ließ mich die Arme verschränken und innerlich meinen Bruder verfluchen. Zugleich merkte ich aber auch, wie mir die Röte ins Gesicht schoss - auch wenn ihr mir seinen plötzlichen Stimmungsschwenker nicht erklären konnte. Porvisorisch blickte ich auf meine Armbanduhr. "Ich muss los.", erklärte ich und er nickte, sich ein Grinsen verkneifend.

    Mit Elly an der Leine spazierte ich in Richtung vom Mystery Hof und ärgerte mich im Stillen über diesen Idioten. Nach dem Silvesterabend hatte ich - wie es jedes peinlichberührte Menschenwesen getan hätte - den Kontakt abgebrochen, was er mir aber übel genommen hatte. Wieso wusste ich nicht, hatte aber bisher immer die Vermutung gehabt, dass Ivo sowieso einer der Kerle war, die man nicht länger als eine Nacht bei sich halten konnte. Mein Bruder hatte mir das zumindest immer erklärt und dementsprechend gesagt, dass ich mich von ihm fernhalten sollte. Super. Und dann schickte er ihn zu mir um meine Spülmaschine zu reparieren. Halleluja!
    Versucht mir davon jetzt nicht die Laune verderben zu lassen, trat ich durch das große Hoftor und schaute mich - einmal, zweimal entspannt einatmend - um. Es herrschte reger Betrieb und mein Zeitplan war - Gott sei Dank - noch einzuhalten. Elly von der Leine lassend, da ich wusste, dass sie sich bald ihren Lieblingsplatz auf einem der vielen Strohbällen in der Sonne reservieren würde, schaute ich mich suchend nach Julia um. Sie und ich hatten heute vor ein wenig Verladetraining mit Samir zu machen der, zu einem stattlichen 3 Jährigen herangewachsen war. Stolz war ich ja schon ein bisschen, schließlich hatte er sich echt super gemacht!
    Grinsend begrüßte ich Julia die Samir bereits von der Weide geholt und geputzt hatte. "Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich schneller war als du.", lächelte sie und strich dem jungen Hengst sanft über den konkaven Nasenrücken. Er war doch heller geworden als ich gedacht hatte, was mich jedoch in keinstem Fall enttäuschte. Zur Begrüßung streckte mir der junge Hengst vertrauensvoll die zweifarbigen Nüstern entgegen und ließ sich bereitwillig kraulen. "Nein, nicht im geringsten.", lächelte ich Julia zu und nahm von ihr den Strick des Fuchses entgegen. "Der Hänger steht gleich da vorne.. Komm, schauen wir uns an, was er überhaupt zu diesem Monstrum sagt.", sagte Julia dann nachdem wir ein kurzes Gespräch über unser Wohlbefinden geführt hatten. Von Ivo hatte ich noch nicht erzählt, würde es jedoch nach der Übung Mal anreißen. "Na gut, komm Samir.", sagte ich entspannt und ging los, woraufhin der Junghengst artig folgte. Über die vergangene Zeit hatten wir ein starkes Vertrauensverhältnis aufgebaut, was ich stets versuchte zu verstärken. Je nachdem wie er heute reagieren würde, würde es ein weiterer Vertrauensbeweis von beiden Seiten sein. "Bleib ruhig. Atme ruhig und verhalte dich normal. Er vertraut dir, gib ihm keinen Anlass es nicht zu tun.", wies Julia mich ein und ich nickte. "Alles klar.", antwortete ich ruhig und führte den Hengst erst einmal an dem großen Ding vorbei. Er schaute neugierig und schnupperte in die Richtung des großen Hängers, machte jedoch keine Anstalten davor zurück zu schrecken. Zufrieden tätschelte ich dem jungen Hengst den Hals und steckte ihm ein Stück Karotte zu.
    Im nächsten Schritt zeigte ich ihm die Verladerampe, ging ohne ihn drauf und zeigte, dass sie ihm nichts tun würde. Samir beobachtete mich dabei gespannt und senkte die Nüstern um an der Rampe zu schnüffeln. "Spannend, nicht?", fragte ich ihn belustigt und kämmte mit meinen Fingern leicht seinen Mähnenkamm. Samir schnaubte leise ab und schüttelte leicht seinen Kopf, als sich eine Fliege dazu erdreistete, dort Platz zu nehmen. "Er scheint sich schon zu langweilen..", bemerkte Julia belustigt und schüttelte dabei leicht den Kopf. "Möglich...", antwortete ich und löste mich wieder von dem dreijährigen und nahm den Strick am Ende wieder in die Hand. "Mal schauen was er zu dem inneren sagt..", fuhr ich fort und drehte mich von meinem Hengst ab und ging mit ruhigen, aber auch selbstbewussten Schritten in das Innere des Hängers. Samir folgte ohne groß zu zögern auf die Rampe, hielt dann jedoch kurz inne und schaute mich an, ehe er sich wieder in Bewegung setzte. "Die viele Bodenarbeit macht sich bezahlt..", raunte ich und strich dem Araber über den konkaven Nasenrücken. Kurz steckte ich ihm noch einen Leckerbissen zu, ehe ich ihn langsam wieder rückwärts richtete. Auf einmal kläffte ein Hund draußen und Samir, dem der Hänger nicht ganz geheuer war, legte die Ohren an und schnorchelte nervös. Verwundert hob ich den Blick. Eine Männerstimme folgte und ein aufjaulen des Hundes. Das schien zuviel für Samir zu sein, der noch nie das ultimativ ruhigste Wesen inne hatte, mir jedoch meistens soweit vertraute, dass er alles mit der nötigen Ruhe anging. Der Fuchshengst riss den Kopf hoch und das weiße trat aus seinen Augen, da das jaulen den Hundes nicht nachließ. Samir begann rückwärts zu stolpern und zog mich mit sich an die frische Luft. Julia sprang gerade noch rechtzeitig zu Seite, schien von dem Szenario abgelenkt zu dem jetzt Vivian und Lisa, sowie auch Bea eilten. "Unglaublich..", fluchte sie leise, ehe sie sich wieder zu mir und Samir umdrehte und ein paar Schritte zurück ging, um dem Hengst nicht zwischen die Hufe zu kommen. "Ruuuuuhig, Junge! Alles easy...", raunte ich ihm zu und hinderte den Fuchs daran sich loszureißen. Die Muskeln unter dem seidigen Fuchsfell, dass in der Sonne leicht kupfern schimmerte, waren zum zerreißen gespannt und Samir begann das sogenannte Kopfschwitzen. "Ich glaube, das wars heute mit Verladetraining..", sagte ich angestrengt zu Julia, während ich den kräftigen Hengst langsam wieder zur Ruhe brachte. "Da muss erst wieder Ruhe rein..", nickte sie. "Sonst richten wir vielleicht einen noch größeren Schaden an..", fuhr sie fort und kam wieder auf uns zu. Samir schnaubte aufgeregt, blieb aber dann einigermaßen ruhig stehen. "Wir lassen da jetzt eine Woche Zeit zwischen, mach noch einmal viel Bodenarbeit und geh Spazieren.", erklärte sie mir und ich nickte. Dann verabschiedete sie sich von mir und ihr führte Samir zurück zu den Stallungen. Dort standen die Mädels im Kreis um einen Mann und schienen mit ihm zu diskutieren. Ich bekam nicht mit worum es ging und führte Samir der sich von Mal zu Mal beruhigte, zu den Putzstellen. Dort band ich den Hengst an und begann seine angespannten Muskeln in kreisenden massierenden Bewegungen zu lösen. Samir entlastete dabei eines seiner hinteren Beine und schnaubte entspannter als zuvor. "Das war eine Aufregung, was?", fragte ich ihn und seufzte leise, ehe ich kurz in die Sattelkammer ging um Samir noch einen Leckerbissen zu holen.
    Als ich zurück kam, saß ein herrenloser weißer Hund neben Samir und die beiden beschnüffelten sich aufgeregt und neugierig. Mein Blick glitt aufmerksam über den kleinen Fremdling, der verletzt zu sein schien und eindeutig - warum auch immer - Samir's Nähe suchte. Schritte hinter mir waren zu hören und ein großer Mann mit wutverzerrter Miene kam auf uns zu. "WAS MACHEN SIE DA MIT MEINEM HUND?", brüllte er mir entgegen und die Hündin, wie auch Samir zuckten zusammen. Verwundert betrachtete ich den großen Mann und stemmte meine Arme in meine Hüfte. "Schreien Sie hier Mal nicht so rum. Ich mache gar nichts mit ihrem Hund.", sagte ich mit ruhiger aber bestimmter und zugegeben auch sehr strengen Stimme, während der Hund sich hinter Samir mit eingekniffenen Schwanz versteckte. Bea und der Rest der Mädels folgten dem Geschrei des Mannes, das Samir von Mal zu Mal immer nervöser und aggressiver machte. Sein Gemüt hatte sich noch gar nicht richtig beruhigt, da sah er sich, seine "Mutti" und dann auch noch seine neue Freundin in Gefahr. Der junge Hengst schnorchelte aufgebracht und presste seine feinen Ohren in das dichte Haar seiner Mähne. Ich hatte den jungen Hengst noch nie so aufgebracht gesehen und mit jedem Schritt den der Mann uns näher kam, taxierte er den Kerl ein wenig mehr.
    "Ich würde nicht noch Näher ran gehen.", hörte ich Julia von hinten sagen und der Kerl hielt inne, machte auf den Absatz kehrt und ging auf die Mädels wieder zu. Samir entspannte sich langsam wieder und schob mir kurz seine Nüstern zu, ehe er den weißen Hund wieder beschnüffelte. Ich betrachtete mein Pferd nachdenklich, konnte mir das Verhalten nicht wirklich erklären, da Pferde selten so stark in einen Konflikt rein gingen und sich eher davon machten.
    "Was ist ihr Problem?", fragte Julia dann den Mann, der sehr aufgebracht vor ihr herumgestikulierte und weiterhin schrie. Das schien einer von Julia's Hunden - Romeo - mitbekommen zu haben, weshalb er auf die Gruppe zugelaufen kam und sich demonstrativ vor seiner Besitzerin aufstellte, das Nackenfell gesträubt und die Lefzen gelegentlich hochziehend. "Mein..", er zögerte kurz wegen Romeo ".. Problem ist, dass dieser Hund, der mich ein Schweinegeld gekostet hat, nicht das macht was er soll. Sie ist eine verdammte Katastrophe und total ungehorsam!", meckerte der Mann weiter und redete sich sichtlich in Rage. "Kein Grund so rumzubrüllen.", fuhr Julia fort die von Bea und Lisa flankiert wurde. "Sie wird so oder so eingeschläfert und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.", fuhr er laut fort und wandte sich wieder der Hündin hinter Samir zu. "Komm her, Abigail. Aber schnell!", keifte er und der Hund zog den Schwanz ein und kauerte dicht gepresst an der Wand. "Abigail!", wiederholte er mit mehr Druck und machte dabei drohende Bewegungen.
    In dem Moment hörten wir weitere Schritte und um die Ecke bog ein nur all zu bekanntes Gesicht. Jared. Dieser war nichtsahnend zu Besuch gekommen. "Was ist denn hier los?", fragte er etwas überrascht und zugleich mit einer Autorität in der Stimme, wie ich sie noch nie gehört hatte. Der Fremde zuckte zusammen und schaute dann wütend, aber auch ertappt zu Jared. "Misch dich da nicht ein!", keifte er nach der ersten Unsicherheit und baute sich vor Jared auf. Es gab ein kurzes hin und her, von beiden Seiten und irgendwann gab der Fremde dann auf. "Gut, behalten Sie sie doch! Sie werden es genauso bereuen wie ich!", nörgelte der große Mann zwischen zusammengebissenen Zähnen, zückte irgendwelche Papiere und warf sie auf den Boden. Ich hob sie auf..

    Alle zusammen saßen wir in dem Reiterstübchen und plauderten über das, was eben passiert war und wie für manch anderen der restliche Tag verlaufen würde. Die weiße Hündin, sie hieß Abigail - doch ich hatte mich schnell auf Abby geeinigt - lag in einem Körbchen auf der anderen Seite des Raumes und wirkte noch ziemlich eingeschüchtert. Romeo kam gelegentlich zu ihr und beschnüffelte sie, doch wirklich animieren mit ihm raus zu gehen, konnte er sie nicht.
    "Das war ein Drama...", seufzte ich und lehnte mich leicht zurück, alle anderen nickten. AL schüttelte fassungslos den Kopf. "Der Mann hatte sie doch nicht mehr alle... den Hund einschläfern lassen, weil er nicht so funktioniert wie er es gerne hätte.", und alle stimmten zu.
    Jared unterhielt sich später mit AL über ihr neues Pferd Zamiras Rockin' Gangsta, dem er besonders viel Potential zusprach, als ich mich verabschiedete. "Ich mach Mal Easy fertig. Wir sehen uns später?", fragte ich Jared und er nickte. "Ich warte hier auf dich.", erklärte er mir mit einem Lächeln auf den Lippen, ehe ich mich umdrehte und auf den Weg zum Fuchswallach machte.

    Nachdem ich Easy geputzt und gesattelt hatte, traf ich mich mit meiner Reitlehrerin in der Halle. Sie hatte bereits die Hindernisse aufgebaut und schaute mir mit einem Lächeln entgegen. "Und? Wie gehts deiner Spülmaschine?", fragte sie und setzte sich auf einen Stuhl an der Bande. "Wieder gut, hat mich sogar gar nichts gekostet.", meinte ich belustigt und stieg auf den großen Fuchswallach auf. "Hast du ein Glück!", seufzte sie theatralisch und ließ mir Zeit für meine Aufwärmübungen. Nach zwei entspannten Schrittrunden, begann ich, Easy im Schritt zu arbeiten. Wir gingen verschiedene Seitengänge und ritten oft kleine Volten und Schlangenlinien zwischen den Hindernissen. Nach 15 Minuten begann ich mit der Trabarbeit, ritt im Arbeitstrab große geborgene Linien, machte häufige Handwechsel und ließ ihn von meinem Schenkel weichen, oder übertreten. Bald schon begann der Wallach den Rücken leicht zu schwingen und ich ging in den Galopp über. Ich aktivierte seine Hinterhand indem ich ihn die Sprünge verlängern ließ. "Das klappt echt schon sehr gut mit euch.", lobte mich meine Reitlehrerin und nickte. "Fangen wir wieder mit ein paar Aufwärmsprüngen an.", fuhr sie fort und deutete auf den hinteren Teil der Halle, wo sie zwei kleine Steilsprünge aufgebaut hatte. "Nimm bitte beide und geh dann auf den Zirkel. Ich möchte, dass du sie jede zweite Zirkelrunde nimmst und bau gelegentlich einen Seitenwechsel ein.", erklärte sie weiter und ich steuerte den großen Fuchs auf den ersten Steilsprung zu, der von Easy's Rücken aus, einfach nur winzig aussah. Mit einer deutlichen Routine, setzte er zum Sprung an und segelte ohne zu berühren darüber. Zwei Galoppsprünge später, nochmal dasselbe Spiel mit dem etwas höheren Steilsprung. In der nächsten Grunde ließ ich die Sprünge aus, ließ ihn wieder ein wenig seine Sprünge verlängern, bevor ich ihn wieder sanft versammelte und die beiden Sprünge wieder ansteuerte. "Geb noch ein ganz kleines bisschen mehr vor, dann hast du die Haltung wieder drin.", warf meine Reitlehrerin zwischendurch ein und ich tat was sie sagte. "Okay, das ist gut. Jetzt parierst du in den Trab durch wenn du die beiden Sprünge hinter dir hast, gehst auf den Zirkel und machst dann einen Handwechsel, galoppierst wieder an und machst das ganze dann anders herum.", fuhr sie fort und ich nickte. Nach den beiden Sprüngen parierte ich Easy zu Trab durch, ritt ihn auf den Zirkel und machte dann einen Handwechsel, galoppierte ihn auf den Punkt genau wieder auf dem Hufschlag an und wir sprangen über die beiden kleinen Hindernisse. Das wiederholten wir dreimal, bis sich meine Reitlehrerin wieder zu Wort meldet. "Gut, gut. Pariere ihn Mal durch und mach eine kurze Schrittpause..", sagte sie dann und wieder nickte ich lächelnd, Easy ein wenig mehr Zügel gebend. Heute war es das erste, was wirklich reibungslos über die Bühne lief und mir war nicht bewusst, wie sehr ich ein kleines Erfolgserlebnis benötigt hatte. Kurz strich ich dem Fuchs über den muskulösen Hals, fast schon ein wenig dankbar. "Also gut, ich habe dir jetzt verschiedene Hindernisse aufgebaut. Darunter auch einen Hoch-Weit-Sprung der den Höchstanforderungen entspricht. Ohne die beiden dahinten, sind es genau vier Sprünge. Eine Kombination mit den Mindestanforderungen, einen Oxer mit 1,10 Höhe und 1,30 Breite und einen Steilsprung mit 1,05 Meter Höhe. Die kleineren Hindernisse sind E-Hindernisse, die sich zum gymnastizieren sehr gut eignen.", erklärte sie mir dann die Hindernisse und ich nickte. "Wir machen uns erst an den Hochsprung. Dann könnt ihr euch schon mal an die Höhe gewöhnen und den Schwung. Also dann...", sie klatschte in die Hände und ich galoppierte Easy aus dem Schritt heraus an. "Denk dran, gerade darauf zu, lass ihn über dem Sprung atmen und gib ihm Zügel.", erinnerte sie mich, während ich Easy an der langen Seite entlang galoppierte.
    Ich ritt gerade auf das Hindernis zu und ging in den leichten Sitz als Easy darüber sprang. "Mehr Zügel.", ermahnte man mich und ich nickte, galoppierte in einem gemütlichen Tempo abermals die lange Seite und ritt wieder auf das Hindernis zu. Wieder sehr gerade und dieses Mal gab ich Easy deutlich mehr Zügel. "Besser, das sah sehr gut aus!", hörte ich von der anderen Seite und nickte zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen. Wir wiederholten den Sprung vier Mal von beiden Seiten, ehe ich Easy wieder in den Trab holte und Volten und Schlangenlinien einbaute. "Jetzt den Oxer. Ich habe bei Easy gemerkt, dass er sich sehr gut selbst das Tempo heraus nehmen kann. Das ist gut und macht ein gutes Springpferd aus. Leider stimmen dadurch manchmal nicht mehr die nötigen Galoppsprünge aus. Versuche, ihn ein bisschen mehr zu regulieren.", erzählte sie dann weiter und wieder nickte ich. "Nachdem du von C abgebogen bist, sind es genau vier Galoppsprünge, zwei kurze, zwei lange. Versuche sie einzuhalten. Sonst reißt Easy oder er muss viel zu weit Springen, weil er zu früh abspringt.", fuhr sie fort und ich galoppierte den Wallach wieder an. Nachdem ich bei C abbog, drängte es Easy nach vorne, doch ich hielt ihn zwei Sprünge zurück, ehe ich ihm mehr Zügel gab. Die Galoppsprünge wurden größer und mächtiger und der unerwartete Schwung beim Absprung katapultierte mich ein wenig aus dem Sattel. Bei der Landung klapperte eine Stange leicht und mein Blick glitt kurz über meine Schulter, immerhin lag sie noch. "Okay. Das war nicht schlecht, versuch dich ein bisschen mehr auf seinen Schwung einzulassen. Du hast ihn ganz schön verwirrt.", kommentierte sie ruhig und ich lenkte Easy wieder auf die Mittellinie.
    Es dauerte drei Versuche bis wir den Sprung wirklich sehr gut hinbekamen und ich auf die starke Galoppade klar kam, die Easy kurz vor dem großen Hindernis an den Tag legte. Wir übten dann kleine Kombinationen aus dem Steil und dem Hoch und Weit Sprung. Danach machten wir wieder eine kleine Schrittpause mit kleinen Übungen und währenddessen erzählte mit meine Reitlehrerin von ihrer großen Pause, die ebenfalls mit dem Verlust des Pferdes zutun hatte. Wir schmunzelten dabei leicht und vergaßen darüber hinaus die Zeit.
    "Ach weißt du und dann...", meine Reitlehrerin hielt Inne und schaute auf die Uhr. "Ach du Schande!", mein Blick folgte ebenfalls zur Uhr und ich verdrehte leicht die Augen. "Da haben wir wohl die Zeit vergessen...", nickte ich und grinste schwach. "Kein Problem, wir machen dann später weiter, ich räum auch die Hindernisse weg. Ich kenn deinen strikten Zeitplan ja...", beruhigte ich die ältere Frau, die eilig nickte. "Danke! Du hast was gut bei mir!", sagte sie, packte ihre Jacke und eilte davon. Easy, den ich nun fast 20 Minuten im Schritt geritten bin, schien zu merken, dass die Arbeit gleich beendet war und ich ließ ihn die Zügel aus meiner Hand kauen. "Ach Easy... heute keinen kleinen Parkour gesprungen, aber ich denke, das holen wir dann beim nächsten Mal nach!", grinste ich und klopfte dem braven Fuchs den breiten Hals.

    Nachdem ich den guten Easy versorgt und in seinen Stall gebracht hatte, machte ich mich daran, die Stangen und Hindernisse wieder abzubauen. AL kam mir zu Hilfe. "Deine Reitlehrerin hatte es wohl eilig?", fragte sie belustigt als sie sah, wie ich die schweren Stangen von A nach B trug. "Wir haben uns verquatscht. War aber trotzdem sehr effektiv heute..", lächelte ich und rüttelte etwas ratlos an einen der sechs Ständer rum. "Komm, ich helf' dir. Die Dinger sind sauschwer!", bot sie mir an und packte an der anderen Seite an. Zusammen trugen wir die Hindernisse dann dort hin, wo sie hingehörten. Wie schaffte es meine Reitlehrerin nur, das alles in so kurzer Zeit so schnell aufzubauen? War sie der Hulk? Nach 10 Minuten wischte ich mir mit dem Handrücken über die Stirn. "Puh!", kam es über meine Lippen und ich drückte den Rücken kurz durch. "Du sagst es - Puh!", 'stimmte' AL mir zu und zusammen verließen wir die Halle um zu den anderen ins Reiterstübchen zu kommen. "Ist Jared noch da?", fragte ich AL auf dem Weg und sie nickte. "Es ist bewundernswert, wie viel Jared über die einzelnen Zuchtlinien der Westernpferde weiß. Er konnte mir die Linie meines Pferdes fast komplett aufsagen.", antwortete sie und ich musste leise lachen. "Ja.. das ist echt schon enorm. Aber er hat - soweit ich weiß - auch eine eigene kleine Zucht. Denke da ist es ganz praktisch über die Linien bescheid zu wissen.", setzte ich dann wieder an und sie grinste, während sie mir die Tür aufhielt. "Fast wie ein Gentleman...", kommentierte ich amüsiert und betrat den warmen Raum. Jared saß Antonia und Julia gegenüber und sie unterhielten sich - vermutete ich Mal schwer - über's Westernreiten. Bea, Lisa, Sandra und Vivi steckten die Köpfe zusammen und der Rest war wohl immer noch irgendwo auf dem Hof unterwegs. AL und ich setzten uns auf die beiden freien Plätze zwischen den beiden Grüppchen und schauten erwartungsvoll in die Runde. "Wir sind wohl zu cool um eingebunden zu werden...", raunte ich AL zu, die theatralisch nickend zustimmte. "Glaub auch... pft!"
    Viele ließen den Tag noch einmal Revue passieren und ich musste an den Stress denken, den ich heute gehabt hatte. Aber auch an die seltsame Begegnung mit Ivo, worüber ich am liebsten ein paar Worte an die Mädels verloren hätte, doch da Jared da war, traute ich mich nicht so recht - wie würde das auch schon ankommen? Also behielt ich es lieber für mich und nahm mir vor, es demnächst nochmal anzusprechen. "Wo ist eigentlich Elly?", fragte ich in die Runde und Bea nickte in Richtung der Hundeecke. "Hat sich wohl schon mit Abby angefreundet...", erklärte sie und mein Blick glitt zu den beiden Hundedamen, die sich den Korb teilten. Na immerhin das ging gut soweit. "Also dann, ich denke ich pack's dann langsam. Bis morgen!", verabschiedete ich mich von den Mädels und die zwinkerten mir zu als sich kurz darauf auch schon Jared erhob und mir folgte, nicht ohne den Damen noch einmal zuzulächeln.

    Jared war so freundlich mich nach Hause zu fahren. Elly und Abby waren zusammen im Kofferraum und gaben keinen Ton von sich. Wahrscheinlich war der Tag genauso aufregend wie anstrengend für beide gewesen. Schließlich wusste ich, das Elly den ganzen Tag auf dem Hof unterwegs gewesen war und die meiste Zeit mit Julia's Rudel verbracht hatte. "Worüber denkst du nach?", fragte Jared mich und schaute zu mir herüber. Ich verzog leicht die Lippen und hob die Schultern. "War irgendwie stressig heute.", antwortete ich ausweichend und schaute kurz in seine blauen Augen, er wirkte besorgt. Ich konnte mir jedoch nicht erklären wieso. "Wie geht es dir? Machst du jetzt öfters so Spontanbesuche?", fragte ich dann meinerseits und konnte nicht verbergen, dass es mich freuen würde, wenn er öfters Mal vorbei schauen würde. "Alles bestens. Leah ist bei ihren Großeltern mütterlicherseits zu besuch.. und ich armer alter Mann wusste nicht wohin mit meiner Zeit...", erklärte er und ich hob nickend meinen Blick aus dem Fenster. "Ich bin also nur ein Lückefüller - Da hab ich nur fast Mitleid!", antwortete ich in einem belustigten Unterton und schaute wieder in seine Richtung. "Danke auch..", antwortete er amüsiert und parkte vor meiner Haustüre. Die Lichter im Flur waren noch an und bei einem meiner Nachbarn war wohl gerade eine Geburtstagsfeier im Gange. Kaum merklich verzog ich das Gesicht, lehnte meinen Kopf leicht gegen die Rückenlehne und sammelte mich. "Sieht so aus, als hättest du Fullhouse...", neckte mich mein Fahrer und ich seufzte theatralisch. "Scheint so.. Möchtest du mit hoch kommen?", fragte ich nach, doch Jared schüttelte den Kopf, einen schwer zu deutenden Ausdruck in den Augen. "Ich bring dich aber noch zur Tür, nicht, dass dir was passiert.", wieder nickte ich auf seine Worte hin, fast schon ein bisschen eingeschnappt, dass er nicht mit hoch wollte. Sauerei.
    Zusammen mit den Hunden ging ich auf die Haustüre zu und zückte schon Mal meinen Schlüssel. Vielleicht war ich auch ein wenig trotzig und zu energisch beim Suchen des Schlüssels, doch das war mir egal. Jared schien das zu amüsieren - schön für ihn! Ich wusste nicht Mal, wieso es mich so kratzte, dass er meine Einladung einfach so, vom Tisch gefegt hatte. Es sollte mir egal sein. War es auch. Nein, war es nicht. "Gute Nacht.", sagte ich so ruhig wie möglich und bevor es zu irgendeinem peinlichen Moment kommen würde, griff ich nach der Klinke der Haustüre und schob den Schlüssel in das Loch. Elly und Abby standen zusammen hinter uns und warteten darauf, dass die Tür aufging.
    Ohne, dass ich groß reagieren konnte griff Jared meinen Arm und löste mich mit einer sanften Gewalt aus meiner 'Aufschließstarre' zog mich in seine breiten Arme und keinen Atemzug später spürte ich seine Lippen auf meinen. Ich spürte die feinen Stoppeln seines drei Tagebartes, seinen warmen Atem auf meiner Haut und seine großen Hände die sich auf meine Taille legten um mich noch näher an ihn zu ziehen. Ein leichtes Beben ging durch meinen Körper, gefolgt von einer feinen Gänsehaut in meinem Nacken, als ich den Kuss erwiderte.
    Ich hätte ewig so stehen bleiben können, doch Jared löste sich von mir und zwinkerte mir leicht zu. Mein Herz schlug für einige Takte schneller, machte Purzelbäume und ich erhoffte mir, dass er vielleicht doch noch mit hoch kam. "Gute Nacht!", fast schon so etwas wie Schalk lag in seinen Augen als er kehrt machte und zu seinem Pick-Up schlenderte. "Gibts denn sowas...", murmelte ich pikiert und wandte mich wieder der Tür zu.

    SCHICKSAL
    Im Haus konnte ich dann endlich das Grinsen rauslassen, dass mir schon direkt nach dem Kuss auf den Lippen gelegen, ich aber unterdrückt hatte. Zusammen mit den Hunden betrat ich die Wohnung. Elly begab sich direkt in die Richtung ihres Napfes, während Abby da stand wie bestellt und nicht abgeholt. "Hm, Mädchen?", fragte ich und kniete mich zu ihr. Doch die weiße Hündin schaute mich nur an, ehe sie in geduckter Haltung Elly folgte. "Das wird dauern...", raunte ich und stand wieder auf, streckte mich und beschloss erstmal unter die Dusche zu springen.
    Danach kramte ich nach einer großen Decke, faltete sie zwei Mal und legte sie neben das kleine Körbchen von Elly. Schließlich wollte ich nicht, das Abby auf dem blanken Boden liegen musste. Dann ließ ich die Hunde erst einmal Hunde sein. Elly zeigte der größeren Hündin deutlich wem was gehörte und Abby schien das - für den Moment - zu akzeptieren.
    Geschafft und Müde legte ich mich ins Bett und stellte meinen Wecker, als Elly an meine Bettseite kam und mich mit schiefliegendem Kopf ansah. "Damit fangen wir nicht an!", sagte ich nebenbei, ehe Elly eine Pfote auf mein Bett legte. "Nein!", sagte ich bestimmt und Elly zog die Pfote wieder zurück. "Du hast dein Bett..", ich deutete auf den Korb und schickte die kleine Hündin nach einer Streicheleinheit weg.
    Man... war das ein Tag!

    it goes like this

  • #9 Home - Gemeinschaftsausritt #2Datum10.01.2021 14:41
    Thema von Natsch im Forum Past

    HOME
    WIE FRUCHTBAR IST DER KLEINSTE KREIS,
    WENN MAN IHN WOHL ZU PFLEGEN WEISS.


    SCHICKSALSSCHLAG
    Mit einem leichten Kribbeln im Magen stand ich unter der Dusche und wusch mir den vergangenen Abend vom Körper. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ausgerechnet mir das passieren würde, schämte mich dafür aber auch nicht oder fühlte mich nicht schlecht. Es gab keine 'Oh mein Gott, hab ich ihn jetzt vergrault? Wirke ich jetzt billig?' Erkenntnis ich bezweifelte, dass diese sich noch im Laufe des Tages einstellen würde. Es war nur ein Kuss gewesen. Ein langer Kuss. Vielleicht waren es auch zwei oder drei gewesen. Zufrieden nickend schlang ich mir ein Handtuch um den Körper nachdem ich fertig war und verließ mit einem leises Summen mein Badezimmer. Ich wohnte bereits seit einer Woche in meiner neuen Wohnung, doch sie war noch längst nicht fertig eingerichtet was mich im Moment jedoch nicht weiter störte.
    Mein Summen ging in ein leises flöten über während ich mir ein Shirt, einen Pulli und eine Reithose aus meinem Schrank raussuchte. Elly kam schwanzwedelnd auf mich zu und schnupperte an meinem Bein. "Na Kleine? Du bleibst heute daheim - ich glaub der Gemeinschaftsausritt ist ein bisschen zu viel für dich!", murmelte ich während ich in die Hocke ging und den kleinen Hund hinter den Ohren kraulte. Seit dem Elly wieder bei mir war ging es ihr von Tag zu Tag immer besser und sie wurde wieder agiler. Nach ein paar Minuten stand ich wieder auf und machte mich endgültig für den Gemeinschaftsritt fertig und verließ immer noch stumm vor mich hinlächelnd die Wohnung. Kurz hielt ich am Briefkasten inne da ein besonders großer Brief aus jenem hinaus ragte. Interessiert musterte ich das schwere Papier des Umschlages. "Kein Absender..", murmelte ich skeptisch vor mich hin und zog das schwere Ding aus meinem Briefkasten. Etwas gespannt riss ich ihn auf und schaute etwas skeptisch auf den Inhalt des Briefes. Bilder eines Pferdes waren dort drin zu finden. Ein Apfelschimmel einer stämmigen Rasse und dazu lag eine kurze Beschreibung. War das jetzt Werbung? Ich wusste noch nicht so ganz, was ich mit diesem Brief anfangen sollte, doch ich steckte ihn vorerst ein und würde am Abend genauer darüber nachdenken. Aber eins sah ich direkt... Er war wunderschön.

    Als ich am Stall ankam herrschte schon reges Treiben was mir einen Blick auf meine Armbanduhr entlockte. "Nadine, da bist du ja endlich - wir haben uns schon Sorgen gemacht!", hörte ich Julia etwas geschockt sagen und ich wusste auch warum. Wir hatten bereits 13 Uhr und wir waren schon vor einer Stunde verabredet gewesen! Die Überraschung war mir anscheinend anzusehen, weshalb Julia die Arme vor der Brust verschränkte und mich mit einem recht speziellen Blick ansah. "Ist etwas passiert?", fragte sie nach und tippte leicht mit dem rechten Fuß auf dem Boden. Sie wirkte wie eine skeptische Großmutter. Ich schaute sie etwas ratlos an. "Ich hab einfach etwas die Zeit verpennt, tut mir wirklich Leid.", erklärte ich ihr mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen und hob unschuldig die Schultern. "Gestern Abend war was lang...", fügte ich noch hinzu und verschwand dann schnell in Richtung der Ställe. Easy war jedoch gar nicht in seiner Box. "Wir haben ihn schon für dich fertig gemacht, Trantüte..", hörte ich Vivi von hinten die mich belustigt musterte und mit einem Kopfnicken in Richtung der Putzplätze deutete. "Oh man, tut mir echt Leid..", seufzte ich und ging zusammen mit Vivi zum Putzplatz wo mich Easy schon erwartete. "Nadine, du Faulpelz dafür schuldest du uns einen deiner berüchtigten Schokokuchen!", erklang Anna's Stimme und sie stieß mich leicht mit der Schulter an. Ich musste grinsen und nickte. "Aber natürlich, morgen gibt es Schokokuchen für alle!", antwortete ich laut genug damit jeder es hören konnte, was für allgemeine Zustimmung sorgte und den Ärger schnell vergessen ließ.

    Als dann jeder auf seinem Pferd beziehungsweise in einem Ponykarren saß, ging es auch schon los und wir ritten zusammen vom Hof herunter. Lisa mit Tebby und dem Ponywagen übernahm die Führung, dicht gefolgt von den beiden Hengsten Rockaton und Gin Tonic mit ihren Reiterinnen Tamina und Elaine. Danach gliederten sich Anna mit Flashlight und Al mit Nice Boy ein die sich angeregt über Südafrika und die einheimischen Schlagen unterhielten. "So ein Schlangenbiss ist sicher ganz schön Schmerzhaft!", fing Al an und erschauderte leicht. "Glaub schon und gesund wohl auch nicht.", beide fingen an zu lachen und trieben die beiden Pferde etwas an um mit dem vorderen Wagen mithalten zu können. "Wie war's denn gestern Abend?", fragte Julia die sich mit Joy neben Easy geschoben hatte und mich neugierig musterte. Ich hatte ihr gestern Mittag vollkommen hibbelig von meiner Verabredung erzählt und mich danach nicht mehr bei ihr gemeldet, was sie mir vielleicht ein wenig übel nahm. Mir ein Grinsen nicht verkneifen könnend seufzte ich einmal schwer und theatralisch. "Es war.. toll!", antwortete ich ihr und sie warf mir einen leicht bösen Blick zu. Sie schien allen Anschein nach nicht zufrieden mit der Antwort zu sein und machte mir das auch sehr deutlich. "Du meldest dich nicht und kommst heute zu spät und alles was ich bekomme ist ein 'toll'?", beklagte sie sich und rümpfte leicht die Nase. Ich grinste belustigt und verdrehte leise lachend die Augen ehe ich ihr vom vorherigen Abend erzählte. "Es war wirklich toll. Wir waren Essen, in diesem einen total schicken Restaurant - wusste gar nicht, dass er so stilvoll sein kann. Klingt sicher doof.", wieder musste ich lachen und Julia stieg mit ein.

    Maren und Aylien bildeten das Schlusslicht da eine ihrer Stuten rossig war und somit nicht unbedingt vor den ganzen Hengsten herwackeln sollte.
    Wie immer startete unsere Reise auf dem Pfad der neben der Militäry Strecke herging. Langsam begannen die Bäume wieder zu blühen und der Frühling wurde langsam, sehr langsam wieder eingeläutet. Julia erzählte mir von einer Geburtstagsparty die total katastrophal gelaufen war. Die Dekoration hatte wohl nicht nicht lange überlebt und die Männer hätten andauernd die Luftballons rumgeworfen und später auch extra neben den Köpfen der Frauen kaputt gemacht. "Ich hab davon noch ein Pfeifen auf den Ohren!", beschwerte sie sich genervt und ich stimmte in musste schief grinsen. "Männer werden sieben Jahre alt, ab da wachsen sie nur noch.", erklärte ich ihr mit einem gespielt weisen Tonfall und erhob leicht meinen Zeigefinger. "Das Gefühl habe ich auch!", stimmte sie mir zu und trieb Joy ein wenig an, da sie zu träumen begann. "Wie läuft es jetzt eigentlich mit Jared weiter? Wo denkst du läuft es hinaus?", fragte sie mich dann und ich schaute beschämt auf den Boden. "Wir waren ja gestern Abend essen - unser fünftes Date, quasi!", begann ich zu erzählen und tätschelte Easy leicht den Hals. "Fünftes Date? Heißt also, dass eventuell etwas ernsteres wird?", fragte sie mich gespannt und gab mir spielerisch einen leichten Stoß gegen die Schulter. "Jaaa... vielleicht.", antwortete ich kleinlaut und schaute sie einen langen Moment an, ehe von vorne weitere Fragen zu meinem Date kamen.
    Mir war es nicht gerade unangenehm mit den Mädels darüber zu sprechen. "Habt ihr euch geküsst?", fragte Anna Lena und schaute neugierig über ihre Schulter zu uns. "Möglicherweise?", meine Stimme zog das Wort dermaßen hoch, dass jeder sich denken konnte, was passiert war. "Wow - aber nur geküsst, oder?", ich nickte auf diese Frage hin und warf Lisa einen vorwurfsvollen Blick zu. "Das war ja wohl auch genug!", grinste ich spitz. "Hat er gezahlt?", fragte Tamina weiter und ich nickte wieder. "Ja, ganz Gentleman-like. Er hat mir auch die Türen aufgehalten und mir die Jacke aus und wieder angezogen, die Stuhl zurechtgerückt und all diese kleinen Dinge die von seiner Aufmerksamkeit zeugen", erzählte ich weiter und geriet dabei leicht ins schwärmen. "Wow - also noch von der ganz alten Schule..", die Mädels schienen sich für mich zu freuen, was mich lächeln ließ.

    Entspannt ritten wir alle über die Wiese, da die Felder schon lange nicht mehr so schön zu bereiten waren, wie im Herbst und Aylien hatte hinter uns ganz schön damit zu kämpfen Rabea im Zaum zu halten. Ich warf ihr einen ruhigen Blick über die Schulter zu. "Ist alles in Ordnung?", fragte ich besorgt nach und Aylien nickte angestrengt. "Ja, alles oke. Rabea würde nur gerne ein wenig mit den Hengsten da vorne flirten. Es nervt sie, dass sie hinter euch hergehen muss.", sie verdrehte die Augen und wir alle mussten grinsen. "Vielleicht solltest du doch Mal darüber nachdenken sie decken zu lassen!", witzelte Elaine und schaute ihr schalkhaft entgegen. "Um Gottes Willen - ich verzichte!", antwortete Aylien kopfschüttelnd und ermahnte Rabea etwas ernster, woraufhin die rossige Stute sich etwas beruhigte.
    Nach ein paar Minuten, fragte Lisa, ob sie denn Mal traben wollten. Sie und Tebby waren schön auf dem Weg geblieben und sie gab dem kleinen Hengst das Kommando schneller zu werden. Alle waren einverstanden und taten es ihr gleich und trieben ihre Pferde an.

    In geschlossener Formation kamen wir dann wieder am asphaltierten Weg an und parierten unsere Pferde durch. Langsam begann auch Rockaton etwas nervös zu werden und tänzelte leicht auf der Stelle. Tamina verdrehte die Augen und zügelte den aufgekratzten Hengst. "Wenn wir dem guten alten Rockaton jetzt noch eine Clownsnase aufsetzen und einen großen bunten Ball, kann er ohne weiteres mit diesem rumgezappel im Zirkus auftreten!", witzelte Anna auf Flash der sich von der Unruhe des Fuchses jedoch nach der ausgesprochenen Worten anstecken ließ. Der Junghengst spielte aufgeregt mit den Ohren und legte diese Schlagartig an, als ihm Rockaton dann doch zu Nahe kam. "Ruuuuuhig, Flash.", redete Anna auf den braunen Araber ein und musste ihn stark zügeln. "Gehts?", fragte Julia und die beiden vorderen Hengstreiterinnen nickten angestrengt. "Die lieben Hormone...", wieder mussten alle lachen. Irgendwann bogen wir rechts ab, doch kamen dort nicht weiter da eine ganze Kuhherde den Weg blockierte. Also hieß es zurück reiten ohne den Hengsten die nun hinten waren viel Anlass zu geben, Rabea im nächstbesten Moment anzuspringen.
    Rockaton drängte ganz schön nach vorne, schaffte es aber nicht an Easy und Joy vorbei sodass Tamina die Chance hatte ihn zu zügeln und wieder in seine Reihe zu bringen. "Mein Gott du Testosteronschleuder!", fluchte die Besitzerin des Hengstes und hatte noch ein Stückweit mit ihm zu kämpfen, ehe er widerwillig wieder hinter Tebby die Führung übernahm.

    "Galoppieren?", fragte schließlich Tamina nach einer Weile nachdem sie Rockaton wieder unter Kontrolle hatte und dieser sich aufmerksam auf ihre Hilfen einließ. Ich hoffte nur, dass Samir sich später nicht ganz so hengstisch benehmen würde, da ich sonst noch darüber nachdenken müsste, ihn legen zu lassen. Darüber kurz im Gedanken versunken, verpassten Easy und ich ein wenig in den Galopp über zu gehen, was mir einen belustigten Blick von Julia einheimste. "Huch! Na komm!", sagte ich leise zu Easy und gab ihm die nötigen Hilfen um ebenfalls mit den anderen Pferden zu galoppieren. Flash und Rockaton setzten sich sofort an die Spitze, sehr dicht gefolgt von Nice Boy und Gin Tonic. Die Stuten hinter uns ließen sich bewusst ein wenig mehr Zeit und beteidigten sich nicht an diesem Schweinerennen unter Hengsten und Wallachen. Ich hielt mich mit Easy auch weiter hinten und galoppierte den Wallach in einem gemütlichen Tempo. Einen Meter weiter links versperrte ein Baumstamm die Hälfte des Weges, über den die langsamer vor sich hinreitenden Mädels gemütlich drüber setzten.
    Am Ende unserer Galoppstrecke parierte ich den Fuchs ruhig durch und schaute mich kurz nach Aylien und Maren um, die ebenfalls sehr gelassen aufschlossen. Kurz drehte ich mich zu Julia. "Denkst du ich muss Samir legen lassen?", fragte ich sie schließlich, da mich die Frage nun doch ein wenig mehr beschäftigte. Sie hob leicht die Schultern. "Er benimmt sich doch eigentlich ziemlich gut und nicht all zu hengstig?", fragte sie nach und tätschelte Joy den Hals. "Ne, nicht wirklich. Zur Zeit testet er halt gerne Mal aus..", erklärte ich ihr und sie nickte. "Wenn du ihn gut erzogen hast, dann brauchst du ihn nicht legen. Das meiste ist wirklich Erziehungssache.", fuhr sie fort und zwinkerte mir beruhigend zu.

    Bald schon kamen wir am Hof wieder an und uns allen lag ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. "Das war Mal wieder ein klasse Ausritt, trotz unseren Hormonspritzen!", grinste Tamina und Anna nickte zustimmend. "Ja, da hast du Recht! Vielleicht können wir beim nächsten Mal noch mehr motivieren mitzukommen!", setzte Anna-Lena dann an und schaute sich kurz nach dem Rest der Bande um. Die Hunde, die den ganzen Ausritt über sehr brav in der Nähe geblieben waren und hatten nur gelegentlich einen Abstecher ins Feld gemacht, verstreuten sich bereits wieder über den ganzen Hof und begrüßten ihre Kumpel die zurückgeblieben waren.

    Ruhig führten wir die Pferde wieder an die Putzplätze und kümmerten uns um ihr Wohlbefinden. Bea kam wenig später auch dazu und fragte, wie der Ausritt gewesen war. "Ach Bea... Das war ein Ausritt... Zu viele Hormone, eindeutig!", grinste Lisa und schüttelte theatralisch den Kopf. "Unerfüllte Liebe lag in der Luft!", führte Anna weiter aus und alle begannen zu lachen, ehe wir ihr von unserem Ausritt berichteten.

    freedom

  • #08 Save and SoundDatum10.01.2021 14:40
    Thema von Natsch im Forum Past

    SAVE AND SOUND
    WIR HOFFEN IMMER AUF DEN NÄCHSTEN TAG,
    UND WAHRSCHEINLICH ERHOFFT SICH DER TAG EINIGES VON UNS.

    3. SPRINGSTUNDE VON EASY GOING UND NADINE; KLASSE A
    Der gestrige Tag war sehr aufwühlend für mich gewesen, weshalb ich froh darum war als ich nur noch ins Bett fallen konnte. Natürlich hatte mein Bruder mich ausgefragt wo ich gewesen war, doch nach einem kurzen Gespräch hatte er gemerkt, dass ich nicht in der Laune war darüber zu sprechen. Natürlich machte er sich Sorgen und ich bezweifelte, dass er seine Entscheidung - mir eine Wohnung in einem Nachbardorf zu kaufen - noch weiterhin für gut befand. Wahrscheinlich hielt er mich noch für labil, auch wenn ich längst mit der Verarbeitung meiner Gefühle begonnen hatte. Nach einem reichlichen Frühstück bei dem ich das Telefon zu Tode starrte, in der Hoffnung, dass die Klinik sich meldet, beschloss ich meinen Alltag wieder aufzunehmen. So würde die Zeit am schnellsten rum gehen, ganz bestimmt. Also schnappte ich mir meine Reitsachen und packte mich in eine warme Jacke, da es Mal wieder angefangen hatte zu schneien und ich nicht wie ein Eiszapfen am Stall ankommen wollte. Mein Bruder war heute mit dem Auto unterwegs, weshalb ich den Weg zum Stall heute Zufuß antreten würde - kein großes Problem für mich, es wäre nicht das erste Mal. Dennoch fluchte ich leise, weil die neue Wohnung wesentlich näher am Stall lag und ich dort innerhalb von 15 Minuten normalen Gehen am Stall war. Von meinem Bruder jedoch aus dauerte es geschlagene 30 Minuten bis ich ankam. Dort angekommen kam mir Julia mit Inna entgegen und warf mir einen besorgten Blick zu. "Hey.. wie geht es Elly?", fragte sie mich und ich verzog leicht das Gesicht. "Sie wurde operiert. Sie hatte die Gebärmutter vereitert und auch noch eine Harnwegsentzündung.", seufzte ich und streichelte der Scheckstute kurz über die Nüstern. "Nach der Operation hat sie den Ärzten Sorgen bereitet und liegt jetzt in einem Sauerstoffzelt - bis jetzt haben sie sich nicht gemeldet.", fuhr ich fort und zog meine Hand wieder zurück. "Das wird schon! Vielleicht hat die Operation sie nur ein wenig erschöpft. Sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste.", antwortete die Andere zuversichtig und lächelte mich aufbauend an. Ich lächelte zurück und verabschiedete mich von dem Duo, schließlich war heute Dienstag und ich würde nach Black Eye und Easy Going schauen müssen. Zuerst nahm ich mir vor, zu dem schwarzen Hengst von Vivi zu gehen.

    Dieser stand heute auf der Wiese bei seinen ganzen Hengstkumpeln. Als ich das Gatter öffnete schaute keiner der Hengste wirklich auf und Black Eye stand natürlich genau am anderen Ende der Wiese, was mich fast schon resigniert aufstöhnen ließ. War ja nicht so als wäre die Wiese ziemlich groß.. Mit Halfter und Strick bewaffnet stapfte ich über die feuchte Erde und rief dabei den Namen des schwarzen Hengstes. Dieser hob zwar einmal kurz den Kopf, schien aber nicht im geringsten daran interessiert zu sein, sich mir zu nähern. Sambuco - Bea's dunkler Hengst wurde auf mich aufmerksam und kam in einem gemächlichen Tempo auf mich zu um einen Leckerbissen abzustauben. Kurz bei dem großen Tier verharrend, musterte ich Black Eye verstohlen, der mir wohl ebenfalls einen mindestens genauso verstohlenen Blick zuwarf. Während ich mich von Sambuco löste, bemerkte ich nicht wie Vivi die Wiese betrat und war dementsprechend überrascht als Black Eye den Kopf hoch und wieherte. Nicht glaubend, dass mir das Wiehern galt, drehte ich mich um und entdeckte Vivi die auf mich zuging. "Na? Es sah grad so aus, als würdet ihr euch ein Blickduell liefern...", begrüßte mich die andere amüsiert und warf mir einen kurzen Blick zu. "Black kann auf der Wiese ein ganz schöner Arsch sein - dachte ich komm dir Mal nach falls er dir zu viel wegrennt...", das letzte Mal als ich Black Eye von der Wiese geholt hatte, war ich auf einer matschigen Stelle ausgerutscht und hatte mich volles Ballett auf die Nase gelegt. Der Hengst hatte mich darauf nur gemustert als wolle er sagen 'Was machst du denn da unten?". Das hatte Vivi natürlich gesehen was auch für allgemeine Belustigung im Stall gesorgt hatte.
    Zusammen mit Black Eyes Besitzerin brachte ich den Rappen zum Stall. Wie schon erwartet versuchte er vor mir her zu laufen und akzeptierte mich als Führungsposition eigentlich nicht wirklich. "Sei streng mit ihm, er braucht eine bestimmte Hand.", erklärte sie mir und bemerkte meinen kleinen Kampf mit den Rappen. Der Kampf zog sich, doch für einen Moment schien ich die Oberhand zu gewinnen, weshalb Black Eye sich einigermaßen ruhig zum Putzplatz führen ließ. "Was wolltest du heute mit ihm machen?", fragte mich Vivi und folgte mir in die Sattelkammer da auch sie die Ausrüstung für eines ihrer Pferde holen musste. "Ich wollte heute nochmal mit den "Friendly Games" weitermachen und ihn vorher etwas longieren.", erklärte ich ihr, woraufhin ein zufriedenes Nicken ihrerseits folgte. "Klingt gut - falls was ist, findest du mich in der Halle!", lächelte Vivi und ließ mich in der Sattelkammer allein.
    Als ich wieder bei Black Eye ankam, war dieser schon dabei den Knoten des Führstrückes aufzumachen. "Hey! Lässt du das wohl!", mahnte ich den Rappen woraufhin er den Kopf zurück zog und mich unschuldig betrachtete. "Ja klar..", sagte ich ironisch und fing an das schwarze Fell des Pferdes zu putzen. Anders als andere Pferde konnte er dabei nicht sonderlich still bleiben und bewegte sich andauernd. Man konnte ihm die Langeweile förmlich aus dem Gesicht lesen. Dennoch putzte ich sehr gründlich - da musste er nun einmal durch - und war mit dem Ergebnis sogar relativ zufrieden. Danach holte ich seine Trense und eine Longiebrille die ich mir geborgt hatte, nahm mir aber vor, für Black Eye ein dementsprechendes Kappzaum nochmal zu kaufen.
    Zusammen mit dem großen Hengst ging ich dann in die Richtung der Longierhalle - diese war zum Glück leer, weshalb ich mich etwas entspannter mit Black Eye in die Mitte stellte. "So mein Guter, benimm dich..", tadelte ich ihn sanft und befestigte die Longe an der Longierbrille, ehe ich ihn Schritt gehen ließ. Der Blick des Hengstes wanderte aufmerksam durch die Halle und er schien alles interessanter zu finden als mich. Ich ließ Black Eye einen großen Zirkel laufen und schnalzte leicht mit der Zunge, woraufhin er größere Schritte machte. Nach ein paar holprigen Handwechsel im Schritt trieb ich Black in den Trab was er mit einem lauten Atemzug und einem leichten Buckler kommentierte. Genau beobachtete ich dabei die Bewegungen des Springbegabten Hengstes. Auch während der Trabarbeit baute ich kleine Aufgaben ein, brachte ihn dazu kleinere Kreise um mich zu ziehen und gelegentlich die Hand zu wechseln. Nach und nach begann der Rappe das kauen und wirkte mit der Zeit viel aufmerksamer als zu beginn der Arbeit. Nach 20 Minuten legte ich auf den äußersten Zirkelkreis eine Schrittstange, über die ich ihn in beiden Gangarten schickte. Natürlich war das keine große Aufgabe für den Hengst, doch er wirkte dadurch noch ein bisschen wacher und motivierter. Nach der Arbeit an der Longe, ging ich neben Black Eye her um ihn trocken zu führen. Der Hengst atmete ruhig und kaute ein wenig zufriedener als zuvor auf seinem Gebiss rum. Schon beim Trockenführen begann ich, den Hengst zu streicheln. Über den Hals, die Brust, dann wieder der Hals. Als er das mit sich machen ließ, strich ich ihm im gehen über das Gesicht, zeichnete die feinen Linien seiner Ganaschen nach und kraulte ihn hinter den Ohren. Zufrieden mit diesem kleinen Erfolg ließ ich wieder von dem schwarzen Hengst ab, übertreiben wollte ich es ja nicht.
    Nachdem ich mir sicher war, dass Black Eye trocken war, führte ich ihn aus der Halle zu den Putzplätzen. Dort zeigte er sich Mal wieder von seiner 'besten Seite', stand kaum Still und war immer wieder versucht sich von dem Halfter zu befreien.
    Vivi kam in meine Richtung und lächelte. "Und wie hat sicher Casper angestellt?", fragte sie neugierig und klopfte den breiten Hals des Rappen. "Ganz gut, wir sind aber noch nicht so warm miteinander..", erklärte ich und rieb mir über die Stirn. "Das kommt schon noch mit ein bisschen Geduld..", erklärte sie mir und bot an, Black zurück auf die Wiese zu bringen. "Da hab ich nichts gegen!" erklärte ich grinsend und ließ die beiden ziehen.

    Nachdem ich das Zubehör des Rappen weggeräumt hatte warf ich einen Blick auf mein Handy. Kein Anruf. Innerlich stöhnte ich auf, steckte das Ding aber wieder weg, da gleich meine Reitlehrerin auftauchen würde und ich Easy Going vorbereiten musste. Ohne Eile holte ich den Wallach aus seinem Stall - Julia war so lieb gewesen ihn für mich schon zu holen - und band ihn draußen am Putzplatz fest. Gründlich putzte ich den fuchsfarbenen Wallach und steckte ihm eine kleine Leckerei zu, als dieser mich mit diesem lieben Blick dabei beobachtete. Gerade als ich die Hufe Easy's auskratzte, kam Anna-Lena mit ihrem schicken Schecken um die Ecke. Bis jetzt hatte ich noch nicht sonderlich viel von der jungen Frau mitbekommen, weshalb ich die Chance nutzte um sie ein wenig kennenzulernen. "Hey, du musst Anna-Lena sein.." begrüßte ich sie beim heben des letzten Hufes und lächelte freundlich. Mein Gegenüber nickte freundlich und grinste. "Richtig, aber Anna reicht vollkommen aus...", antwortete sie in einem ruhigen Tonfall und wir beide verfielen in ein kleines Gespräch über alltägliche Dinge. Nachdem ich Easy gesattelt hatte, trennten sich unsere Wege und ich verschwand in Richtung der großen Halle. Wie nicht anders zu erwarten war diese leer zu dieser Uhrzeit und meine Reitlehrerin hatte bereits ein paar Hindernisse aufgebaut. Kurz begrüßten wir uns während ich Easy einmal durch die Halle führte, dann nachgurtete und aufstieg. "Fang schon Mal mit dem Aufwärmen an. Viele Biegungen reiten, Volten, Achten - du weißt das ja langsam..", sagte sie während sie die Abstände zwischen den Hindernissen abmisste. Ich nahm Easy sanft auf und begann ihn tiefer in die Ecken zu reiten. Er war direkt 'da' und arbeitete willig mit, was ich mit einem leisen Lächeln kommentierte. Nach der Ecke ritt ich ihn auf eine Volte um eines der höheren A-Hindernisse und wechselte danach die Hand. "Ein bisschen schneller, ansonsten sieht es sehr gut aus - habt ihr etwa geübt?", fragte mich meine Reitlehrerin gut gelaunt und legte eine Stange auf. Ich grinste nur und trieb Easy in einen etwas zügigeren Schritt. Nach weiteren Volten und dem Schenkelweichen, bekam ich die Anweisung anzutraben. Im Trab wiederholten wir dann die Übungen, gingen Volten und schlangenlinienmäßig um die Hindernisse. Handwechsel fügte ich ebenfalls noch hinzu und war froh darum, dass Easy sich allem Anschein nach nicht langweilte. "Im Trab kannst du auch ganz Hinten mal das kleine E-Kreuz nehmen. Das bau ich immer wieder gerne in sowas ein..", hörte ich aus der anderen Ecke und steuerte mit Easy im Trab das kleine Kreuz an. Entspannt setzte der erfahrene Wallach darüber und ließ sich danach auch wieder optimal regulieren, kaum aus dem Takt kommend. "Gut!", hörte ich die lobenden Worte meiner Reitlehrerin und klopfte dem Fuchs den breiten Hals. Nach ein paar Minuten in denen ich mich nochmal den Trab und Schritt Übergängen widmete, bekam ich das Kommando anzugaloppieren. Auch hier machten wir viele Übungen für die Biegung des Pferdes, gingen Galoppvolten und machten einfache Übergänge. Das E-Kreuz war im Galopp eindeutig zu einfach zur Easy, weshalb er beim letzten Sprung gelangweilt die Klanghölzer erklingen ließ. "Huch...", entfuhr es mir und auch meine Reitlehrerin lachte leise. "Wohl zu langweilig... Reite doch mal den kleinen Steilsprung an im hinteren Bereich...", erklärte sie mir und ich nickte. Easy weiterhin mit kleinen Hilfen beschäftigend ritten wir auf den Steilsprung zu und nahmen diesen relativ Locker. Easy war direkt wieder aufmerksamer, was ich mit einem zufriedenen Blick auf das Hindernis kommentierte. "Gut, baue zwischen den Hindernissen kleine Dressurübungen ein, pariere ihn gelegentlich durch in den Trab und lass ihn von deinem Schenkel weichen." erklärte man mir weiter und ich versuchte das möglichst gut umzusetzen. Easy war - was sowas anging - einfach nur eine Bereicherung für mich, da er sich so einfach händeln ließ. Dabei versuchte ich jedoch auch Julia's Rat zu befolgen und keine Langweile aufkommen zu lassen, wechselte immer wieder die Hand und ritt kleine Figuren bevor ich ihn wieder angaloppierte und ein Hindernis anging. "Das sieht sehr gut aus..", kam der Zwischenkommentar und abermals klopfte ich dem großen Fuchs den breiten Hals.
    Nach einigen Minuten ging Easy sehr flüssig und gelassen, ging super auf meine Hilfen ein und trug mich wie eine Schäfchenwolke durch die Halle. "So... parier jetzt Mal durch in den Schritt und lass ihm ein bisschen Zügel..", in einem weichen Übergang landeten wir beide im Schritt und ich beobachtete meine Reitlehrerin wie sie anfing ein paar Hindernisse umzuräumen. "Heute gefällt es mir wirklich gut und ich würde dir gerne einen kleinen Parkour aufbauen. Nichts wildes, eine Mischund aus E und A Hindernissen...", erklärte sie mir während ich die leicht zerzauste Mähne des Fuchses wieder in Ordnung brachte. "Wir machen den Durchgang nach und nach, also immer zwei Hindernisse hintereinander nehmen bevor du wieder eine kleine Dressurübung einbaust - okay?", fragte sie mich und ich nickte. Wieso auch nicht?
    Nach 5 Minuten war der Parkour fertig und meine Reitlehrerin schaute mich stolz an. "Man, ich bin ja so fix. Also los, nehm ihn ruhig wieder auf und trab ihn Mal entspannt eine Runde. Dann nimmst du bitte die ersten beiden Hindernisse - das Kreuz und den kleinen Oxer, danach baust du eine Volte mit Handwechsel ein..", erklärte sie mir während ich Easy im Trab die eine Runde schickte. Wie sie sagte, nahm ich erst das Kreuz und dann den kleinen Oxer. Das funktionierte relativ Problemlos weshalb ich mit einem zufriedenen Gefühl in die Dressurlektion ging. Easy schien auch Spaß an der Sache zu haben und wirkte nach wie vor motiviert. "Gut, jetzt reite einen Handwechsel durch die Diagonale und nimmst den etwas größeren Steilsprung auf deutlichem A Niveau, danach folgt ein kleines Kreuz - quasi eine Kombination. Achte dieses Mal auf den richtigen Absprungspunkt, sonst schafft Easy das Kreuz nicht sauber.", erklärte sie weiter und ich folgte abermals ihren Anweisungen, galoppierte auf den Steilsprung zu, ließ den Fuchs jedoch zu früh los was die Folge hatte, dass der Steilsprung zwar noch sauber lief, wir jedoch das zweite Hindernis leicht mitnahmen mit den Hinterhufen. "Achte auf den Absprungspunkt!", mahnte mich die Ältere. "Nochmal...", fuhr sie fort nachdem sie das Hinderniss neu aufgebaut hatte. Beim zweiten Mal gelang es uns besser, auch wenn es immer noch nicht perfekt war. Die Ältere ließ mich wieder ein paar Dressurlektionen machen, ehe ich die kleine Gruppe wieder nehmen sollte und nach dem 5ten Anlauf klappte es sogar ohne Klanghölzer. "Sehr gut!", lobte sie uns und klatschte einmal in die Hände. "Damit beenden wir heute die Reitstunde, mit etwas positiven. Du darfst mit dem Trockenreiten beginnen!", hörte ich sie sagen und nickte zufrieden, ließ Easy Going sich abkauen und klopfte ihm ausgiebig den Hals. "Fein gemacht, Dicker!", lobte ich den Fuchs und parierte ihn nach zwei Runden im gestreckten Trab in den Schritt durch.
    Nach 20 Minuten stieg ich von Easy ab und lockerte seinen Sattelgurt bevor ich ihn aus der Halle führte. Meine Reitlehrerin war schnell mit den Hindernissen fertig gewesen und hatte sich verabschiedet. Draußen kam mir Julia entgegen und gesellte sich zu mir und Easy. "Und wie wars?", fragte sie mich und half mir dabei ihm die Ausrüstung abzunehmen. "Heute waren wir wirklich gut, auch wenn wir so unsere kleinen Probleme mit einer Kombination hatten. Aber das wird auch noch..", sagte ich zuversichtig was Julia allem Anschein nach ein Lächeln entlockte. "Das freut mich. Denk dran, das Angebot mit dem Tunier steht noch...", zwinkerte sie mir zu, verabschiedete sich dann aber wieder weil sie zum nächsten Pferd musste. Ich kümmerte mich weiter um den Fuchs, putzte ihm den trockenen Schweiß aus dem Fell und brachte ich darauf in seine warme Box. Dort traf ich kurz auf Lisa die Öske nur kurz ein Leckerchen zuschob. "Na? wie gehts dir Nadine?", fragte sie nach und wir unterhalteten uns kurz über die neusten Begebenheiten. Ich erzählte ihr von Elly und auch sie wünschte mir alles Gute nachdem sie sich verabschiedete. Ich blieb noch einen Moment bei Easy Going, kraulte ihn und steckte ihm noch eine Möhre zu, ehe ich mich von dem Wallach verabschiedete und nach meinem Handy griff. Immer noch kein Anruf. Langsam wuchs meine Sorge und die Ablenkungen waren immer schwerer zu finden.

    Dennoch entschloss ich mich heute mit Samir zu beschäftigen und holte den jungen Fuchshengst bei der Wiese ab. Langsam kam er in das Alter in dem er länger ohne seine Mutter auskam und auch Mal ohne Mama - die sowieso nicht gewillt gewesen wäre die Wiese zu verlassen - die Wiese hinter sich ließ. Man erkannte langsam, dass Samir sich zu einem relativ großen, feingliedrigen Araber entwickeln würde und die Ähnlichkeit zu Saruk war wirklich verblüffend. Zusammen gingen wir zurück zum Hof wo ich ihn anband und eine Weile putzte. Samir genoss sichtlich die Bürstenarbeit und entspannte sich relativ zügig. Dabei verlor er immer mehr von seinem Babyfell und bekam mit der Zeit das glatte, geschmeidige Fell das schon seine Mutter auszeichnete. Da ich heute keine Lust hatte die große weite Welt zu erkunden, beschloss ich mit Samir einen Hofspaziergang zu machen. Natürlich begegneten wir dabei der schönen schwarzen Stute York, die zu Samir's Leidwesen immer noch nicht mehr in ihm sah als ein Fohlen. Vivi und ich mussten immer wieder über das Verhalten des jungen Hengstes lachen und mit einem Kopfschütteln gingen wir weiter unseren Weg. Bea kam uns allein entgegen und lächelte zufrieden. "Der Kleine macht sich prima - ganz ohne Mama schon!", sagte sie lobend und hielt Samir ihre Hand zum beschnuppern hin. Bei Bea verharrend unterhielten wir uns kurz darüber was in der letzten Zeit mit mir los war, da ich doch eher selten den Kontakt zu den anderen gesucht hatte und mich nur um meine Pflichten gekümmert hatte. Ich erklärte Bea, dass ich ein wenig Stress gehabt hatte, jedoch Besserung geloben würde und froh war, wieder länger als nötig im Stall zu sein. Sie lächelte zufrieden. "Gut, ich hab mir schon Sorgen gemacht. Das mit Elly wird bestimmt auch noch, sie ist stark!", Bea gab sich optimistisch, was mich ein wenig aufbaute. Während ich mich mit der Hofleitung unterhielt, gab sich Samir sehr ruhig, genoss es deutlich von beiden Seiten gestreichelt zu werden und zupfte mit der Lippen leicht an Bea's Klamotten herum. Ein Pickup parkte auf dem Parkplatz was ich jedoch nur am Rande mitbekam. Auch entging mir irgendwie der Mann der aus dem Wagen stieg und über den Hof schlenderte und von Vivi abgefangen wurde.
    "Bildest du Samir selber aus?", fragte Bea mich und ließ einen Moment den Blick schweifen, ehe sie mich belustigt musterte. Ohne wirklich zu wissen was der Blick zu bedeuten hatte, antwortete ich mir nickend. "Ja, aber ich werde mir Hilfe suchen - ganz allein möchte ich es dann doch nicht machen.", erklärte ich ihr und schaute sie irritiert an, weil ich ihren vielsagenden Blick bemerkte. "Gute Einstellung. Hey Vivi!", begrüßte Bea über meine Schulter hinweg die Besitzerin von Black Eye, ich drehte mich grinsend um und erstarrte gleichsam als ich sah, wer sich da neben Vivi eingefunden hatte. "Was machst denn du hier?", fragte ich verblüfft und hob überrascht beide Augenbrauen. Mein Anblick muss wohl lustig gewesen sein, denn alle drei fingen an zu lachen während mir selbst das Herz bis zum Hals schlug. "Ich hab gedacht ich besuch Mal den Mysteryhof.", er zuckte unschuldig mit den Schultern und warf mir einen zugleich verschlagenen Blick zu. "Du wirst gruselig...", murmelte ich und kraulte Samir über den Hals. Dieser musterte Jared neugierig, schließlich hatte er ihn das letzte Mal auf den großen Palominohengst gesehen. Jared hielt dem jungen Hengst die Hand hin die gestaustens inspiziert wurde, ehe er diese anstieß - nach einem Leckerlie verlangend. "Hab leider nichts..", erklärte der Ältere meinem Fohlen und zog die Hand wieder zurück.
    "Wieso bin ich denn gruselig?", fragte Jared ein wenig überrascht. "Du tauchst einfach so... auf!", antwortete ich mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme über den die beiden anderen Mädels lachen mussten. "Aber gut, ich muss weiter.", ich deutete auf Samir dem nun doch ein wenig langweilig wurde. "Ich komm mit, wenns dich nicht stört.", natürlich schüttelte ich den Kopf. Als ob mich das stören würde. Der Blick von Bea und Vivi verriet mir, dass ich am nächsten Tag berichten sollte - dabei hatte ich ihnen die gestrige Begegnung noch nicht einmal nahe gebracht. Zusammen schlugen wir den Weg zur Wiese ein woraufhin Samir freudig die Ohren spitzte. "Und wie geht es deinem Hund?", fragte er nach und schaute mich interessiert aber unaufdringlich an. "Bis jetzt hat sich das Klinikum noch nicht gemeldet...", erklärte ich nachdenklich und öffnete das Gatter zur Fohlenwiese. Samir schaute mich erwartungsvoll an und dann wieder zu den anderen, herumtollenden Fohlen. Geduldig ließ er sich das Halfter abnehmen und stoberte mir noch einmal durchs Gesicht, ehe er davon trottete. "Er scheint dich echt zu lieben...", bemerkte Mr. Cowboy schmunzelnd und ich atmete tief. "Ich glaub wir sind beide verliebt!", grinste ich und verließ zusammen mit Jared wieder die Wiese nachdem ich kontrolliert hatte, das das Tor auch ordentlich zu war. "Nochmal wegen Gestern..", fing ich an und zumpfte leicht an meiner Jacke rum. "... danke, es hat echt gut getan darüber zu reden.", Jared blickte mich zufrieden an, nickte dann aber. "Kein Problem...", antwortete er mir mit ehrlicher Stimme. Nach kurzem hin und her beschlossen wir uns, unsere Telefonnummern auszutauschen - natürlich nur für den Fall, dass etwas war. Ich schmunzelte leicht ehe mich das aufdringliche Klingeln meines Handys aus meiner kleinen kuscheligen Wolke zog.

    Jared schaute mich abwartend an als ich dran ging. Es war das Klinikum und automatisch wandte ich mich in Richtung des Ausganges vom Hof. Nach einem kurzen Gespräch legte ich wieder auf und fuhr mir durch das lange dunkelblonde Haar. "Ich muss zum Klinikum...", erklärte ich und war drauf und dran meinen Bruder anzurufen, hielt jedoch inne, als ich die Uhrzeit sah. Er wäre noch am Arbeiten und könnte nicht wirklich schnell da sein.
    "Komm... Ich fahr dich.", sagte Jared als er mein zögern bemerkte und legte mir eine Hand in den Rücken, mich zum Auto führend. Jared fragte nicht direkt was die Ärztin gesagt hatte, ließ mich erst einmal einsteigen und startete den Wagen. Als ich jedoch keinen Ton von mir gab und stumm mit dem Kopf an die Stütze gelehnt dasaß, erhielt wohl seine Neugierde die Oberhand. "Was hat die Ärztin gesagt?", ein seliges Lächeln erschien auf meinen Lippen und ich warf ihm einen kleinen Seiteblick zu. "Ich darf sie wieder mitnehmen!", meiner Stimme konnte man die Erleichterung anhören und darüber musste Jared wohl irgendwie grinsen. "Das freut mich...", antwortete er und beeilte sich, mich zum Klinikum zu fahren.
    Als wir ankamen war ich schon ein wenig aufgeregt und aufgekratzt, weshalb ich fast aus dem fahrenden Auto gesprungen wäre als Jared auf dem großen Parkplatz einen für seinen Wagen suchte. Mit zügigen Schritten steuerten wir das große Gebäude an und liefen der Ärztin - die mich breit grinsend begrüßte - direkt in die Arme. "Sie sind ja schnell! Elly ist startklar, kommen sie!", sie schaute kurz zwischen uns hin und her, ehe sie vorausging. Bevor Jared irgendwie auf die Idee kam hier vorne zu warten, griff ich nach seinem Ärmel und zog ihn in einer geschmeidigen Bewegung mit. Elly wartete bereits in Anwesenheit eines Pflegers auf mich und wedelte so stark mit dem Schwanz, dass es sie fast von den Hinterpfoten gerissen hätte. "Eeeellyyyy...", rief ich sie über den Flur hinweg und sie kläffte in ihrem gewohnten Quietscheton freudig. Die ältere Hündin ausgiebig kraulend bedankte ich mich bei der Ärztin und nahm dem Pfleger die Leine ab. Zwar wirkte Elly noch ein wenig erschöpft, doch die Ärztin versichterte mir, dass sich das bald legen würde. Jared stand neben der älteren Frau und musterte mich einen Moment lang belustigt mit den Armen vor der Brust verschränkt. "Ich fahr euch dann Mal Heim?", fragte er mich und ich nickte zufrieden grinsend.
    "Das wäre super.."

    don't leave me here alone

  • #07 Things we lost in the FireDatum10.01.2021 14:39
    Thema von Natsch im Forum Past

    THINGS WE LOST IN THE FIRE
    DIE SICHERSTE METHODE, JEMANDEN ZU VERLIEREN,
    BESTEHT DARIN, DIES STÄNDIG ZU FÜRCHTEN

    SCHICKSAL
    Ich war auf dem Weg zur etwas weiter entfernten Tierklinik, da der Tierarzt nicht feststellen konnte, was genau der kleinen Elly fehlte. Ihm würden die nötigen Instrumente fehlen, weshalb er uns so schnell wie möglich einen Termin in der Klinik besorgte. Die Tatsache, dass wir in die Klinik mussten, verschaffte mir kein gutes Gefühl, denn meistens war dann schon etwas, was man nicht 'einfach so' behandeln konnte. Mein Bruder hatte mir seinen Wagen geliehen, da er den seiner Verlobten nehmen würde, damit ich besorgte Hundemutter den Hund so schnell wie möglich zur Klinik befödern konnte. Er selbst hing jetzt schon sehr an Elly und fand es auch ganz schrecklich, dass sie mit in die neue Wohnung ziehen und nicht bei ihm im großen Haus bleiben würde. Ihm selbst kam schon der Gedanke an einen eigenen Hund, doch dafür blieb ihm keine wirkliche Zeit, da er eine Firma zu leiten hatte. Seine Verlobte hatte auch nicht viel Zeit, weshalb sich ein Hund nicht wirklich anbot. "Was ist los? Hm, Elly?", sprach ich zu dem Hund der auf einer besonderen Autovorichtung saß, mit der sie auf dem Beifahrersitz liegen konnte. Eigentlich liebte es die kleine Hündin während der Fahrt nach draußen zu schauen, doch auch heute lag sie ganz still da und schaute mich nur hilfesuchend an. Ich wusste, dass sie Schmerzen hatte, doch ich konnte nicht wirklich sagen wo.
    Nach einer längeren Fahrt erreichten wir die Klinik und nachdem ich Elly reingetragen hatte, kamen wir auch schon relativ rasch dran. Die Ärztin wirkte kompetent und sehr freundlich, sie bemerkte meine Sorge um meinen Hund und lächelte mich aufbauend an. "Sind Ihnen in letzter Zeit irgendwelche Besonderheiten aufgefallen?", fragte sie nach und ich beobachtete Elly einen Moment schüttelte dann aber den Kopf. "Sie wirkte vorgestern noch recht agil. Sie läuft immer frei wenn wir spazieren gehen - aber sie frisst eigentlich nichts, was ich vorher nicht in der Hand hatte...", erklärte ich der Ärztin und sie nickte. "Also schließen sie einen Giftköder aus..", mutmaßte sie und begann den Hund abzutasten. Wieder nickte ich. Als die Ärztin die Unterleibsregion des Hundes abtastete, quietschte Elly kläglich auf. "Hm.. Wie lässt ihr Hund zur Zeit Wasser?", fragte mich die Ärztin und ich warf ihr einen kurzen Blick zu. "Sie setzt sich öfters, aber manchmal will es nicht so recht..", wieder ein Nicken der Ärztin und sie sagte, dass man das auch dem Alter des Hundes hätte anrechnen können. "Wir machen Mal einen Ultraschall...", erklärte sie mir und bat mich Elly festzuhalten. Ich tat wie mir geheißen und hielt Elly leicht fest und beruhigte sie mit sanften Streicheleinheiten. Sanft fuhr die ältere Frau über den Unterleib des Hundes und ein "Oh..", entwich ihr als sie auf das große Bild blickte. "Ihr Hund hat eine Harnwegsentzündung...", sie schaute weiter und hielt Inne. "..und ihre Gebärmutter ist vereitert. Das erklärt das häufige hinsetzen... Ihre Hündin muss gut schauspielern können, wenn sie erst jetzt mit Trägheit beginnt...", erklärte sie mir und legte das Gerät weg. Besorgt blickte ich die Ärztin an und sie schien meine Befürchtung in meinen Augen ablesen zu können. "Wir haben drei Optionen, die ich ihnen kurz erläutern werde.", sagte sie mit ruhiger Stimme und stützte sich leicht auf dem Behandlungstisch ab. "Option eins wäre eine Operation - wobei wir bei dem Alter zu einer Periduralanästhesie tendieren würden. Die zweite Option wäre eine Hormon - und Atibiotikabehandlung. Es wäre nicht sicher, ob die Entzündung für immer verschwinden würde, aber würde sie zumindest mindern. Die dritte und letzte Option wäre, sie einschläfern zu lassen...", das war wie ein Schlag ins Gesicht und ich betrachtete Elly nachdenklich. "Was ist eine Periduralanästhesie?", fragte ich nach und schaute die Ärztin fragend an. "Diese Variante belastet den Kreislauf des Hundes nicht so stark. Er bekommt lediglich eine mittelstarke Beruhigungsspritze und eine Rückenmarksnarkose.", erklärte sie mir bereitwillig. "Nach der Operation könnten wir uns dann an die Behandlung der Harnwegsentzündung machen..", fuhr sie fort und schaute mich abwartend an. An ihrem Blick erkannte ich, dass sie wahrscheinlich vermutete, dass ich - um Geld zu sparen - Elly wohl einschläfern lassen würde. "Wie lang müsste sie nach der Operation hier bleiben?", fragte ich nach und kraulte weiter meinen Hund. "Sie könnten sie - wenn alles glatt läuft - natürlich direkt wieder mit nach Hause nehmen. Wir geben ihnen noch Schmerzmittel mit und Atibiotika die sich mit diesen vertragen bezüglich der Entzündung.", erklärte sie mir bereitwilliger und kraulte ebenfalls den Hund. "Gut...", ich nickte. "Dann bitte die Operation...", die Ärztin wirkte erleichtert und das.. erleichterte mich irgendwie.
    Es war kein langer Eingriff. In der Zeit rief ich die Mädels im Stall an um Bescheid zu geben, dass ich heute ausfallen würde, meinen Bruder um ihn über die Entwicklungen Vorort zu unterrichten. Vielleicht machte er sich sogar ein bisschen Vorwürfe, doch im Moment war ich viel zu aufgewühlt um noch wirklich klar darüber nachzudenken und um ihm diese vielleicht zu nehmen. "Die Ärztin kommt, ich muss auflegen...", sagte ich in einem fast schon hektischen Ton und beendete das Gespräch, während ich mich zu der älteren Frau umdrehte. Sie wirkte ernst, hatte jedoch ein kleines Lächeln auf den Lippen. "Die Operation war die richtige Entscheidung. Die Vereiterung hatte ein Stadium erreicht wo die Antibiotiker nichts mehr hätten ausrichten können...", erklärte sie mir und verschränkte leicht ihre Arme vor der Brust. "Doch Elly ist noch recht schwach, wir machen uns Sorgen.", fuhr sie fort und lockerte wieder ihre Haltung. "Daher würden wir sie gerne für zwei Tage hierbehalten um ihre Genesung zu beobachten...", ich schluckte schwer und biss mir auf die Unterlippe. Tränen drangen in meine Augen und ich versuchte sie runterzuschlucken. "Die Vereiterung hätten sie nicht sehen können, anders als 'normal' lief sie nicht ab und war fest...", versuchte sie mir meine Schuldgefühle zu nehmen. "Während sie hier ist, werden wir natürlich auch etwas gegen die andere Entzündung unternehmen...", versicherte sie mir als sie mein verkrampftes Gesicht sah.

    Ich hatte mir Elly natürlich zeigen lassen und zu meinem Entsetzen hatten sie sie in ein Sauerstoffzelt bringen müssen, da sie Probleme mit der Atmung hatte. Inständig hoffte ich, dass ich ihr Leiden mit meinem Entschluss nicht verlängert hatte und fuhr mit 'leeren Händen' wieder Richtung Heimat. Es war ein komisches Gefühl meine Hündin in der Klinik zu lassen, so ganz allein und geschwächt. Kurz bevor ich den Ort erreichte in dem mein Bruder lebte, stellte ich den Wagen am Seitenstreifen ab und lehnte meinen Kopf an die dunkle, weiche Stütze des Sitzes. Tränen die ich der Sorge um Elly zuordnete kullerten über meine Wange und ein leichtes Kopfschütteln löste das kurze Zittern meines Körpers aus. Seit Saruk's Tod verkraftete ich so etwas reichlich schlecht. Die dauerhafte Sorge jemanden zu verlieren - egal ob Mensch oder Tier - hatte mich über das eine Jahr zu einem unfreiwilligen Eigenbrödler werden lassen. Erst der Mysteryhof, Samir und der Arschtritt meines Bruders hatten mich wieder aus meinem Loch herausgeholt. Vielleicht lag mein Problem mit Verlust auch schon in meiner Vergangenheit, vor Saruk. Vielleicht an der Tatsache, dass mich mein Vater nicht mehr gewollt hatte nachdem meine Mutter sich getrennt hatte. Das er mit seinem alten Leben zu dem ich ja gehört habe, abgeschlossen hatte. Das er es mir einfach ins Gesicht sagen konnte.
    Wieder schüttelte ich leicht den Kopf, diesmal ein absurdes, spöttisches Lächeln auf den Lippen, das eindeutig meinem Vater galt. Mit einem Ruck riss ich die Autotür auf und verschloss den Wagen ehe ich querfeldein den Weg in den angrenzenden Wald einschlug. Der Weg den ich nahm war eindeutig für keine Fußgänger geeignet, glich eher einem Pfad den sich Rehe oder andere Paarhufer ertrampelt hatten. Nach einigen Minuten, in denen ich mich einfach durch Geäst und Gestrüpp kämpfte, wurde mein Kopf von Zeit zu Zeit klarer. Mein Herzschlag beruhigte sich und als ich einen Weg erreicht hatte, der durch den Wald führte, fasste ich mir an den Kopf. "Jetzt gehen mit dir aber die Pferde durch...", raunte ich zu mir selbst und holte tief Luft. Die Sorge um Elly und die unverarbeiteten Emotionen waren wie eine gewaltige Welle über mich hineingebrochen - ich kam mir schon fast lächerlich vor. "Seit wann bin ich denn so eine Heulsuse?", versuchte ich die Sache runterzuspielen - wenn mich jetzt einer gesehen hätte, wäre mir das wohl sehr peinlich gewesen. Elly würde gesund werden, ganz sicher - redete ich mir ein und wischte mit den Ärmeln meines Pullovers über mein Gesicht.

    Der dumpfe Hufschlag eines Pferdes holte mich schier aus meiner trüben Gedankenwelt und ich war fast schon froh, aus diesem - für mich so empfundenen - Selbstmitleid herausgezogen zu werden. Tief einatmend wandte ich mich wieder dem Weg zu, durch den ich mich vorhin gekämpft hatte. Der Hufschlag wurde lauter, ehe er auf einmal verstummte. Überrascht und mit einem vom Weinen aufgequollenen Gesicht wandte ich mich um und blickte in zwei fast schon vertraute, blaue Augen. Innerlich stöhnte ich auf. Natürlich musste ich dem Kerl vollkommen verheult begegnen, konnte er nicht einmal auftauchen, wenn es mir gut ging und ich die Sonne persönlich spielen könnte? In den hellen Augen des Brünetten spiegelte sich Sorge wieder und er stieg von dem Palominohengst ab, was mich fast einen Schritt nach hinten gehen ließ. "Alles in Ordnung bei dir?", fragte er nach und legte den Kopf leicht schief. Erst jetzt bemerkte ich, dass er gut zwei Köpfe größer war als ich und ein breites einladendes Kreuz besaß. Ich hatte vergessen, dass wir schon beim 'Du' angekommen waren nach dem Ausritt. "Seh wohl nicht so aus, huh?", fragte ich - fast ein bisschen ironisch, lächelte aber schwach. Meinen Frust würde ich jetzt nicht bei einem fast Fremden abladen! Das nahm ich mir vor. "Nicht wirklich.", seine Stimme war ernster als gedacht und er musterte mich kritisch - als hätte ich einen Geist gesehen. "Hat ihnen jemand etwas getan? Als Frau sollte man nie allein durch den Wald gehen...", ich schüttelte den Kopf - hatte eigentlich fast schon auf solch eine Frage gewartet. "Nein, nichts dergleichen.", antwortete ich, nicht wirklich gewillt mich dem Kerl zu öffnen. Er jedoch schien hartnäckiger zu sein als der 'autonormal' Mann. "Dennoch begleite ich dich, bis du aus dem Wald raus bist. Und jetzt sag nicht nein, wenn dir ein Wildschwein begegnet kann das übel enden...", seine Stimmung lockerte sich wieder, während ich an Julias Worte erinnert wurde. "Aber die haben zur Zeit doch keine Frischlinge...", argumentierte ich mit Julias Argument, erntete jedoch nur ein Augenrollen. "Jetzt lass mich dich begleiten, mein Gott.", es glich fast schon einem leisen Fluchen was er da mit einem kurzen verdrehen der Augen mir zur Antwort hab. Als würde ich mich ergeben, hob ich leicht die Hände. "Ist ja gut Sheriff...", spöttelte ich und verdrehte meinerseits leicht die Augen. "Mein Auto steht irgendwo da am Straßenrand...", erklärte ich während ich mit dem Arm in die Richtung deutete. Zufrieden folgte er meinem Wink und nickte dann, ehe er auf den Palominohengst deutete. "Kannst dich gerne drauf setzen, ich führ dich auch...", machte er sich jetzt ernsthaft über mich lustig? Ich verneinte und beschloss neben ihm herzugehen, auch wenn Jared nicht im entferntesten daran dachte, auf das Pferd wieder aufzusteigen. Zusammen gingen wir weiter den Waldweg entlang und schwiegen eine Weile. Es war kein unangenehmes Schweigen, aber trotzdem hatte ich das stumpfe Verlangen es immer und immer wieder zu unterbrechen. Jared gab sich geduldig, schien nur darauf zu warten, dass ich den ersten Schritt machte. "Meine Hündin ist in der Klinik und wurde operiert. Sie wissen nicht ob sie durch kommt..", brach es dann doch leise aus mir heraus und ich richtete meinen Blick starr auf den Weg vor uns. Er schwieg weiterhin, doch ich spürte seinen Blick auf mir. "Hast du Mal jemanden verloren, der dir wichtig war?", fragte ich dann frei heraus und warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Gott, ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen in seiner Gegenwart. "Natürlich, das gehört zum Leben.", da kamen die Weisheiten eines Mannes der sicherlich einiges an Lebenserfahrung mehr hatte als ich. "Meine Frau starb vor 8 Jahren, bei der Geburt unserer Tochter.", mir stockte leicht der Atem und instinktiv suchte ich seinen Blick, doch Jared wandte den Blick ab und musterte irgendeinen Punkt in der Ferne. Jetzt fühlte ich mich noch naiver. Und dümmer. "Jeder Tod eines geliebten Menschen oder eines geliebten Tieres ist schwer zu verkraften. Sie haben einen begleitet - es ist schwer sich ein Leben ohne sie vorzustellen. Doch es geht, auch wenn es die erste Zeit schwer ist und wenn man es verkraftet hat, blickt man lächelnd auf diese Zeit zurück und ist einfach froh darum, die Zeit mit demjenigen gehabt zu haben.", fuhr er fort und blickte jetzt wieder mit einem kleinen Lächeln das um seine Lippen spielte auf mich herab.
    Ich konnte nicht abstreiten, dass ich beeindruckt war von seiner Art von solchen Dingen zu sprechen, weshalb ich nicht anders konnte als zu schweigen. Wieder vergingen Minuten in denen nur das schmatzende Geräusch unserer Schritte zu hören war. "Ich bin ziemlich weise, was?", fragte er und schien seine lockere Art wieder gefunden zu haben. Ich nickte. "In der Tat..", stimmte ich ihm zu und lächelte ebenfalls schwach, die Arme um meinen Körper schlingend. Das war doch wirklich eine Begegnung der dritten Art! "Hat aber auch eine lange Zeit gedauert bis ich soweit war.", sagte er dann ehrlich und schüttelte leicht den Kopf. "... und vielleicht geht es deiner Hündin ja auch bald wieder besser.", versuchte er mich aufzubauen und stieß mit seiner Schulter leicht gegen meine, ehe er seinen Arm um jene legte.
    Es war eine tröstende Geste, die mir in diesem Moment einfach sehr gut tat und für die ich ihm dankbar war. Auch wenn sie das Kribbeln in meiner Magengegend verstärkte, von dem ich wusste, was es zu bedeuten hatte.

    Als wir den Wagen erreichten, dämmerte es bereits und mir war gar nicht aufgefallen, dass wir mehrere Stunden spazieren gegangen waren und er dabei die meiste Zeit über seinen Arm um mich gelegt hatte. In der Zwischenzeit hatte er mir schon seine Jacke angeboten, welche ich ausnahmsweise auch angenommen hatten. Unsere Themen waren sehr unterschiedlich gewesen, nachdem er mir von dem Tod seiner Frau erzählt hatte, hatte ich irgendwann mit der Geschichte um Saruk ausgepackt. Doch danach waren wir eher zu lockeren Themen übergegangen, gescheiterte Beziehungen und die eigenarten der verschiedenen Geschlechter. Zeitweise haben wir über Samir geredet und in welche Richtung ich mit ihm gehen wollen würde. Reichlich belustigt hatte er sich dann anhören dürfen, dass ich es noch nicht wusste. Er erzählte mir von seiner kleinen Ranch die sich auf die Zucht von Quarter Horses spezialisiert hatte und seither ein Familienbetrieb gewesen war. Dein goldener Hengst war das erste Fohlen das er selbst gezogen hatte und bereits über 15 Jahre alt - was mich irgendwie überraschte.
    Doch als wir am Wagen standen verstummten wir schlagartig und ein innerer Fluchtinstinkt wollte mich packen, sofort ins Auto treiben und losfahren. Mit einem tiefen Atemzug hielt ich mich aber zurück und schaute zu Jared. "Danke, dass du mich zum Auto gebracht hast - auch wenn mein Querfeldeinweg wahrscheinlich 10Mal schneller gegangen wäre...", ein leises Grinsen zeichnete sich auf meinen Lippen ab und er erwiderte es charmant. "Kein Problem, immer wieder gern.", er tippte sich ganz Cowboylike an die Hutkrempe und zwinkerte mir verschlagen zu. Bevor ich mich dem inneren und zugegeben sehr dummen Drang - ihn zu Küssen - hingab, löste ich mich von ihm und trat auf den Wagen zu. Als ich die Türe aufmachte, stieg er bereits auf den ruhig dastehenden Hengst, drehte ihn in meine Richtung und kam langsam auf mich zu. "Wir sollten das wiederholen..", waren seine schlichten Worte und der helle Hengst hielt neben dem schwarzen Audi an. Meine Finger strichen sanft über dessen samtene Nase und ich nickte. Einen Moment lang schauten wir uns lange in die Augen, als dann doch ein verschämtes Lächeln meine Lippen umspielte, was ihn triumphierend Grinsen ließ. "Sollten wir.", sagte ich dann mit einem leicht drängenden Ton in der Stimme und er wendete den Hengst geschickt. "Komm gut Heim.", waren seine Worte als er sein Pferd in einen gemütlichen Schritt trieb und sich wieder entfernte. Fast schon ein wenig verstreut und schwärmerisch schaute ich dem älteren hinterher. "Wie alt bist du eigentlich?", nachdem ich die Worte gesagt hatte, hätte ich mir am liebsten gegen die Stirn geschlagen. Im reiten wandte sich Jared im Sattel um und hob leicht eine Augenbraue. "31", das war seine einzige Antwort ehe er sichtlich amüsiert den Palomino auf einen kleinen Weg lenkte, antrabte und verschwand.

    Einen tiefen Atemzug tätigend stieg ich in den schwarzen Wagen und kramte im Handschuhfach nach meinem Handy. 10 entgangene Anrufe von meinem Bruder. "Da macht sich aber jemand Sorgen...", murmelte ich und wurde automatisch wieder mit meinen Sorgen konfrontiert. Den Wagen startend wählte ich die Nummer meines Bruders und telefonierte während der restlichen Heimfahrt mit ihm über die Fernsprechanlage. Das Hauptthema war natürlich Elly - auch er machte sich ungeheure Sorgen, wobei ich nicht wusste ob diese sich auf Elly oder auf mich bezogen.

    Things we'll never see again


    FORTSETZUNG FOLGT...

  • #06 Written in the StarsDatum10.01.2021 14:39
    Thema von Natsch im Forum Past

    WRITTEN IN THE STARS
    DIE EINSAMKEIT EINES MENSCHEN IST DIE UNANTASTBARKEIT SEINER SELBST.
    DENN ER FÜRCHTET DIE ZWEISAMKEIT, AUS ANGST WIEDER EINSAM ZU SEIN.

    2. SPRINGSTUNDE VON EASY GOING UND NADINE; KLASSE A

    "Aber ich könnte Sie nach Hause fahren...", mein Blick wurde ein Stück misstrauisch. "Sie wissen ja gar nicht Mal wo ich wohne, nachher ist das der totale Umweg für sie..", gab ich zu Bedenken und richtete meinen Blick wieder auf den Weg vor meinen Füßen, aus Angst mich wiederholt schrecklich zu blamieren, weil ich meine Füße nicht sortieren konnte. Den Blick des Älteren auf mir spürend, wartete ich auf eine Antwort, doch so wirklich wollte er mir anscheinend keine geben. Stattdessen fuhr er weiter neben mir her, warf gelegentlich einen Blick auf die Straße und ignorierte die hupenden Autofahrer die ihn überholten. "Das Angebot steht immer noch..", merkte er an und abermals bemerkte ich den belustigten Ausdruck in seinem Gesicht. Einen Moment wägte ich ab, in wie weit es sich lohnen würde ihn zu ignorieren, hielt das aber für zu unhöflich.
    Der Himmel verdunkelte sich, ein tiefes Donnern war zu hören und als ein Blitz über unseren Köpfen zuckte, wandte ich meinen Blick wieder dem Mann zu, der mich fast schon mit einem triumphalen Schmunzeln anschaute. "Nur weil es gewittert, steige ich doch nicht in fremde Autos!", gab ich zurück und aus seinem Triumph wurde offenkundiges Amüsement. Seine kurzen braunen Haare wirkten ein bisschen wirr, als wäre gerade jemand neckend mit der Hand durch jenes gestrichen und in seinem Gesicht zeichnete sich ein leichter drei-Tage-Bart ab der ihm schmeichelte. Er trug ein ausgebleichtes blaues Hemd und eine dunkle Jeans mit breitem Gürtel. Er wirkte ein bisschen konventionell. Er begegnete meinem Blick und mir fiel das erste Mal das dunkle Blau seiner Augen auf. Peinlich berührt, weil aus meinem kurzen Blick ein eindeutiges mustern oder gar starren geworden war, wandte ich den Blick ab.


    Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, als ich an diesen Heimweg dachte und daran, dass der Werte Herr von und zu eine Tochter hatte. Demzufolge hatte er auch eine Frau oder Freundin, denn alleine hat er das Kind wahrscheinlich nicht gezeugt. Ich kniete auf meinem Bett und packte weiter Kisten zusammen, da der Entschluss gefallen war, dass ich mir erst einmal alleine eine Wohnung suchte und dann eventuell eine WG gründen würde. Vielleicht mit zwei, drei Mädels - irgendwie sowas. "Oh mein Goooooott. Nadine, du bist so dämlich manchmal...", wäre mein Bett beziehungsweise meine Matratze ein Brett gewesen, hätte der Schlag mit dem Kopf dagegen wahrscheinlich mehr als nur weh getan. "Suchst dir aber auch immer die falschen aus...", nuschelte ich in meine Bettdecke und hob mit einem resignierten Seufzen und vorgezogener Unterlippe wieder meinen Kopf.
    Mein Zimmer war das reinste Chaos, überall standen Kisten und uneingepackte Klamotten lagen überall verteilt. "Und ordentlich einpacken kann ich auch nicht...", ein Klopfen riss mich aus meinen Selbstgesprächen und mein Bruder trat hinein. ["Ich glaub, ich hab eine Wohnung für dich gefunden...", er Klang zwar nur mäßig begeistert, doch das lag wahrscheinlich nicht an dem Zustand der Wohnung. Es dauerte einen Moment bis ich fertig angezogen war und mich runter zu meinem Bruder begab um mit ihm zu besagter Wohnung zu fahren. "Wo sagtest du war die nochmal?", fragte ich nach und griff nach den Autoschlüssel, die mein Bruder mir jedoch aus der Hand nahm. "Näher als diese hier an deinem Pferdehof, aber liegt genau in der anderen Richtung. Also ziehst du weiter von mir weg..", jetzt war es mein Bruder der schmollte und mich unglücklich ansah. "Ich komm dich doch trotzdem noch besuchen...", mein Bruder schnaubte und ging vor mir aus dem Haus zu dem schwarzen Audi. Wir fuhren denselben Weg wie ich ihn fuhr, wenn ich zum Hof wollte, doch anstatt in den Hof abzubiegen, führen wir weiter gerade aus und erreichten nach einigen Minuten eine kleine Ansammlung von Häusern. "Hier gibt es ein Dorf? Ist mir ja noch nie aufgefallen...", sagte ich überrascht und runzelte leicht die Stirn, von meinem Bruder war nur ein zustimmendes Raunen zu hören. Ich verdrehte leicht die Augen.

    Die Wohnung war groß und hell. Insgesamt hatte sie 3 Zimmer, also würde ich mir keine zwei Mitbewohner suchen. Meinem Bruder war das wahrscheinlich sehr recht. Das Bad war groß - größer als erwartet -, besaß eine Dusche sowie eine Badewanne - etwas, was extrem wichtig für mich war. Die Küche war offen mit dem Essbereich verbunden und im Wohnzimmer gab es eine große Panoramascheibe die einem einen schönen Blick auf eine große Pferdekoppel gab, die jedoch nicht zum Mystery Hof gehörte. Einen Augenblick lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte. "Aber die Wohnung ist doch sicher total teuer...", der Markler schaute mich konfus an. "Ich schenke sie dir...", waren die einzigen Worte meines Bruders und mir klappte der Mund auf. "Bist du bescheuert?", fragte ich lachend während ich ihm in die Arme fiel.
    Nachdem ich den ersten 'Schock' überwunden hatte, unterschrieben wir den Kaufvertrag und nach wenigen Momenten hatte ich meinen Kaufvertrag in der Hand, sowie die Schlüssel zu dieser Wohnung. "Unter ihnen wohnen noch drei andere, junge Leute - sie werden sicher gut klar kommen!", nickte der Markler als wir ihm die Hand zum Abschied reichten. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mir eine Wohnung schenkst!", sagte ich mindestens so Fassungslos wie es mein Gesichtsausdruck schon aussagte. "Tja.. ich muss doch wissen, dass du in sicheren vier Wänden wohnst, wenn du schon nicht in meinem Haus bleiben willst!", erklärte mein Bruder entspannt und freute sich sichtlich darüber, mir eine Freude bereitet zu haben.

    Auf dem Weg zurück, lieferte mein Bruder mich am Stall ab und verabschiedete sich. Zufrieden ging ich ins Reiterstübchen und riss meine WG-Suche von der Pinnwand. "So, hast du ein Zimmer gefunden?", hörte ich eine Stimme hinter mir und ich drehte mich, eine Spur überrascht, um. "Jaein... Mein Bruder hat mir eine Wohnung gekauft...", antwortete ich nach wie vor perplex. "Oha! Erzähl!", forderte Vivi mich auf und so erklärte ich ihr kurz die Lage der Wohnung und, dass unter mir ein paar Leute wohnen sollten, die in meinem Alter waren. "Klingt ja Klasse! Lässt du noch wen bei dir einziehen?", fragte sie nach und ich nickte. "Mal sehen... denke nicht, es sind nur 3 Zimmer..", antwortete ich ohne große Eile und zerknüllte dann das Papier. "Wir sehen uns! Ich will zu Samir..", ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen und nach einer kurzen Verabschiedung, ging ich in Richtung der Fohlenwiese auf der mein kleiner Hengst stand.
    Samir befand sich - wie imme - mitten im Getummel und scharrte die anderen Fohlen um sich. Heute war sogar das schüchterne Connemara-Fohlen ein bisschen näher bei der Gruppe und spielte - wenn auch vorsichtig - mit den anderen mit. Ein Grinsen huschte über meine Lippen und ich hob leicht winkend den Arm, den lime-grüne Halfter in der Hand. "Saaaaaaaaaamir!", rief ich und sofort stoppte das Fuchsfohlen, drehte seinen Kopf zu mir und spitzte seine Ohren. Bei dem Anblick musste ich dann doch grinsen und sein helles Wiehern ließ das Grinsen nur noch breiter werden. "Na nu komm! Wir wollen ein bisschen um die Wiese gehen!", fuhr ich fort mit erhobener Stimme und Samir kam währendessen auf mich zu, schlug leicht übermütig mit dem Kopf und trabte zwei, drei Schritte, ehe er vor mir stehen blieb und mir seine Nüstern entgegen schob. "Du bist mein Feiner, neh?!", fragte ich während ich ihm die Stirn rieb und das Halfter problemlos anzog. Mit der Übung hatte Samir schon keine Probleme mehr, weshalb aus dem alten Übungshalfter schnell ein neues lime-farbenes Fohlenhalfter wurde. Die anderen Fohlen beobachteten das Spektakel interessiert und Marih ox schien einen Augenblick lang zu überlegen ob sie näher treten sollte, doch sie ging lieber wieder zurück und spielte mit den anderen.

    [ALTES SCHICKSAL]
    Zusammen mit Samir und seiner Mutter ging ich in einem eher gemütlichen Tempo zum Putzplatz. Schon auf dem Weg bemerkte ich, dass Samir's Mutter nicht bei bester Laune war und eigentlichg viel lieber mit ihrem Sohn auf der Fohlenwiese geblieben wäre. Mit Krauleinheiten und Leckerbissen versuchte ich die Stimmung ein wenig zu steigern, doch die Mutterstute ließ sich durch nichts erwärmen. Ein Seufzen kam mir über die Lippen während ich die Fuchsstute anband und mich für einen kurzen Moment zu Samir umdrehte, der immer schneller wuchs und anfing, sein Fell abzuwerfen. "Ach... wieso kannst du kein Baby bleiben, dein tolles Babyfell...", jammerte ich leise und streichelte dem kleinen Hengst über den schmalen Hals und musterte das dunkelrote Fell welches unter dem Flaum zum Vorschein kam. In diesem Moment hörte ich ein unangenehmes Krachen von Plastik und als ich mich umwandte, stand Samir's Mutter im Putzkasten und zeigte wirklich kein Interesse sich jetzt noch einmal zu bewegen. "Was ist nur los mit dir heute...", seufzte ich resginiert und schob die Fuchsstute schwerfällig auf Seite. "Du bist doch kein Shire Horse - tsehe!", tadelte ich die Füchsin und schob den Putzkasten auf Seite nachdem sie endlich aus diesem herausgetreten war. "Hoffentlich wird der Tag nicht durch die Bahn so...", grummelte ich und warf Samir einen Seitenblick zu. Dieser schien jedoch vollkommen entspannt zu sein und zuppelte am Schweif seiner Mutter rum.
    In diesem Moment kam Vivian mit York vorbei - die schwarze Stute in die Samir über beide Ohren verliebt war. Der junge Hengst spitzte aufgeregt die Ohren und reckte der schwarzen Schönheit die Nüstern entgegen. "Oh... was ist denn mit deinem Putzkasten passiert?", fragte Vivi nach und musterte das Ding als wäre es abstrakte Kunst. "Safiye hat wohl einen schlechten Tag und ist mir reingestiegen...", erklärte ich ruhig und zuckte leicht mit den Schultern. "Was ihr wohl über die Leber gelaufen ist? Lass dich davon nur nicht runterziehen.", fuhr Vivi fort und schaute kurz hinter sich als Julia um die Ecke kam. "Hey Leute - Nadine, du hast heute wieder eine Springstunde, oder?", ich nickte lächelnd, ehe ich anfing Safiye zu putzen, Samir hatte nur Augen für York. "Und was ist mit deinem sexy Cowboy?", fragte Vivi weiter, eindeutig neugierig. "Hab ihn nicht mehr gesehen. Aber er hat ja auch eine Tochter und ich bin erst 20.", gab ich zurück und zuckte leicht mit den Schultern. Ach man, das nervte einfach. "Sollen wir später noch einen Ausritt machen? So ein bisschen Schritt im Gelände nach deiner Springstunde?", ein theatralisch frustriertes Nicken meinerseits beendete das Gespräch und die beiden Mädels verschwanden leise lachend, sich um das kümmernd was sie vorher machen wollten.

    Meine immer gute Laune zog sich und offensichtlich spiegelte Samir's Mutter meine Laune überhaupt nicht. Stumm brachte ich die Fuchsstute in ihre Box um weiter Übungen mit Samir zu machen. Ich führte ihn an verschiedenen Orten vorbei. An fremde Stallungen, einem laufenden Traktor und einen langsam rollenden Auto. Der kleine Hengst schien kein Problem damit zu haben. So stubste er mich an und rubbelte mit seiner Oberlippe an meinem Arm entlang, als würde ihn das ganze schrecklich langweilen. Ein schwaches Schmunzeln kam mir über die Lippen und ich kraulte seine feine Stirn. "Ach Samir, du bist doch ein kleiner Chaot...", grinste ich und streichelte ihm über die Nüstern, ehe ich ihn weiterführte. Wir machten einen kleinen Spaziergang, kamen an Kuhweiden vorbei und meine stille Hoffnung nocheinmal den Cowboygeist zu sehen, wurde am Ende des Spaziergangs zermürbt. "Vielleicht sollte ich nicht so sehr darauf hoffen, dann passierts vielleicht wieder!", gab ich nachdenklich in Samir's Richtung ab, doch natürlich bekam ich keine Antwort. Der junge Fuchshengst schaute mich lediglich an und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. Nach dem kleinen Spaziergang brachte ich den Fuchs zusammen mit seiner Mutter zurück zur Wiese und ging wieder in die Stallungen, da ich mich noch um Easy Going kümmern musste und eine weitere Springstunde mit ihm hatte.

    Easy wartete schon in der Box auf mich und streckte mir seine Nüstern entgegen als ich vor jene trat. "Na Dicker...", lächelte ich und strich dem großen Wallach über die breiten Nüstern, schnappte mir dann sein Halfter samt Strick und führte ihn zu den Putzplätzen. Ausgiebig wurde der Fuchswallach geputzt und gestreichelt, der sichtlich froh darum war. Meine schwankende Stimmung - zwischen sehr gut und frustriert - machte es mir nicht gerade leicht meine Gedanken zusammen zu halten, doch trotzdem sagte ich mir, dass ich heute wenigstens versuchen sollte die Stunde durchzuziehen, anstatt sie abzusagen. Entspannt und ein wenig abwesend sattelte ich das große Pferd und unterhielt mich nebenher ein wenig mit dem Wallach. Bea kam kurz an uns vorbei, an ihrer Hand den großen Hengst Sambuco, den ich bereits auf einem großen Ausritt hatte reiten dürfen. "Na? Heute wieder Training?", erklang ihre freundliche Stimme und sie entlockte mir ein Nicken, das mit einem Lächeln begleitet wurde. "Ja, aber ich bin irgendwie nicht ganz auf der Höhe heute. Wahrscheinlich ein sehr lockeres Training...", erklärte ich ihr und bekam ein verständnisvolles Nicken zur Antwort. "Du machst das schon.", die Zuversicht in ihren Worten ließen mich schmunzeln. "Ich denk auch!", bestätigte ich und trenste Easy während Bea sich wieder ihrem dunklen Hengst zuwandte. Wenig später fand ich mich auf Easy wieder und machte die ersten Aufwärmübungen in der Halle. Meine Reitlehrerin war ebenfalls bereits da und beobachtete mich entspannt. "Reit ein bisschen flotter, der schläft dir ja unterm Sattel ein!", tadelte sie mich und kurz darauf folgte auch schon die treibende Hilfe. Easy schien meine Stimmung mitzubekommen, machte mir deswegen jedoch keine großen Schwierigkeiten. Meine Reitlehrerin baute ein paar niedrige Hindernisse auf zum warmmachen und stellte sich in die Mitte, meine Bewegungen genau musternd. "Sitz gerader...", fuhr sie fort und verschränkte die Arme vor der Brust. "Nimm bitte das Hindernis auf der Mitte der langen Bahn..", forderte sie mich auf. Easy leicht in die Hilfen hineinreitend, bereitete ich ihn auf das Hindernis vor und ließ ihm rechtzeitig Luft, ging automatisch in den leichten Sitz und wir setzten über das kleine Hindernis. "Das sah schon ganz gut aus, bisschen mehr Tempo.", erklärte sie mir und gab mir das Zeichen, direkt das nächste Hindernis zu nehmen. Auch das klappte eigentlich recht gut, doch abermals bemängelte sie meinen Sitz. "Dir ging schon wieder der Rücken weg, lass ihm mehr Luft.", erklärte sie mir und ich versuchte wieder die Sache umzusetzen - beim nächsten Sprung erfolgreicher. Zwischen den einzelnen Hindernissen beschäftigte ich den Wallach mit kleinen Dressurübungen damit er Abwechslung bekam und durchlässig wurde. Nach 20 Minuten die wir mit den kleinen Hindernissen verbrachten, legte meine Reitlehrerin wieder höher. "So, jetzt gehen wir wieder auf A Niveau - nachdem ich fertig bin, nimmst du bitte die vier Hindernisse hintereinander.", erklärte sie mir während sie die Stangen höher legte. Ich trieb Easy in einen geschmeidigen Galopp und nahm den unteren Zirkel, machte leichte Wechsel und wartete auf das Startsignal. "Also gut, los!", gab sie mir das Stichwort und vom Zirkel aus ritt ich das erste Hindernis an. Es war ein Steilsprung und Easy zeigte mir, wie leicht er ihn fand. Darauf achtend ihn nicht zu sehr festzuhalten, gab ich dem Wallach mehr Luft, was er mir mit einem grandiosen Sprung über den nächsten Oxer dankte. Nach dem Oxer versammelte ich Easy leicht, damit wir die richtige Galoppsprunganzahl hinbekamen, ehe ich ihn wieder losließ und wir die restlichen beiden Sprünge ebenfalls besser nahmen. Weitere 20 Minuten arbeiteten wir an den höheren Spüngen, ehe ich anfing den Wallach trocken zu reiten.

    Noch während ich in der Halle den Fuchswallach trocken ritt, kam Julia mit Lancado um die Ecke und streckte den Kopf in die Halle. "Ah, du bist fertig. Wollen wir dann los?", fragte sie nach und ich klopfte Easy lächelnd den Hald. "Ja, er ist trocken und freut sich sicher noch auf ein bisschen Bewegung außerhalb..", erklärte ich ihr und ritt den Wallach in ihre Richtung. Bei Julia angekommen, streichelte diese ihren fuchsfarbenen Wallach und lächelte mir entgegen bevor sich auf ihren Schimmel stieg. "Dann Mal los..", sagte sie und wir zwei verließen in einem gemütlichen Tempo und lockeren Zügeln das Gelände des Hofes.
    Es vergingen ein paar Minuten in denen wir einfach nur still nebeneinander herritten und die Eindrücke der Umgebung auf uns wirken ließen. "Ich hab mit deiner Reitlehrerin gesprochen, sie sagte, dass du heute recht abgelenkt warst - was ist denn los?", mit den Worten durchbrach Julia die Stille um uns und ich dachte einen Moment lang nach. "Irgendwie passiert im Augenblick eine Menge..", ich zuckte leicht mit den Schultern und schaute auf den Mähnenkamm von Easy herunter. "Ich habe mich entschlossen bei meinem Bruder auszuziehen. Wir wohnen seit drei Jahren zusammen weil meine Mutter geschäftsmäßig immer auf Reisen war und er mich nicht alleine lassen wollte. Aber jetzt hab ich das Gefühl, dass ich ihn 'behinder'. Schließlich ist er verlobt und naja..", ich grinste schief. "Ich mag seine Verlobte zwar, aber ich muss die zwei Turteltäubchen auch nicht 24Stunden ab Tag um mich haben.", fuhr ich fort und sortierte das von Wind aufgewühlte Haar des Fuchses. "Dann hat er mir eine eigene Wohnung gekauft, was ich irgendwie krass finde. Klar, er hat eine eigene Firma und so aber...", ich brach ab weil mir kein passendes Wort einfiel. "Du kommst dir immer noch vor wie ein Kind?", fragte Julia nach und ich nickte. "Genau!", sie schien es zu verstehen und lächelte sanft während sie Cado über die Hals strich. "Aber ich bin ja auch dankbar dafür.. ich könnte mir sowas noch nicht leisten.", erklärte ich weiter, ehe ich wieder leiser wurde. Die Sache mit dem Cowboy war mir irgendwie unangenehm, hatte aber auch das Verlangen mich darüber auszulassen. "Und...", Julia blickte mich wieder an als ich anfing zu sprechen. "... irgendwie belastet mich das mit dem Kerl der eine Tochter hat. Obwohl ich ihn nicht kenne, verstehst du? Er ist ständig in meiner Gedankenwelt - ich komm mir vor wie ein verknallter Teenager der einen Star anhimmelt..", ich verdrehte die Augen über mich selbst und schüttelte leicht den Kopf. "So war ich nie und so wollte ich eigentlich auch nie sein - mir ist das peinlich.", es war schon fast so etwas wie Trotz der in meiner Stimme erklang und Julia musste leise lachen. "Aber was ist denn schlimm daran?", fragte sie mich und nahm mir so jeglichen Wind aus den Segeln. "Keine Ahnung." Ihr Blick lag fast schon gutmütig auf mir. "Wenn ich dir einen Rat geben darf, lass sowas einfach auf dich zukommen, mach dir nicht all zu viele Gedanken...", das klang vernünftig in meinen Ohren, weshalb ich schwach lächelnd nickte.

    Als wir wieder am Hof ankamen, ging es mir deutlich besser und ich musste zugeben, dass es auch Mal half, mit jemanden darüber zu sprechen. Ich würde mit meinem Bruder über die Wohnung sprechen, vielleicht erlaubte er mir wenigstens eine kleine Miete zu zahlen und was den Cowboy anging, so würde ich einfach abwarten was passieren würde. Eins nach dem anderen. Zufrieden machte ich Easy Going für seine Box fertig und steckte ihm eine kleine Leckerei zu.
    Kurz nachdem ich den Wallach in die Box gebracht hatte, klingelte mein Handy und ohne wirklich darauf zu achten wer es war, ging ich dran. "Nadine? Gut, dass ich dich erreiche - Elly geht es nicht so gut. Ich glaub wir sollten mit ihr morgen zum Tierarzt.", erklärte mein Bruder mit ruhiger Stimme und ich verharrte einen Augenblick. "Was ist denn los?", fragte ich nach und zog mir im hinausgehen schon meine Jacke umständlich an. "Sie ist heute sehr träge und mag sich nicht wirklich Bewegen. Selbst der Gang zum Futternapf ist eher schwerfällig..", fuhr er fort und ich winkte den anderen etwas übereilt zum Abschied. "Alles klar - ich komm jetzt Heim.", erklärte ich besorgt und legte auf. Schon beim Kauf der Hündin hatte ich gewusst, dass sie alt war und die ein oder anderen gesundheitlichen Probleme aufweiste.

    Seasons come and go - but i will never change

  • #05 Echo - GemeinschaftsausrittDatum10.01.2021 14:37
    Thema von Natsch im Forum Past

    ECHO - GEMEINSCHAFTSRITT
    GEMEINSAMKEIT SUCHT MAN NICHT, GEMEINSAMKEIT SCHAFFT MAN SICH

    Ein wenig aufgeregt stand ich vor meinem Kleiderschrank, holte ein Tanktop heraus und zog es mir über. Heute war im Stall ein kleiner Gemeinschaftsritt geplant und auch wenn Easy Going eigentlich meine Reitbeteiligung war, bekam ich von Bea Sambuco gestellt. Der Grund dafür war der, dass Easy Going einer kleinen Gruppe von Leuten gestellt wurde um mit ihm das Verladetraining für irgendeinen Pass zu machen, natürlich unter der Aufsicht von jemanden des Mystery Hofes. Bei seiner Ruhe war das durchaus verständlich. Manche meiner Klamotten waren schon in Kartons gepackt, auch wenn ich noch keine bleibe hatte. Mein Bruder fand es - meinen Umzug - zwar immer noch unnötig, aber ich war der Meinung, dass ich das brauchte. Die Arbeit mit Samir geling mir auch immer besser und seit ich wusste, dass er mir gehörte, machte mich der Gedanke und seine Zukunft auch nicht mehr traurig. Saruk's Decke fing meinen Blick auf und ich lächelte eine Spur traurig. "Ach... wenn du heute doch nur dabei sein könntest... Inna hätte dir sicher gefallen...", murmelte ich, fast schon neckend, ein bisschen verspielt, wenn auch traurig.
    Als ich durch die Küche kam, schnappte ich mir schnell einen Eistee aus dem Kühlschrank. Neben diesem stand die große Schokoladentorte die meine Schwägerin gestern gebacken hatte. Einen Moment überlegte ich, entschied mich jedoch dagegen mir ein Stück zu nehmen und blieb stattdessen bei meinem Eistee. "Ich bin weg!", rief ich in das Wohnzimmer in welchem mein Bruder saß, der heute ausnahmsweise Mal frei hatte und sich das total spannende Formel 1 Rennen ansah. Ungewohntes Bild, aber als ich aus dem Haus ging, war es schon wieder vergessen. Die Lichter des Audis blinkten einen Moment lang auf als ich ihn entriegelte und einstieg. Seit meiner letzten Begegnung im Regen mit diesem Cowboy hatte ich ihn leider nicht mehr gesehen und es enttäuschte mich mehr als ich zugeben wollte. Threatralisch verdrehte ich die Augen und setzte den schwarzen Wagen auf die Straße und fuhr Richtung Stall. Vielleicht hatte ich wirklich gehofft den Kerl auf derselben Strecke wieder zu entdecken, doch er kam nicht zufällig vorbei und so drängte mich auch nichts langsamer zu werden.

    Am Stall angekommen stieg ich aus dem Wagen und bemerkte sogleich Vivi, Julia und Maren. "Na, bist du heute nochmal deinem sexy Cowboy begegnet?", bedauernd verzog ich das Gesicht zu einem Schmollmund und schüttelte den Kopf. Die drei lachten bei meinem Anblick und ich fiel in das Lachen mit ein. "Langsam glaube ich, dass er vom Erdboden verschluckt worden ist!", antwortete ich belustigt und schloss mich den dreien an. "Vielleicht hast du ihn auch verschreckt, wäre ja gar nicht untypisch für dich..", hakte Vivi ein bisschen auf mir rum und erntete einen leichten Hieb mit meinen Ellbogen. "Heeey...", beklagte ich mich grinsend und gespielt empört, ehe wir den Stall betraten. Es herrschte reger Betrieb und Bea kam mit Sambuco auf mich zu. "Ich hab ihn schon für dich geholt..", ich lächelte die Ältere an, nahm ihr dankend den dunkelfuchsfarbenen Hengst ab und brachte ihn zu den Putzplätzen. Seit ich auf Easy Going Reitunterricht nahm, fühlte ich mich wieder wesentlich sicherer im Umgang mit Pferden und auch Samir half mir dabei. Heute hatte der kleine Hengst Mal seine Ruhe vor mir, doch heute Abend würde ich vielleicht noch einmal bei seiner Fohlenherde vorbeischauen. Ich band den Hengst neben Boy of Love an und holte sein Putzzeug. Neben mir standen noch Quici und Julia und wir alle verfielen in einem langen und heiteren Gespräch. Ich hörte hauptsächlich zu und lachte, wenn es lustig wurde. Irgendwann holte ich dann Sambuco's Sattelzeug, legte es ihm an und 'parkte' ihn aus. Auch Bea wartete schon fertig auf die anderen und es dauerte nur ein paar Minuten bis die anderen auch bei uns standen. "Alles gut?", Bea warf mir einen fragend Blick zu und ich nickte zuversichtlich und klopfte dem Sambuco auf den Hals. "Also gut, Leute, wer würde denn gerne unser kleiner Reiseführer sein?", fragte sie in die Runde und Quici mit Bandito meldete sich sofort. Bea musste grinsen. "Gut, dann mal rauf auf die Pferde und go!", eine große Euphorie ging durch die Runde und Julia warf mir einen ruhigen Blick zu. "Wir gehen demnächst auch Mal mit Easy und wem anderes raus..", zwinkerte sie mir zu und ich nickte grinsend. Ein letztes Mal kontrollierten alle die Gurte der Pferde, ehe wir zusammen aufstiegen.

    "Meine Güte, was suchst du denn?", hörte ich Vivi's Stimme welche neben mir herritt und mich aus dem Augenwinkel beobachtete. Ich hatte meinen Blick immer wieder über die Landschaft schweifen lassen. "Ich suche gar nichts, ich war nur noch nicht hier draußen!", beklagte ich mich und richtete meinen Blick auf Vivi und ihr Pferd - das war natürlich gelogen. Sie musterte mich mit einem skeptischen Blick, akzeptierte jedoch meine Antwort und wandte den Blick ab. Ich unterdrückte ein beleidigtes Schnauben und tätschelte stattdessen Sambuco's Hals der sich tadellos verhielt. Wir verließen den Sandweg der vom Stall wegführte. Eine ganze Weile gingen wir entspannt gerade aus, Rockaton wirkte sehr unruhig aufgrund der vielen Stuten die dabei waren und ich hielt Sambuco bewusst ein bisschen weiter hinten. Ich fand Hengste nach wie vor schwer einzuschätzen wenn sie zusammen mit ein paar Stuten gingen. Das Tänzeln des anderen Fuchses erregte auch die Aufmerksamkeit der anderen und Maren mit Reach setzte sich neben den Fuchshengst, ebenso wie Lisa mit Chester, sodass sie ihn ein bisschen von den Stuten ablenken konnten. "Sein Bedürfniss Cha Cha Cha zu tanzen ist wohl verpufft...", witzelte eine der vorderen Mädchen und ein schiefes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. In der Gegenwart der Wallache beruhigte sich der Fuchshengst wieder. Sambuco der währendessen neben Dance Whiz Black lief, wirkte nach wie vor sehr gelassen und routiniert und man erkannte, dass er nicht selten in der Gegenwart von Stuten sich dennoch auf seinen Reiter konzentrierte. Diese Reaktion beruhigte mich noch mehr als die Worte Bea's zuvor, dass Sambuco wirklich ein Verlasspferd war. "Wenn ich mit Easy, Zarino, Black Eye und Samir klar komme...", fing ich in Antonias Richtung an "Würde ich gerne Mal eine Westernstunde machen, nur Mal so zum reinschnuppern..", es war eine Frage, die ich nicht als Frage formuliert hatte und ich schaute meine 'Nachbarin' einen Moment lang fragend an. "Klar, wieso nicht..", sie lächelte und ich nickte bedächtig. "Cool, Danke!", ich wusste wie absurd das erste Wort aus meinem Mund klingen musste, schließlich kannte ich meine abgeklärte Art.

    Wir erreichten alle zusammen den See und wir folgten dem Pfad um den See herum. "Boah, wie schön es wäre, wenn wir mal einen Strandritt machen könnten...", schwärmte Quici und alle stimmten in ihren Seufzer mit ein. In einem gemütlichen Tempo umrundeten wir eine stark bewachsene Stelle am See und erreichten so den Punkt, an welchem man locker in das Wasser gehen konnte. Quici und Bandito machten den Anfang und fanden recht schnell gefallen an dem kühlen Wasser. Der Rest folgte recht schnell, wobei sich Lisa, Tamina und Maren ein wenig absonderten damit Rockaton sich nicht so stark auf die Stuten konzentrierte. Antonia war auch schon im Wasser und so blieben Svenna und ich draußen und beobachteten die anderen einen Moment lang. "Dann wollen wir mal...", hörte ich Svenna sagen, die John in das Wasser trieb. Einen Moment blieb der Gescheckte vor dem Ufer stehen, wölbte leicht seinen Hals und beschnupperte das Wasser. Bevor ich Sambuco in das Wasser steuerte, machte der kleine Schecke einen größeren Satz aus dem Stand ins Wasser und wieherte vergnügt. Svenna, die eindeutig überrascht davon war, rutschte dem Pony auf den Hals und der junge Lewitzer senkte diesen um zu trinken. 9 Augenpaare beobachteten leise lachend das Spektakel und auch Svenna musste lachen als sie den Halt verlor und ins Wasser fiel. Big John hob leicht den Kopf und schaute seine Besitzerin an als wolle er sagen 'Was machst du denn da unten?'. "Prima Auftritt, Svenna!", grinste Antonia auf Whiz und als die Benannte sich wieder aufgerappelt hatte, betraten auch Sambuco und ich das Wasser. Antonia kam uns entgegen und löste eine Decke vom Sattel ihrer Rappstute. "Irgendwie dachte ich mir schon, dass irgendwer im Wasser landet...", grinste sie zu Svenna gewandt und gab ihr die Decke als diese wieder aufgestiegen war. "Damit du uns nicht krank wirst..."

    Wir blieben eine halbe Stunde beim See, plauderten und wagten uns teilweise mit den Pferden etwas tiefer ins Wasser, als Hufschläge unsere Aufmerksamkeit erregten. Mein Blick richtete sich auf das Duo das dort angetrabt kam und überraschter konnte ich wohl nicht dreinblicken. Auf dem nun schon bekannten Palominohengst saß der nun ebenfalls bekannte Cowboy der mich letztens noch nach Hause fahren wollte. Misstrauisch wie ich war, war ich nicht zu ihm eingestiegen, doch darüber wollte ich in diesem Moment nicht nachdenken. Neben ihm - auf einem Quarter Pony - saß ein kleines Mädchen, dass nicht älter als 6 sein konnte. Erstaunt darüber - warum auch immer - hob ich eine Augenbraue und bemerkte auf einmal Vivi neben mir. "Das ist doch... hui - der hat ja eine Tochter!", hörte ich ihre leisen Worte und nickte wie ein begossener Pudel. "Scheint so..", antwortete ich und musterte wie die beiden langsamer wurden. Das lockere Grinsen auf den Lippen des Mannes ignorierte ich als könnte ich irendetwas damit bewirken. Konnte ich natürlich nicht, zwar hatten wir auf dem Weg - das ich gelaufen und er nebenher gefahren ist - ein 'ganz nettes' Gespräch, doch wirklich kennen konnte man das nicht nennen. "So schnell sieht man sich wieder...", erklang seine rauchige Stimme und er zügelte den Hengst am Ufer und bedachte mich mit einem entspannten Blick. Das Mädchen warf mir einen kurzen Blick zu der nicht besonders freundlich war. "Daaad, können wir weiter?", fragte sie langgezogen und tätschelte dem Pony den seidigen Hals. Quici kam gerade mit ihrem Bandito angetrabt und stellte sich neben Sambuco. "Wir wollten eh grad weiter, wir hätten nichts dagegen wenn ihr uns begleitet...", erklärte sie und warf mir einen kurzen Seitenblick zu. Einen Moment lang wusste ich nicht ob ich sie küssen oder vom Pferd schubsen sollte.

    Es wurde eine neue Reihenfolge festgelegt, da man nicht wusste wie sich die Pferde verstanden. Die Führung übernahm wieder Quici mit Bandito, neben ihr war Tamina mit Rockaton und hinter ihnen liefen Maren und Vivi und bildeten zusammen eine kleine Mauer vor den Stuten. Antonia ging neben Bea und sie unterhielten sich über die verschiedenen Reitweisen, während Lisa und Svenna nebeneinander hergingen. Julia hatte sich das kleine Mädchen geschnappt und hörte ihr bei ihren Ausführungen über ihr Pony geduldig zu. Die Hunde, die schon die ganze Zeit um die Hufe der Pferde liefen, verschwanden gelegentlich zum Feld hin und jagten da einander. Dennoch hielten sie sich größtenteils in der Nähe der Reiter. Ich hatte Elly Zuhause gelassen, da sie dann doch eher der Hund war, mit dem man gemütlich auf der Couch lag.
    "Sie machen eine gute Figur auf dem Pferd..", ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und warf einen kurzen Blick zur Seite. "Äeh.. Danke!", antwortete ich - noch nicht völlig wieder im Jetzt und richtete meinen Blick wieder nach vorne. Die verstohlenen Blicke seiner Tochter bemerkend, fragte ich mich, was sie wohl gegen mich hatte. Zumindest wirkte sie nicht sonderlich erfreut darüber, dass ich mich mit ihrem Vater unterhielt. "Wie heißen sie eigentlich?", fragte ich in einem belanglosen Ton und strich die Mähne des Hengstes unter mir glatt. "Jared.", okay, der Nachname war eventuell ausgebucht gewesen und sein fragender Blick verleitete mich, ihm meinen Namen - aus reiner Höflichkeit natürlich - auch zu nennen. "Galopp?", fragte Quici als wir den Fuß eines kleinen Hügels erreichten. Automatisch ordnete sich alles in eine Reihe und galoppierte auf dem Grünstreifen am Rand des Wegen an. Für einen Moment vergaß ich das Chaos in meinem Kopf - das eigentlich gar nicht da sein sollte - und konzentrierte mich auf die kraftvollen Sprünge von Sambuco. Es war ein traumhaftes Gefühl. Sambuco schien richtig Freude am Laufen zu haben und einen Moment bedauerte ich es ihn nicht richtig laufen lassen zu können. Oben angekommen sammelte sich die ganze Truppe und Jared verabschiedete sich an der Gabelung zusammen mit seiner Tochter. Ich verkniff es mir ihnen hinterher zu sehen, hörte aber gerade so noch, wie das Mädchen nicht gerade erfreut nach mir fragte - seine Antwort bekam ich jedoch nicht mit. Vielleicht ein bisschen erleichtert ordnete ich mich neben Julia ein. "Die Kleine ist echt süß", ich runzelte leicht die Stirn, nickte aber. "Pass bloß auf...", ihre neckenden Worte hatten etwas ernstes und ich fragte mich einen Moment worauf, konnte mir dann aber denken worum es ging.

    Als wir einen Feldweg erreichten, bogen wir rechts ab und einigten uns darauf, noch einmal einen kleineren Hügel hinauf zu galoppieren. Oben verharrten wir nur einen kurzen Augenblick, ehe wir im Trab zurückritten und abermals rechts abbogen um auf den Hauptweg zu kommen. Julia und ich hielten etwas Smalltalk und sie schien zu merken, dass ich erstmal nicht über diese Begegnung sprechen wollte, akzeptierte das und lenkte mich mit einem Gespräch über Samir ab. Die Hunde hatten sichtlich Spaß an dem Ausritt und genossen es Begleiter dabei zu haben, die ein bisschen schneller waren als der normale Fußgänger. Nach einer Weiler kamen wir zu einem schönen breiten Weg der Lisa dazu verleitete, nach einem Wettrennen zu fragen. "Machen wir doch einfach nur einen schnellen Galopp draus, die armen Ponyreiter haben doch keine Schnitte!", grinste ich im Spaß in die Runde und erntete natürlich Randkommentare der Mädels, die heute ein Pony unterm Hintern hatten. "Jaja, mach dich nur lustig!", warf Quici ein und verschränkte die Arme vor der Brust während Bandito entspannt den Kopf leicht senkte. Ich hob in einer unschuldigen Geste meine Schultern. "Sorry..."

    Rockaton schoss nach vorne, gefolgt von Bandito, Inna, Galina und mir mit Sambuco. Man erkannte deutlich das Vollblut in dem führenden Fuchs und das breite Grinsen Taminas ließ sich selbst von hinten erahnen. Nach mir kam Antonia mit Whiz, gefolgt von Boy, Reach, Chester und John. Die Geschwindigkeit von Sambuco ließ sich optimal regulieren, weshalb er sich auch gut zügeln ließ als der Weg sich dem Ende neigte. Automatisch wurden die Stuten langsamer und ließen den Wallachen den Vortritt, bevor Rockaton die Situation überblicken konnte. "Potz Bitz, ist der schnell!", Tamina tätschelte den Hals ihres Hengstes und im zügigen Schritt und pumpenden Pferden machten wir uns auf den Weg in den Wald. "Ich finde, wir sollten das öfters machen! Wenn mir mehrere sind, macht so ein Ausritt doch viel mehr Spaß!", grinste Vivi und erntete einen vorwurfsvollen Blick von Julia. "Aha, mit mir ist es also langweilig!", meckerte diese, gespielt beleidigt und ließ ihrem Pferd die langen Zügel damit sie die Arme vor der Brust verschränken konnte. "Neeeein, so hab ich das doch nicht gemeint!", schmollte Vivi und alle mussten bei ihrem Anblick lachen.

    "Haben wir eigentlich noch Eis im Eisfach?!", fragte Lisa als wir aus der Ferne schon das Schild zum Hof sahen. Ein kurzes Raunen ging durch die 'Menge' und alle schauten fragend zu Bea. "Leider nein, wir haben nur noch Bitter Lemon Limonade oder was das auch immer ist im Kühlfach, tut mir Leid, meine Kinder.", antwortete Bea und ein klagendes 'Oooooooh' war von allen Seiten zu hören. "Dann gehen wir halt einfach gleich in den Sandkasten und bauen Sandburgen!", kam ein gespielt trotziger Kommentar von Svenna. "Aber ich wollte gleich noch mit Corazón im Sandkasten arbeiten!", kam Julias vernichtende Antwort und einen Moment herrschte Stille, ehe wieder jeder lachen musste. Als wir den Hof erreichten, putzen wir die Pferde und brachten sie wieder auf die Weiden. Danach sammelte sich alles nochmal im Reiterstübchen und ließen den Ausritt Revue passieren, ehe sich nach und nach verabschiedet wurde. Am Ende saß ich noch mit Lisa, Svenna, Vivi und Bea im Reiterstübchen, als auch ich mich verabschiedete. "Also, ich schau nochmal nach Samir und danach besuch ich Easy - der dürfte ja jetzt wieder da sein..." sagte ich verabschiedent in die Runde, verließ das Reiterstübchen und machte mich auf den Weg zur Fohlenweide.
    listen, listen
    I would take a whisper if that's all you have to give
    but it isn't, isn't you could come and save me
    try to chase it crazy right out of my head

  • #04 A soft Place to fallDatum10.01.2021 14:35
    Thema von Natsch im Forum Past

    A SOFT PLACE TO FALL
    SCHON EIN BLICK, EIN WORT, EIN LÄCHELN VERMAG WÄRME ZU SCHENKEN
    OFT KANN DIE BERÜHRUNG DURCH EINE MITFÜHLENDE HAND
    DEN MENSCHEN WIE EIN BLITZ IN DER DUNKELHEIT ERLEUCHTEN

    In den letzten Tagen war eine Menge passiert. Ich hatte mit Lisa meine erste Dressurstunde gehabt und zwei Tage darauf hatte die erste Springstunde gefolgt. Die Dressurstunde mit Lisa hatte mir die anfängliche Nervosität genommen und ich ging mit einem ruhigeren Gewissen in die Springstunde. Dazu kamen dann auch noch diverse Veränderungen, wie die Kündigung meines alten Jobs und das Jobangebot von Bea. All diese kurzen aber bedeutenden Momente hatten mein Bewusstsein und letztenendes auch mich angehoben und für einen Augenblick ein Selbstbewusstsein gegeben, welches ich glaubte, einst verloren zu haben. Nach der Springstunde hatte ich Easy versorgt und war zu Bea ins Büro gegangen um all das zu klären, was es für mich zu klären gab. Durch meine anfänglichen Worte, hatte sie das Jobthema erst einmal fallen gelassen und sich mit mir über Samir unterhalten. Ich weiß noch, wie ich tief Luft geholt hatte und eine Folge von Wörtern aus meinen Mund geströmt war, wie ich es seit einem Jahr nicht mehr erlebt hatte. Ich hatte mit ihr über Samir gesprochen, über Saruk und explizit über das was damals schief gelaufen war. Darüber, dass ich schon viel zu stark an den Kleinen hing, als dass ich es zulassen könnte, dass er von einem anderen Hof aufgekauft wurde. Bea hatte mir ruhig zugehört, mich zuende reden lassen und dann die Hände auf dem Schreibtisch gefalten und ihren Kopf in nachdenklicher Pose darauf gebettet. "Du brauchst mich jetzt nicht davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee wäre, ihn dir zu verkaufen. Ich habe euch zusammen gesehen und nicht nur du scheinst an dem Fohlen zu hängen, ich vermute stark, dass es Samir nicht anders geht... obwohl ihr erst seit knapp zwei Wochen zusammen arbeitet. Die Übungen die du mit ihm machst tuen ihm gut und er folgt dir ja jetzt schon über die Koppel wie ein Dackel...", ich hatte Bea mit einem perplexen Blick bedacht, ehe ich merkte was ihre Worte bedeuteten. An diesem Abend unterschrieb ich zwei Verträge, einmal den Kaufvertrag für Samir und einmal den Arbeitsvertrag als Fohlentrainer..

    Seit diesem Abend waren weitere Tage vergangen. Ich hatte im ersten Moment gar nicht gemerkt, dass sich etwas verändert hatte. Doch ich wusste, dass sich etwas in mir verändert hatte und ich wusste, ahnte.. oder was auch immer, dass diese Entscheidung zu den Entscheidungen in meinem Leben gehörte, die ich nie bereuen würde. Unwillkürlich musste ich an Saruk denken als ich an diesem Tag wieder vor dem Spiegel stand und die Frau in diesem musterte. Innerhalb von zwei Wochen hatte ich mich verändert. Das nicht einmal stark, doch irgendwie.. sah ich anders aus als zuvor. Meine Augen besaßen wieder ein Strahlen und auch wenn ich nach wie vor um Saruk trauerte und wahrscheinlich auch ewig trauern würde, akzeptierte ich jetzt immerhin das, was passiert war. Ich konnte daran nichts mehr ändern und ich sollte mein Leben nicht ausschließlich davon bestimmen lassen. Ich sollte wieder einen Anfang wagen und in diesem Moment kamen mir wieder die Worte meiner besten Freundin in den Sinn, die Nando schon wieder aus Bea's Stall geholt und in ihren verfrachtet hatte. Ich konnte mich nicht ewig von dem Sport und den Tieren fernhalten. Genau das hatte mir Samir aber auch Easy Going gezeigt. Ich hatte den Spaß daran nicht verloren, hatte nach meiner anfänglichen Nervosität in Lisas Unterricht wieder besser durchgreifen können. Konnte in vielerlei Hinsicht wieder offener auf bestimmte Dinge zugehen. Allein was dieser Haufen Weiber hier auf den Hof für mich getan hatte, ohne es selber zu merken, brachte mich dazu amüsiert und andächtig den Kopf zu schütteln. Das damalige Erlebnis, der brennende Stall, die Schreie der Pferde.. all das hing nicht mehr wie eine schwarze Gewitterwolke über meinem Alltag. Ich schaffte es, damit umzugehen und es anzunehmen, als Teil meines Lebens. Natürlich wabte in mir immer noch der Wunsch, die Zeit zurück zu drehen und Saruk nicht in diesen Stall zu stellen, doch ich konnte es nicht und das zu akzeptieren, war der erste Schritt den ich gehen konnte, seit ich auf dem Mystery Hof war. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wandte ich mich von dem Spiegel ab und ging zu der Wand an welcher die Decke meines verstorbenen Hengstes hing. Sanft fuhr ich den silbernen Schriftzug nach und seufzte leise. "Ach.. könntest du nur hier sein und diese Menschen und diese Pferde erleben...", whisperte ich und mein Blick wandte sich ab, zu einem gerahmten Bild welches mich und Saruk zeigte. Völlig verschlammt weil ich im Geländeparcour den Halt verloren hatte, doch ich grinste und Saruk blickte in die Kamera als hätte er nie etwas anderes getan. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und mein Bruder trat in mein Zimmer. Er musterte mich stumm und erahnte, woran ich dachte. "Er fehlt dir immer noch, hm?", ich nickte stumm und Tränen stiegen mir in die Augen. "Sehr.. Ich kann nur hoffen, dass er da wo er ist, glücklich ist...", das Lächeln meines Bruders wurde wärmer, er trat auf mich zu und umarmte mich fest. "Wenn der blöde Gaul jetzt sehen könnte, wie du dich veränderst.. wäre er es..", mein Bruder hatte ihn immer so genannt und er und Saruk sind auf eine merkwürdige Art und Weise wie Kumpel miteinander umgegangen. Kumpel die sich gerne boxten und neckten. "Er war schon eine Nummer für sich gewesen...", mein Bruder prustete los und schüttelte theatralisch den Kopf. "Eine Nummer für sich? Dieses Pferd kam von einem ganz komischen Planeten... Aber egal wie bekloppt er war, er hat alles für dich getan - wie oft hat er dich am Anfang nochmal aus dem Wassergraben gezogen?", mein Bruder gluckste amüsiert und ich fiel in sein leises Lachen mit ein. "Oft..."

    Heute fuhr mich mein Bruder zum Stall da er den Wagen brauchte, sagte aber, dass ich seine Verlobte nur anrufen brauchte, sie würde mich abholen. Wir verabschiedeten uns knapp weil er los musste und ich stieg aus. Bea kam mir entgegen, mit einem gewissen Blick in den Augen. "War das etwa der sexy Cowboy?", ich runzelte einen Moment lang perplex die Stirn. "Äeh... ne, mein Bruder...", erklärte ich und schaute dem Audi hinterher. "Achsooooo...", sagte sie lediglich, ehe wir in einen kleinen Smalltalk verfielen uns aber wieder trennten weil sie heute noch mit Sambuco auf den Platz wollte. Ich schaute ihr kurz hinterher, ehe ich in den Stall ging nur um Easy kurz zu begrüßen. Ich hatte ihn heute nicht, ließ es mir aber nicht nehmen ihm eine kleine Möhre zuzustecken und kurz seine Stirn zu kraulen. "Du bist morgen erst wieder dran...", ich konnte die Euphorie in meiner Stimme nicht unterdrücken und bemerkte abermals, dass ich mich dabei nicht schlecht fühlte. Easy bedachte mich mit einem ruhigen Blick und reckte mir seine Nüstern entgegen und ich war immer wieder überrascht von der Freundlichkeit und Ruhe, die dieses Pferd ausstrahlte. Vivi kam mir auf der Stallgasse mit New York entgegen. "Heute bist du nicht mit Easy dran, oder?" fragte sie nach und ich schüttelte den Kopf. "Ne.. ich mach heute Samir, suche aber noch jemanden der seine Mutter führen kann, während ich ihn führe. Wollte eine kleine Runde raus mit ihm gehen, mich aber ausschließlich auf ihn konzentrieren...", erklärte ich nachdenklich und Vivi grinste schief. "Wenn du willst, kann ich sie nehmen - aber vorher wollte ich New York reiten.", sie ließ mir die Wahl und ich nickte. "Klar, ich habs heute eh nicht eilig...", erklärte ich und bedachte die schwarze Stute mit einem ruhigen Blick. "Ich kann die beiden ja schon Mal von der Wiese holen und putzen.. das wollte ich eh mit ihm üben!", fuhr ich nachdenklich fort und nickte, als würde ich mir die ausgesprochenen Gedanken selbst bestätigen. Vivi brachte die gesattelte York auf den Platz und ich begab mich - nachdem ich mich von Easy verabschiedet hatte - zur Weide. Safiye stand recht weit hinten und graste neben einer anderen Araberstute, während ihr Sohn über die Wiese preschte und wild buckelte. Bei seinem Anblick musste ich Mal wieder an Saruk denken und ließ diesen Gedanken nur all zu gern zu. Genauso musste er sich damals auf der Wiese verhalten haben und für einen Moment fragte ich mich, wie ähnlich Saladin und er sich wohl waren. Oder ob alles von ihren gemeinsamen Eltern kam, denn das Temperament schien sich in der Linie prächtig zu halten. Ich ging mit zwei Stricken auf die Wiese und rief die Mutter von Samir auffordernd. Safiye hob kauend den Kopf und musterte mich durch ihren dünnen Schopf. Irgendwo mochte ich diese Stute ja auch, doch bei ihr schien schon jegliches Temperament verpufft zu sein und da lag bei Pferden bekanntlich meine Schwäche. Besonders bei Arabern. Easy war prima zum wieder einsteigen und sich sicher fühlen im Sattel, doch ich wusste, dass ich irgendwann wieder ein Pferd unter mir haben wollte, das mehr als nur eine Herausforderung war. Bis dieser Zeitpunkt gekommen war, würde noch eine gewisse Zeit verstreichen, der Zeitpunkt in welchem ich einer Herausforderung - egal wie groß sie auch war - wieder gewachsen war. In einem gemächlichen Tempo näherte sich mir die Mutterstute und ich hakte den Führstrick bei ihr ein. Entspannten Schrittes gingen wir langsam zum Tor, doch Samir schien das gar nicht richtig zu bemerken - ein Zeichen, wie Selbstständig er schon geworden war. "Saaaaaaaaamir, na komm! Sonst muss ich mit deiner Mom alleine spazieren gehen!", rief ich den jungen Hengst und er reagierte mal wieder sehr stark auf seinen Namen, stemmte die langen Fohlenbeine in den Boden und riss den Kopf neugierig in die Höhe. Ouh.. Baby hatte anscheinend nun gemerkt, dass die Mama gehen wollte. Ziemlich zügig kam er auf uns zu und schnaubte aufgeregt. "So ein unaufmerksamer Junge...", tadelte ich ihn grinsend und klopfte den Hals seiner Mutter, die den Kopf leicht in seine Richtung gedreht hatte. Sanft striff ich Samir sein kleines Fohlenhalfter über und befestigte den Strick an diesem. Das Führen hatten wir schon geübt und er hatte es eigentlich ganz gut aufgenommen und akzeptiert und da seine Mutter dabei war, war das eh kein Problem. "Mamasöhnchen eben...", murmelte ich belustigt und führte die beiden Pferde von der Wiese, zurück zum Stall.

    Der Weg war für Samir höööchst interessant und spannend gewesen und nicht nur einmal hielten wir an, weil er einen bunten Käfer entdeckt hatte. Empört hatte er geschnaubt als ihm ein Marienkäfer auf den Nüstern gelandet war! Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Ausgerechnet die Nüstern!
    Am Putzplatz stellte sich heraus, dass Samir so offen mit der Putzbox umging und immer wieder interessante Dinge fand, sodass es ihn nichts ausmachte, angebunden zu sein. Ich konnte seine Mutter in Ruhe putzen und warf immer wieder einen Blick zu Samir. Das dieses Fohlen - welches sich zu einem prächtigen Hengst entwickeln würde - mir gehörte, war irgendwie noch gar nicht richtig in meinen Kopf gelangt. Irgendwie schien es unwirklich. Ich schmunzelte in mich hinein und kratzte der Mutterstute die Hufe aus, die sich über das betüdeln deutlich freute. Doch ihr Sohn begann mich nach einiger Zeit - nachdem die Putzbox ausgeräumt war - mit einem argwöhnischen und sogar vorwurfsvollen Blick zu mustern, als wolle er sagen 'Heh! Warum kümmerst du dich nicht um mich?' - gleichzeitig wurde er dann auch unruhig und zupfte am Führstrick und tat betont gelangweilt. Ich trat um Safiye rum und musterte den jungen Fuchs. "Sind wir jetzt etwa beleidigt?", er bedachte mich mit keinem Blick und seine Nüstern kräuselten sich einen Moment lang. Ich verdrehte die Augen. "Du bist wahrlich wie Saruk...", knurrte ich mit einem belustigten Unterton, bückte mich und räumte die Putzsachen wieder zusammen. Safiye wirkte entspannt und entlastete eines ihrer Hinterbeine, während sie eindöste im wärmenden Schein der Sonne. Ich nahm den Gummistriegel aus der Box und stellte mich auf die linke Seite Samir's. "Also gut, den kennst du ja schon, oder?", sprach ich munter weiter und hielt ihm den Striegel hin, den er mit vorsichtiger Miene musterte. Dann begann ich sanft und langsam ihn am Hals zu striegeln, leichte Flocken seines Babyfells fielen zu Boden und ich schob meine Unterlippe leicht vor. "Och man... dabei ist es so flauschig...", unter dem ausgebleichten Flaum, kam die wirkliche Farbe des Fuchses zum Vorschein, welche wirklich dunkler war als das oberste Haar. Samir ignorierte mich weiterhin und zupfte gelangweilt am Strick. "So ein nachtragendes Pony..", fuhr ich leise fort und kam bei der Schulter an, worauf Samir anfing den Knoten des Stricks zu beknabbern als wäre er einer seiner Artgenossen. Irgendwann fing auch der Kleine dann an es zu genießen und seinen Groll über meine Fürsorge seiner Mutter gegenüber zu vergessen. Ich verdrehte theatralisch die Augen und putze weiter, ließ mir die Hufe geben, wobei ich ihm viel mit meinem Gewicht und Druck half, da er sich noch nicht optimal auf drei Beinen halten konnte. Als ich fertig war, beschmuste ich Samir, kraulte ihn an seiner Lieblingsstelle, den Gamaschen, und kitzelte leicht neckend seine Nüstern. Safiye blieb weiterhin ruhig, schien froh zu sein, dass ihr energiegeladener Sohn Mal jemand anderes seine Aufmerksamkeit schenkte. Nach ein paar Minuten kam Vivi mit New York, welche sehr interessiert gemustert wurde. Samir fing an zu zappeln und kaute auffällig, dabei die schwarze Stute nicht aus den Augen lassend. "Pass auf, wenn er in das gewisse Alter kommt, gefällt sie ihm sicher noch mehr!", grinste ich leicht und tätschelte dem jungen Pferd den Hals. Ich löste den Strick und drehte Samir, damit Vivi die andere Seite sehen konnte. "Guck mal! Hier fällt ihm schon so stark das Babyfell aus...", schmollte ich und Vivi musste lachen. Samir hatte nur Augen für New York. "Früh übt sich, oder was?", meinte Vivi als sie den Blick des jungen Hengstes sah und schüttelte leicht den Kopf. "Stimmt, er verliert seinen Süßigkeitsbonus langsam..", fuhr sie fort und putzte New York den Schmutz und Schweiß runter. Bea, Julia, Maren und Quici kamen uns entgegen und musterten das Bild von Samir, der mit hochgerecktem Kopf und aufgestellten Ohren die schwarze Stute fixierte. "Ob er noch nie ein schwarzes Pferd gesehen hat?", lachte eine der vieren und ich musste schmunzeln. "Er will nur schonmal seine Anmachsprüche testen! Für später!", erklärte ich mit einem tadelnden Blick auf den jungen Hengst. Nochmals wurde ich für meinen Kauf beglückwünscht und Bea bot an, York zurück zur Weide zu bringen. Als diese mit der Rappstute verschwand, wieherte Samir den Rappin fast schon vorwurfsvoll nach, bekam jedoch keine Antwort. "Da zeigt sie dir wohl die kalte Schulter...", belustigte ich mich, während Vivi den Strick von der Araberstute löste und sie sanft weckte. "Also... welche Runde wolltest du gehen?", fragte sie nach und strich Safiye über den glatten Hals. "Ich denke nur die kurze Schrittrunde...", antwortete ich und bat mit einem leichten Zupfen am Strick und meiner Stimme um Samir's Aufmerksamkeit.

    Zusammen verließen wir den Hof und gingen über den langen Sandweg. Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt, doch dank der Wolken wurde es nicht zu warm. Schmetterlinge taumelten durch die Luft, die einen angenehmen, frischen Geruch hatte. Wir kamen an kleinen Häusern und der Militärystrecke vorbei und Samir musterte alles total aufgeregt, ließ sich dabei dennoch noch führen. Es war gut, dass seine Mutter dabei war. Nach ein paar Minuten ließen wir den Hof hinter uns und kamen an den Weiden vorbei. Sofort kamen ein paar der Tiere angetrabt und musterten die Neuankömmlinge. Samir reckte seine Nüstern und fing mit dem Fohlenkauen an, doch nach einem kurzen stehen bleiben, ließ der junge Hengst sich weiter führen, da ein großer Wallach ihn doch leicht einzuschüchtern schien.
    Nach der Pferdewiese, kam eine andere, mit Tieren, die Samir noch nie gesehen hatte. Stocksteif blieb das Fohlen stehen und musterte eine der Kühe die recht nah am Zaun stand. Man merkte ihm an, dass er sich fragte ob sie eine Gefahr darstellte oder nicht. Doch da seine Mutter so gelassen auf diese gefleckten Ungeheuer reagierte, entspannte sich das Fohlen auch wieder, nebenher redete ich beruhigend auf ihn ein und strich immer wieder sanft über die seidige Stelle an seinem Hals. Nachdem wir ihn überzeugt hatten, weiter zu gehen, entspannte sich Samir wieder recht schnell, senkte seine Nüstern leicht und schnupperte über den sandigen Boden unter seinen Hufen. Als das 'Reitweg-Schild' in Sichtweite kam, hörten wir Hufgetrappel und wir blieben vorsichtshalber mit den beiden Pferden stehen. Ich hatte keine Ahnung wie Samir auf vorbeigehende Pferde reagieren würde, doch deswegen hatte ich mich ja für die kleine Runde entschieden. Ich wollte ihm langsam ein Stückchen mehr zeigen als nur diese Wiese und den Hof und zusammen mit der Mama, belastete es ihn recht wenig. Samir interessierte sich im ersten Moment nicht für die Geräusche, sondern vergrub die Nüstern unter den Bauch seiner Mutter und bald schon war ein leises Schmatzen zu hören.

    Als ich den Blick hob, erkannte ich den großen palominofarbenen Hengst und dessen Reiter. "Doch keine Einbildung...", sagte ich fast schon triumphierend zu Vivi. Sie blickte dem Mann entgegen welcher die Schritte des Pferdes mit fast unsichtbaren Hilfen verlangsamte und schließlich durchparrierte. Safiye musterte den fremden Hengst neugierig und schien eindeutig beeindruckt von ihm zu sein - ich aber auch.. also von seinem Reiter. "Guten Tag...", lächelte er uns entgegen und Samir hob wieder seinen Kopf, richtete die flauschigen Ohren auf und musterte das güldene Tier. "Äeh... Hey!", kam es mir über die Lippen und auch Vivi begrüßte ihn, viel souveräner als ich. Beneidenswert. "Ist das ihr Fohlen?", fragte er mit einem ruhigen Ton und nickte auf den Araber. Ich nickte mit angehobener Augenbraue. "Seit neustem...", erklärte ich und ließ meinen Blick kurz über den mehr als nur entspannten Palomino wandern, der die Anmachversuche der Araberstute ignorierte. "Hübscher Kerl...", er nickte, als würde er sich auskennen und wieder einmal bemerkte ich die Erfahrung in seinem Gesichtsausdruck und seinem gesamten Auftreten. Vivi brachte irgendwie mehr raus als ich und während ich mich um den kauenden Samir kümmerte, der den neuen Hengst ziemlich spannend fand, aber bei der Reaktion seiner Mutter auf diesen auch leicht genervt reagierte, kraulte ich ihm leicht über die Ganasche. "Ich glaub wir müssen weiter, Samir wird schon ungeduldig...", sagte ich und bedachte Vivi mit einem eindeutigen Blick. "Öeh... ja klar!", antwortete sie und ich richtete meinen Blick kurz auf den.. naja... Cowboy. "Tschüss!", verabschiedete ich mich in einem höflichen Ton und vielleicht ein bisschen zu hektisch. "Auf Wiedersehen...", er sprach es fast schon so aus als wäre es ein Versprechen und ich wandte mich ab, legte meine Konzentration auf Samir und schaute Vivi - warum auch immer - strafend an.
    Es dauerte keine zehn Minuten bis wir wieder den Hof erreichten. Die Runde war wirklich kurz gewesen und war für heute auch genug für meinen Kleinen. Hm. Meinen Kleinen. "Was war denn da eben mit dir los? Der Kerl hat dich ja ohne weiteres völlig aus dem Konzept gebracht!", hörte ich die amüsierten Worte von Vivi welche mich belustigt musterte. "Ach.. keine Ahnung. Es ist... halt schon eine Weile her..", erklärte ich zögernd und gab ihr kurz den Strick von Samir, damit ich seine Hufe auf Steinchen kontrollieren konnte. Ich beeilte mich. "Was ist länger her?", fragte sie nach und beobachtete mich. Kurz kontrollierte ich Safiye's Hufe. "Das ich mich mit einem Mann unterhalten habe... ach Mensch! Frag mich doch nicht solche Sachen!", beklagte ich mich in einem komischen Ton und schüttelte den Kopf. Vivi wirkte amüsiert. "Einen Moment fragte ich mich, wer von euch beiden das Fohlen ist. Du oder Samir...", neckte sie mich nun und ich verzog beleidigt das Gesicht. Lisa kam um die Ecke und bemerkte unser Gespräch. "So? Nadine, entwickelst du dich zum Fohlen?", ich schnappte nach Luft und zu dritt gingen wir zu den Wiesen um Samir und seine Mutter abzuliefern.

    "Aha, diesen Cowboy gibt es also wirklich... ist er attraktiv? Ach... Du sagtest ja... sexy Geist", auch Lisas gutmütiger Spott blieb mir nicht erspart und auch wenn ich mich eigentlich darüber geärgert hätte, erkannte ich selbst, wie tapsig ich mich angestellt hatte und lachte. "Attraktiv ist der auf jeden Fall..", fing Vivi an und legte dann aber den Finger an ihr Kinn. "Aber wie alt wird der sein? 28? Vielleicht auch älter?", sie schaute mich fragend an. "Hm... ja, so um den Dreh bestimmt. Würde mich nicht wundern, wenn er älter ist...", antwortete ich und ging neben Samir ein Stückchen auf die Wiese und löste das Halfter. Doch anstatt sofort davon zustoben, stubste mich der junge Hengst an und verlangte noch eine kleine Krauleinheit, die ich ihm gab, ehe Marih ox auch schon angetrabt kam. Samir sah ihr freudig entgegen und bald schon befand er sich wieder in einer kleinen Rauferei. Auch Safiye ging zu ihren Freundinnen, doch viel entspannter und langsamer als ihr Sohn. Noch einen langen Moment beobachtete ich die beiden, ehe ich mich den beiden Mädels zuwandte. "Mal sehen..", ich zuckte mit den Schultern, ein schiefes Grinsen auf den Lippen. "Jaja... du hättest sie sehen müssen, Lisa...", den Weg über zurück erhielt ich noch sämtliche Tipps von beiden Seiten und der Cowboy ohne Namen war noch als wir wieder beim Stall ankamen Thema.

    "Mädels, ich gehe jetzt! So viele Tipps muss ich erst wieder verarbeiten!", erklärte ich als wir in einer kleinen Runde mit den anderen standen. Die Wolkendecke zog sich leicht zusammen und ich griff nach meiner Jacke. "Morgen machst du Easy wieder mit Lisa?", fragte Julia noch kurz und ich nickte. "Alles klar, bis morgen, ihr Lieben!", verabschiedete ich mich und ging zum Parkplatz. Als ich dort ankam, bemerkte ich, dass ich ja gar nicht mit dem Wagen da war. Ich verdrehte die Augen, doch bevor ich weiter darüber nachdachte, ging ich entspannten Schrittes weiter, über die Straße und trat meinen Heimweg zu Fuß an.
    Keine zehn Minuten war ich gelaufen, da brach über mir der Himmel auf und ein heftiger Regen klatschte auf die staubtrockene Straße. Ich zog meine Jacke enger um meinen Körper und die Kaputze über meinen Kopf. Kurz darauf war ein Auto zu vernehmen und so wie das klang, musste es sich um einen ziemlich schweren Motor handeln, wahrscheinlich ein Geländewagen. Ich machte mir nicht die Mühe mich nach dem Wagen umzudrehen, bemerkte aber, dass das Geräusch nicht wieder verschwand sondern auf einem konstanten Ton in meiner Nähe war. Ich hob den Blick und blickte geradewegs in das Gesicht des Palominobesitzers. Einen Moment fragte ich mich, ob ich das jetzt gruselig finden sollte. "Äeh... Hi", sagte ich verwirrt, ging jedoch weiter - damit er gar nicht erst auf den Gedanken kam, dass ich bei ihm einsteigen wolle. Aber vielleicht wollte er ja auch nur nach dem Weg fragen. Klar. "Scheiß Wetter haben Sie sich da ausgesucht zum spazieren gehen...", waren seine Worte. Seine Stimme hatte etwas rauchiges, raues und wirkte doch irgendwie freundlich und warm. Ich rümpfte leicht die Nase, was ihn wohl zu einem halben Grinsen veranlasste. "Ich find es total herrlich hier draußen...", log ich mit übertriebener Euphorie in der Stimme. "So sehen Sie auch aus...", seine Worte klangen sehr präzise und man hatte das Gefühl, als würde er nie ein Wort zu viel sagen. Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich siezte. Gott, sah ich so alt aus? "Also? Brauchen Sie eine Wegbeschreibung - wobei ich nicht garantieren kann, dass sie ankommen, da meine geografischen Kenntnisse miserable sind - oder wollen sie mir einfach nur dabei zusehen, wie ich durch den Regen spaziere?", fragte ich - vielleicht eine Spur gereizt - und aus irgendeinem Gefühl heraus glaubte ich, dass er sich über mich lustig machte. Ich sollte die lockeren Sprüche sein lassen, Lisas Tipp war nicht hilfreich gewesen. Ich fühlte mich irgendwie.. Dämlich. "Weder noch...", war seine einfache Antwort gewesen und ich wandte den Blick kurz ab, da ich über einen blöd liegenden Ast fast gestolpert war - Gott, wie peinlich... "Aber ich könnte Sie nach Hause fahren..."

    I didn't mean to bring back memories
    You should know the reason why I called
    I was looking for a soft place to fall

  • #03 DemonsDatum10.01.2021 14:33
    Thema von Natsch im Forum Past

    DEMONS
    ES IST NICHT GENUG, ZU WISSEN, MAN MUSS ES AUCH ANWENDEN.
    ES IST NICHT GENUG, ZU WOLLEN, MAN MUSS ES AUCH TUN.

    Ich kümmerte mich bereits seit einer Woche um den kleinen Hengst und wir machten wirklich Fortschritte. Die Arbeit gefiel mir und lenkte mich von meinem langweiligen Bürojob ab, der schon lange zu einer großen Last für mich geworden war. Ich wurde einfach nicht glücklich und langweilte mich zu Tode an den Tagen, an denen ich wirklich im Büro sitzen musste. Zwar gehörte die Firma einem Freund meines Bruders - der mir auch regelmäßig eindeutige Avancen machte - doch trotzdem ging ich mit keinem zufriedenen Gefühl aus meinem Job nach Hause. Seit ich mit dem Fohlen arbeitete, spürte ich wie sich der Wunsch in mir auftat, das zu meinem Beruf zu machen. Ich merkte, dass ich keine Probleme damit hatte, mich mit einem Fohlen zu verständigen und ihm klar zu machen was ich wollte. Er nahm mich an und manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass der kleine Hengst sich freute wenn ich kam um mich mit ihm zu beschäftigen. Das reichen der Hufe klappte soweit sehr gut, auch das Spiel mit dem Halfter wurde zur Gewohnheit und langsam trug der kleine Hengst es richtig gern. Dennoch warf er viel lieber damit rum, wahrscheinlich würde auch er später eines dieser Pferde sein, dass sich schon früh Tricks ausdachte um das Ding am Putzplatz abzustreifen. Vielleicht würde er nicht einmal spazieren gehen wie Black Eye letztens, sondern vor dem baumelnden Halfter stehen und es mit den Nüstern anstubsen, dran zupfen oder es rumwerfen mit dem praktischen Bonus, dass es dank Strick, nicht zu weit davon flog. Der Gedanke, dass ich das eventuell niemals zu Gesicht bekommen würde, ließ mein Lächeln abklingen und ich musterte das Fohlen, welches bei seinen Freunden auf der großen Wiese stand. Meine Arme legte ich verschränkt auf einem der Zaunpfähle ab und musterte die kleine Fohlenherde, welche ein wenig abseits der Mutterstuten fangen spielte. Bis auf ein Connemarafohlen, schienen sich alle rege zu beteiligen, auch wenn das ein oder andere Fohlen schüchterner war als die anderen. Samir spielte mit einer kleinen braunen Araberstute, die anderen beachtete ich gar nicht so stark. Wieder bäumte sich die Frage in meinem Kopf auf, was ich machte, wenn Samir gekauft werden sollte. Klar, ich arbeitete erst eine Woche mit dem Fohlen, doch er schien schon bald in das Alter zu kommen, in welchem er von seiner Mutter getrennt und verkauft werden konnte. Der Gedanke gefiel mir nicht, woraufhin ich mich sofort schallte. Nur kurz war ich zu den Pferden auf die Wiese gegangen, hatte es geschafft Samir's Aufmerksamkeit einen Moment auf mich zu lenken um kurz ein paar Übungen mit ihm zu machen. Ich ließ mir die Hufe geben und strich über die Stellen die er mochte, ließ die anderen dieses Mal jedoch auch nicht aus. Doch da die anderen Fohlen ihn so ablenkten, schien er es eher zu akzeptieren. Dann entließ ich ihn wieder und sah ihm nach, wie er buckelnd und hell wiehernd zu den anderen stobte. Vielleicht sollte ich diese Übungen öfters in Gegenwart von anderen Pferden machten, oder auch an seiner Mutter demonstrieren, damit das mit dem Halfter, Ohren und Flanken noch besser funktionierte.

    Als ich die Weide wieder verließ und noch einen flüchtigen Blick über den Zaun geworfen hatte, begab ich mich wieder zu den Ställen in welchen mir Julia entgegen kam. In ihrer Hand hatte sie einen Zettel auf dem groß und breit Reitbeteiligung gesucht stand. Sie bemerkte meinen Blick und grinste. "Du kümmerst dich zur Zeit ja um Samir... aber da er ja noch ein Fohlen ist, kommt das reiten etwas kurz, oder?", ich nickte und übersah offensichtlich den Wink mit dem Zaunpfahl. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, zog sie mich in die Richtung einer Box in welcher ein großer, sehr hübscher Fuchswallach stand mit einem Keilstern auf der Stirn. "Das ist Easy Going und er würde noch dringend eine Reitbeteiligung suchen für zwei oder dreimal die Woche. Bodenarbeit und Spazieren gehen, würden ihm schon gut tun..", fuhr sie fort und ich musterte einen Moment lang das fuchsfarbene Pferd. Vielleicht würde mich solch ein Pferd und die Reiterei ja von dem Problem ablenken, dass mich zur Zeit plagte. Ich bemerkte selbst, dass ich mir immer nur Ablenkungen suchte, wenn ich Probleme hatte. Nervige Angewohnheit. "Ich saß aber schon länger nicht mehr auf einem Pferd..", gab ich vorsichtig zu bedenken und warf Julia einen skeptischen Blick zu. "Das macht - bei Easy Going - absolut nichts, er ist ein guter Lehrer und sehr ruhig.", war ihre Antwort und ich runzelte einen Moment lang die Stirn. Na gut, im Grunde hatte ich keine Ausrede es nicht zu tun.. zumindest keine offizielle. In diesem Moment bog Lisa um die Ecke und schenkte einer Liste Aufmerksamkeit, auf der sie wohl ihrer Reitstunden eingetragen hatte. Ich wandte den Blick wieder ab und schaute zu Julia. "Ich kanns mit ihm ja probieren..", sie nickte zufrieden und ich hatte mich mal wieder breitschlagen lassen, merkte gleichzeitig aber auch, dass sich kein großer Widerstand in mir auftat. Wahrscheinlich war es für mich anstrengender, dem zu widerstehen, als mich dem hinzugeben. Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur eine gewisse Zeit gebraucht um wieder mit der Materie warm zu werden, wenngleich die Sache, das Ereignis mit und um Saruk mich nie loslassen würde. Es war etwas, was ich nie vergessen würde und auch nicht wollte. Er gehörte zu mir und damit sollte ich mich langsam auseinander setzen, anstatt es in mich hinein zu fressen. Ich selbst wusste ja, dass es nicht gut war, so etwas zu verdrängen anstatt offen auf seine eigenen Gefühle zuzugehen. Doch der Weg, war schwierig und schmerzhaft und in vielerlei Hinsicht, war ich auch nicht bereit gewesen, diesen Weg zu gehen. Doch hier, auf dem Mystery Hof, schienen sich mir Türen zu öffnen, die ich eigentlich schon zugeschlagen hatte.
    "Welche Tage passen dir am besten?", Julia holte mich wieder aus meinen Gedanken - nur kurz dachte ich nach. "Montag, Mittwoch und Freitag würden mir am besten passen...", erklärte ich ihr ruhig und strich mir kurz eine Strähne hinters Ohr. "Alles klar, kannst du mir heute nur einen gefallen tun? Ihn ein bisschen im Roundpen oder - wie du magst - bewegen? Natürlich nur, wenn du Zeit hast.. ihr könnt euch dann schon ein wenig anfreunden..", wieder lächelte sie, ich erwiderte es noch ehe ich nickte. "Klar, heute war ich eh schon kurz bei Samir, der tollt mit seinen Freunden rum..", bestätigte ich ihre Frage und schaute mich nach dem Wallach um, der mit freundlich gespitzten Ohren aus seiner Box schaute. "Ich denke, ich gehe mit ihm in den Roundpen..", fügte ich noch hinzu, ehe sich Julia verabschiedete. "Ich schau nebenher Mal kurz vorbei!", sagte sie im weggehen und grinste über ihre Schulter hinweg. Dann verschwand sie aus meinem Blickfeld. Easy Going und ich blieben zurück und nachdem ich über mich selbst - fast schon eine Spur amüsiert - den Kopf geschüttelt hatte, wandte ich mich dem erfahrenen Wallach zu. "Na du? Bist dann wohl Nummer zwei auf meiner Liste... Jess würde staunen..", aber ihr musste ich ja - vorerst - nichts sagen.

    Als ich die Box des Fuchswallachs betrat, musterte er mich aufmerksam und beschnupperte meine Hände, meine Jacke und meine Hose. "Akzeptabel?", fragte ich belustigt, erhielt jedoch nur ein Schnauben als Antwort. Ich fummelte etwas Stroh aus seiner Mähne, bevor ich ihm das Halfter anzog und auf die Stallgasse führte. Ein paar der anderen Pferde schauten kurz aus ihren Boxen - sofern sie denn drinstanden - wandten sich aber recht schnell wieder ihrem Heu zu. Easy folgte mir gehorsam und ließ sich ohne Probleme an dem Putzplatz anbinden. "Das ging ja wirklich... easy..", haha - Wortspiel. Ich verdrehte die Augen über meinen eigenen sehr schlechten Wortwitz und verschwand in die Richtung der Sattelkammer um die Putzbox des Fuchses zu holen.
    Wieder bei ihm angekommen, fing ich an das Fell des Wallachs mit dem Striegel zu bearbeiten und lose Haare wie auch Dreck zu entfernen. Danach entfernte ich den feineren Schmutz mit der weichen Bürste, kratzte die Hufe aus und sortierte sein Langhaar. Zufrieden mit meinem Werk bedachte ich den Wallach mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Dieser, sichtliche entspannt, bemerkte meinen Blick und wandte mir einen Moment lang den Kopf zu. "Dann Mal los, hm?", meinte ich, löste den Strick und ging mit dem Fuchs in Richtung des Roundpens. Auf dem Weg begegnete ich Vivi, welche gerade auf einem Haflinger saß und anscheinend auf jemanden wartete. Ich wunk ihr beiläufig zu, sie tat es mir gleich.

    Als wir den Roundpen erreichten, stellte ich erleichtert fest, dass keiner drin war und sich auch niemand eingetragen hatte. Entspannt betraten wir die Longierhalle und ich führte Easy bis zur Mitte, ehe ich den Panikhaken vom Strick löste, über den Hals des Pferdes strich, bevor ich ihn mit einem sanften Impuls meiner Körpersprache wegschickte. Easy senkte die Nüstern gen Boden und ging ruhigen Schrittes in die Richtung, in die ich ihn geschickt hatte. Ein entspanntes Schnauben war zu hören, worauf ein Schnalzen meinerseits folgte. Die Ohren des Wallachs schnippten in meine Richtung und er beschleunigte seine Schritte. Im Takt des Pferdes klopfte ich leicht auf meinen Oberschenkel und gab ihm das Kommando anzutraben. "Na hopp!", grinste ich und beobachtete wie Easy in einen langsamen und entspannten Trab fiel. Einen Moment lang hob ich eine Augenbraue, verwundert. Doch bevor ich den Gedanken noch weiterspinnen konnte, fiel der Fuchswallach nach einem kleinen Bocksprung in einen recht zügigen Galopp. "Und ich dachte schon, du wärst eine Schlaftablette!", grinste ich und beobachtete die raumgreifenden Schritte des Brandenburgers. Ich stellte mir vor, wie weich sich seine Gänge anfühlen mussten und es sicher Spaß machen würde, auf ihm wieder im Sattel durchzustarten.
    Recht schnell fiel Julias Pferd wieder in den Trab, mit zwei großen Schritten in die Richtung seines Laufes, ein Anspannen meiner Körpersprache, signalisierte ich ihm, kehrt zu machen, was der Wallach auch flüssig umsetzte. Dabei bildete ich eine Art Mauer mit meiner Körpersprache, signalisierte ihm mit dem Blick, gab ihm damit einen Impuls, zu wenden. Mit Saruk hatte ich gelernt, meine Körpersprache gezielt einzusetzen und dem Pferd verständlich zu machen was ich von ihm wollte. Der Araber hatte mich nicht nur einmal im Roundpen getestet.
    Zufrieden beobachtete ich das Ohrenspiel des Wallachs, trieb ihn mal zu einer schnelleren Gangart, ließ ihn aber auch immer wieder etwas zurück fallen. Noch zwei, dreimal führte ich den Handwechsel mit ihm durch, ehe ich in der Mitte entspannt stehen blieb, meinen Blick auf seine Hufe richtete und ihm meine Seite zuwandte. Ich sah, wie die Schritte Easy's langsamer wurden, sein inneres Ohr schon eine Weile in meine Richtung zeigte und er zu kauen und lecken begann. Ein entspanntes Schnauben folgte, ehe er völlig in den Schritt fiel und sich langsam auf mich zubewegte.
    Ich wandte mich zu Easy um und strich ihm sanft über die breite Stirn. "Du bist so ein unkompliziertes Pferd...", staunte ich leise und ging noch einen kleinen Schritt näher, fokusierte seine Schulter. Wie erwartet, ging der Fuchs zurück, wich mir aus. Ich musste schmunzeln, tat dasselbe mit seiner Hinterhand. Abermals wich er mir aus, drehte sich drei Runden mit mir. Ich blieb stehen, er tat es mir gleich. Mich erstaunte immer wieder dieser Erfolg, kannte aber auch die Kritiker, die behaupteten, dass man dem Pferd keine andere Wahl ließe, zwischen dem Folgen des Menschen oder der Flucht gab. In vielerlei Hinsicht, brauchte der Fuchs das nicht einmal, er war kein wildes oder junges Pferd, er kannte die Menschen. Doch für mich war diese Methode kein "vor die Wahl stellen". Es war eine Art der Kommunikation und es ging um die Beherrschung der eigenen Körpersprache. Bis ich es geschafft hatte, auf dieses Level der Körperbeherrschung zu kommen, hatte es wirklich eine lange Zeit und viel Hilfe meines damaligen Trainiers gebraucht. Saruk war nie einfach gewesen und hatte mich auf verschiedene Situationen vorbereitet, im Roundpen wie auch auf Tunieren oder im Gelände. Die Arbeit mit Easy hingegen erschien mir leicht, wir führten ein 'lockeres Gespräch' und lernten uns so besser kennen. Abermals strich ich ihm über den Kopf, kehrte ihm den Rücken zu und ging eine Runde durch den Longierzirkel. Easy folgte mir ruhig. Gelegentlich blieb ich stehen und rieb ihm wieder über die Stirn.

    Als ich wieder in der Mitte ankam und mir der Wallach nach wie vor folgte, legte ich ihm wieder den Strick an und fuhr über seinen Hals, über seine Schultern und kraulte ihn kurz am Widerrist. "Du bist ein Feiner, nicht?", lächelte ich und fuhr mit den Fingern über seine Sattellage, ging massierend an seinen Muskeln entlang. Ich bemerkte wie meine Gedanken abdrifteten und eine innere Unruhe sich in mir breit machte. Erst als sich der Wallach wieder regte, sich von mir entfernte, tauchte ich wieder auf. Ich hatte nicht auf meine Körpersprache geachtet, hatte den Stress, die Unruhe nach außen kommen lassen, was Easy dazu veranlasste sich mir abzuwenden, dem Stress zu entgehen. Ich seufzte resigniert und ärgerte mich einen Moment lang, dass ich nicht auf meine Gedanken und Körpersprache geachtet hatte. Vielleicht hatte ich ja wirklich vergessen, wie empflindlich Pferde auf die viel zu starke Körpersprache des Menschen reagierten. "Was war denn da los?", fragte mich eine Stimme im Rücken und ich wandte mich der Geräuschquelle zu.

    Julia stand an dem Eingang und musterte mich mit schief gelegtem Kopf. "Vorhin sah es noch sehr einvernehmlich aus...", gab sie zu bedenken und ich ging in ihre Richtung während Easy sich dem Boden der Longierhalle zuwandte. "Meine Gedanken sind abgedriftet und ich hab ihm wohl das falsche vermittelt..", antwortete ich ruhig und lehnte mich leicht gegen die Bande, dem Wallach dabei beobachtend wie er sich in den Sand schmiss. "Und wohin sind sie verschwunden?", ihr unverbindlicher Ton ließ mich leicht mit den Schultern zucken. "Zu meinem verstorbenen Pferd, Saruk...", antwortete ich fast eine Spur verbissen und ohne, dass ich es wirklich wollte, erzählte ich Julia die Geschichte um den dunklen Fuchs. "Wir waren auf einem Tunier, hatten sogar einem ziemlich guten Lauf. Abends versorgten wir alle zusammen die Pferde und brachten sie in die Pensionsställe des Tunierveranstalters. Wir saßen alle in der Küche, diskutierten über die Probleme die wir bei der Vielseitigkeitsprüfung gehabt hatten und ich erinnere mich noch, dass Joe damit prahlte, als schnellster durchgekommen zu sein - knapp vor mir. Es hatte immer kleinere interne Wettkämpfe gegeben, besonders zwischen ihm und mir, da seine Stute die Halbschwester meines Hengstes war.", fuhr ich fort und ein feines Lächeln stahl sich auf meine Lippen während ich an die Zeit zurück dachte. Man war Joe ein Idiot gewesen.. "..plötzlich hörten wir Sirenen...", mein Lächeln erstarb ".. und natürlich gingen wir alle raus und wollten wissen was los war. Als wir dann draußen waren, sahen wir.. was passiert war. Der komplette Pensionsstall lag in Flammen. Wir eilten zu dem Eingang, doch die Flammen versperrten uns den Weg. Der Heuboden stürzte über den Köpfen unserer Pferde ein.. Gott.. ich kann mich noch in ihre hilflosen Schreie erinnern...", Tränen stiegen mir in die Augen und ich schüttelte leicht den Kopf, als könnte ich so das Bild und die Schreie in meinem Kopf vertreiben. "Jeder Versuch den Eingang frei zu bekommen blieb vergebens und als die Feuerwehr kam.. war es schon lange zu spät.", mein Blick richtete sich trostlos auf den Fuchswallach. "In dieser Nacht sind 20 Pferde erstickt oder bei lebendigem Leib verbrannt... Die Ursache war ein Brandstifter der kurz darauf verhaftet wurde...", abermals schüttelte ich leicht den Kopf und fuhr mit meinen Handrücken über meine tränenschweren Augen. Ich erinnerte mich noch an die Zeitungsartikel mit den Bildern des ausgebrannten Stalles. "Ich hab mich noch nie so Hilflos gefühlt.."

    Das Sprechen über diese Nacht, hatte alte Wunden aufgerissen und doch merkte ich, dass es nicht falsch gewesen war, jemanden die ganze Sache anzuvertrauen, auch wenn es in diesem Fall eine Person war, die ich kaum kannte. Vielleicht hatte auch genau das mir geholfen, meine Lippen gelöst. Wer wusste es schon, ich auf jeden Fall nicht. Als ich unter Julias Worten ruhiger wurde, kam Bea mit einem älteren Herrn anspaziert und musterte kurz das Schauspiel. "Nadine, der Herr ist ein eventueller Interessent für Samir...", verkündete ihre Stimme eine Spur vorsichtiger als ich erwartet hatte.
    Die Information sickerte nur sehr langsam in mein Hirn und mir entgleisten fast meine Gesichtszüge. Ein Interessent. Ich hatte gewusst, dass es nicht lange dauern würde. Verdammt. "Aber.. ich sehe, du bist grad beschäftigt - ich zeig ihm Samir eben alleine", Julia und Bea wechselten kurz einen Blick, ehe die Hofbesitzerin mit dem älteren Mann verschwand, in Richtung zu Samir's Box. Irgendwie hatte ich mir das
    It's woven in my soul
    I need to let you go

  • #02 TryDatum10.01.2021 14:32
    Thema von Natsch im Forum Past

    TRY
    EINE LANGE REISE, BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT

    Meine Nacht war kurz und unruhig gewesen. Noch lange hatte ich an Samir denken müssen, dessen Ähnlichkeit zu Saruk mich eindeutig nicht loszulassen schien. Vielleicht sollte ich mir Mal den Stammbaum des jungen Hengstes ansehen, auch wenn ich die Wahrscheinlichkeit eher gering fand, dass sie ein Eltern - oder Großelternteil gemein hatten. Schließlich stammte Saruk aus den arabischen Staaten. Ein Decksprung war auch unmöglich - zumindest ein natürlicher. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, vielleicht gabs da gar nichts was diese beiden Pferde verband und ich wurde langsam paranoid. Dennoch hatten meine Gedanken noch eine gewisse Zeit lang über diesem Thema gehangen und mir das Schlafen so gut wie unmöglich gemacht hatte. Dementsprechend angeschlagen war ich am Morgen als der Wecker klingelte. Ich fühlte mich wie gerädert und mit einem leichten Knurren gab ich dem elendigen Klingeln nach. Es dauerte eine Weile bis ich mich an die Helligkeit gewöhnte die in dem Haus herrschte, durch welches mein Bruder schon Stunden früher gefegt war. Überall sah man sein entlang kommen. Hatte wohl Stress am morgen gehabt, der Gute. Es nicht mehr anders gewohnt, begann ich meinen Tag damit, die Sachen wegzuräumen, für die mein Bruder einfach keine Zeit mehr gehabt hatte. Es störte mich nicht, hatte mich auch nie und es würde mich wundern, wenn es irgendwann der Fall sein würde. Schließlich war ich froh, dass mein Bruder mich bei sich wohnen ließ - mietfrei - dafür sorgte ich eben dafür, dass das Haus aufgeräumt war. Wir lebten gut nebeneinander her und gingen uns nur selten auf die Nerven. Auf meinem Handy waren bereits drei Nachrichten von meiner besten Freundin und ich überflog diese nicht sonderlich gewissenhaft. Natürlich schrieb sie davon, dass sie mir viel Spaß heute wünschte und ich mir keine Sorgen bei Samir's Mutter machen brauchte. Safiye sei eine total liebe Stute. Ich antwortete ihr kurz und präzise, alles andere würde sie wohl einfach nur verstören und sie würde mich fragen, warum ich heute denn so fröhlich sei. Meinen momentanen Gemütszustand konnte ich nicht wirklich beschreiben. Ich glaube.. das beste Wort dafür war nervös. Wenn ich ehrlich zu mir war, war ich sogar tierisch nervös. Es fühlte sich so an, als würde ich das erste Mal zu einem Date gehen und dennoch einen ganzen Plan parat zu haben. Natürlich hatte ich das, schließlich wollte ich nicht unvorbereitet bei dem Fohlen aufkreuzen - auch wenn sich mein heutiges Vorhaben eher auf das Kennenlernen und per 'du' werden beschränkte. Nachdem ich dem Chaos Herrin geworden war, ging ich wieder in mein Zimmer und zog mir sehr bequeme Jeans und ein Tanktop an. Dieses Mal blieb mein Blick jedoch nicht an Saruks Decke hängen, was schlicht und ergreifend daran lag, dass ich versuchte meine Gedanken auf etwas anderes zu lenken - was mir aber nur mäßig gelang. Was würde ich nicht alles dafür geben, meine Gedanken kontrollieren zu können. Es würde mein Leben ungemein erleichtern..

    Die Fahrt zum Hof dauerte nicht so lang und ich hielt mich nicht lange damit auf, den Wagen meines Bruders perfekt in eine Parklücke zu setzen. Augenscheinlich gelassen stieg ich aus dem Audi und fuhr kurz durch mein langes Haar, den Hof vom Parkplatz aus musternd. Ich verband nichts mit diesen Gebäuden, oder mit den Menschen die dort waren, dennoch hoffte ich im stillen - ohne es zugeben zu wollen - dass sich genau das änderte. Mit ruhigen, wenig zielstrebig wirkenden Schritten betrat ich den Hof und schlug die Richtung ein, in die der Stall lag. Doch bevor ich ihn erreichen konnte, hörte ich Hufschläge die auf mich zukamen und einen schwarzen Hengst, der im gemächlichen Trab über den Hof flanierte. Irritiert blieb ich stehen und schaute mich nach dessen Besitzer um, sah aber nicht direkt jemanden, weshalb ich die Richtung wechselte und zu dem Rappen ging. Mit gerunzelter Stirn blieb ich stehen und hob leicht die Hände, woraufhin der Hengst seine Schritte verlangsamte - er wirkte fast verwundert, als hätte er mich nicht gesehen. Jaja. Ich ging ruhig auf ihn zu und griff leicht um seinen Hals um ihn wenigstens ein bisschen vom Weitergehen zu hindern. Black! Irgendwann kauf ich dir ein Ganzkörperhalfter damit du Mal am Putzplatz stehen bleibst! Mit fünf Stricken!, hörte ich die fluchende Stimme und ich konnte das Augenrollen der Anderen in ihrer Stimme hören. Belustigt legte sich ein schiefes Lächeln auf meine Lippen als die junge Frau zu dem Rappen kam und dieser ihr mit einer Unschuldsmiene den Blick zuwandte. "Geht wohl gern Spazieren...", gab ich von mir, als ich mich von dem Rappen löste und die - noch - Fremde ihm ein Halfter überstriff. ZU gern. Er macht das nicht gerade selten..", sie schüttelte theatralisch seufzend den Kopf, ehe sie lächelte. "Ich bin Vivi und das ist Black Eye..", stellte sich die Dunkelhaarige vor und mein Lächeln wurde ein wenig stärker. "Ich bin Nadine und ich kümmer mich ab heute um Samir...", antwortete ich wahrheitsgemäß und strich dem Rappen beläufig über den Nasenrücken, was ihn jedoch nicht zu interessieren schien. "Oh, wie schön! Wir dachten schon er würde zu kurz kommen", das Lächeln von Vivi schien ernst gemeint, weshalb ich es ohne umschweife erwiderte. "Ich bin gespannt.. Hab mich lange nicht mehr um ein Fohlen gekümmert...", unser Gespräch reichte noch ein bisschen weiter. Sie erzählte mir von ihren Pferden und ihrer Labradorhündin, die wenig später zu uns kam. "Wir sehen uns sicher nochmal - du bist ja jetzt öfters hier! Komm Black, du musst arbeiten heute...", ihr grinsen war ansteckend. "Bis dann!", grinste ich zurück, wandte mich ab und ging mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, endlich, in die Richtung von Samir's Box.

    Seine Mutter spitzte die Ohren als ich an die Boxentür kam und schaute mir neugierig entgegen. Einen Moment verharrte ich vor der Box, musterte das Bild welches sich vor meinen Augen abspielte, ehe ich eintrat und die Tür hinter mir leicht zuschob. Der Geruch von frischem Heu und Stroh lag nun überdeutlich in der Luft und sofort kam ein heimisches Gefühl in mir auf. "Na Safiye...", begrüßte ich die Mutterstute mit ruhiger Stimme und trat drei Schritte auf sie zu, ehe sie sich mir zuwandte und die Nüstern in meine Richtung streckte. Schmunzelnd strich ich sanft über die samten Nüstern, ehe ich näher heran trat, eine Hand an ihre Nüstern haltend, um ihr über den fuchsfarbenen Hals zu streichen. Während ich das tat, fing ich an mit der Stute zu sprechen, erzählte ihr von meinem Alltag, dem Job und von meinem chaotischen Bruder, der sich für die ordentlichste Person auf Erden hielt. Mich mit der Mutterstute gut stellend, ihr immer wieder über den seidigen Hals streichend, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie das Hengstfohlen, das zuvor geschlafen hatte, um die Hinterhand seiner Mutter lugte. Sein kurzes Gähnen entlockte mir ein Grinsen. "Guten Morgen...", murmelte ich belustigt und hielt dem Hengstfohlen meine Hand hin, welche interessiert inspiziert wurde. Mein Grinsen wurde breiter. "Tja, mein Kleiner.. mich hast du jetzt wohl eine Weile am Hals, bis sich jemand dafür entschieden hat, dich zu kaufen...", teilte ich dem Fohlen mit und strich kurz über die kleinen und extrem weichen Nüstern, woraufhin Samir leicht prustete. "Bist wohl ein bisschen kitzelig..", kommentierte ich diese Handlung amüsiert und zog meine Hand zurück, immer noch ein halbes Auge auf Samir's Mutter, welche sich jedoch schon völlig entspannt ihrem Heu zugewandt hatte. Als ich den Blick wieder auf das Fohlen richtete, war dieses schon ein paar Schritte näher gekommen und beschnupperte meine Beine, meine Hüfte und zupfte leicht an dem dünnen Stoff des Tops. Neugierig war er allemal, eine Eigenschaft, die mir bei dem Training von den Dingen, die jedes Fohlen beherrschen sollte, helfen würde. Während Safiye fraß, probierte ich, wie weit ich das Fohlen bereits anfassen konnte. Die Nüstern waren kein großen Problem, auch wenn sehr deutlich wurde, dass Samir dezent kitzelig dort war. Der Kopf war ebenfalls recht problemlos und ich entdeckte rasch, dass der kleine Hengst gerne an den Ganaschen gekrault wurde. Die Ohren schienen bei ihm jedoch ein großer Störfaktor zu sein, was sein missbilligendes stampfen mit dem Vorherhuf und das wegziehen des Kopfes symbolisierte. Der Hals, wie auch die Brust durften gestreichelt werden, die Rückenlage ließen die Ohren des Fohlens leicht nach hinten zucken und der Bauch führte wieder zu einem leichten Prusten, gepaart mit einem hellen Quiecken. Während der Prozedur, blieb die Mutterstute ruhig, warf mir nur hin und wieder einen Blick zu, schien aber schon erfahren darin zu sein. Da ich heute nicht zu viel machen wollte, blieb ich erst einmal bei den Körperteilen von denen ich nun wusste, dass sie kein Problem für das Fohlen darstellten oder er die Berührungen sogar genoss. So konnte er sich besser an mich gewöhnen und verband mich nicht direkt mit nervigen Fingereien an unliebsamen Stellen. Wie es für Pferde üblich war, begann er natürlich auch mit meiner "Fellpflege" während ich ihn kraulte, was grober ausfiel als wahrscheinlich gewollt. Beim Zupfen am Top wurde dann auch mal etwas Haut mitgezogen, doch ich versuchte ihn nicht durch ruckartiges Erschrecken zu vergraulen, sondern immer wieder, seinen Kopf leicht zur Seite zu schieben, was ihn dazu verleitete, wieder mit seiner Oberlippe an dem Saum des Tops zu spielen. Dabei sprach ich auch mit ihm, wie zuvor mit seiner Mutter. "Weißt du, du erinnerst mich an Saruk...", fügte ich meinen lapidaren Erzählungen hinzu und mein schmunzeln wurde minimal schwächer, während ich ihm abermals über die weiche Fohlenbrust strich. Ich weiß nicht wie lang wir dieses 'Spiel' spielten, doch irgendwann zerrte die vergangene Nacht an meinen müden Geist und ich gähnte kurz, unterbrach das streicheln des kurzen Fohlenhalses und streckte mich.

    "Müde gestreichelt?", hörte ich eine - nun ein wenig vertraute - Stimme hinter mir sagen und ich wandte mich mit einem müden Ausdruck im Gesicht um. "Ich hab letzte Nacht nicht sonderlich gut geschlafen, aber das passt schon...", antwortete ich Bea mit einem ruhigen Lächeln auf den Lippen, ihr Blick war einen Bruchteil einer Sekunde nachdenklich, doch sie sagte nichts dazu. "Samir ist wirklich ein Schatz, wenn auch was grob bei der Fellpflege...", fuhr ich fort und hatte das Bedürfnis einen kleinen Bericht abzulegen, schließlich gehörte das Fohlen - noch - Bea. "Er sieht sehr zufrieden aus... aber ja, er wird schnell mal etwas derber..", grinste die Hofbesitzerin und zeigte auf einen leichten blauen Fleck an ihrem Unterarm. "Fellpflege..", ich schmunzelte. Wir unterhielten uns eine Weile über das Fohlen und ich brach kurz das Thema Saruk an, doch erzählte nicht viel über den verstorbenen Fuchshengst. "Er sieht ihm wirklich verdammt ähnlich, sie könnten Brüder, oder er sein Sohn sein..", ich schüttelte den Kopf. "Sein Vater heißt Said...", bekam ich zur Antwort und ich nahm mir vor, ein wenig zu forschen. Den Stammbaum Saruks hatte ich ja eh Zuhause liegen.
    Nachdem Bea gegangen war - ich fühlte mich nicht sonderlich kontrolliert - wandte ich mich wieder den beiden Pferden zu und bemerkte, dass der kleine Hengst mich beobachtete. "Ich glaub, für heute reicht's - hm?", fragte ich ihn und ging drei Schritte auf ihn zu, musterte einen Moment lang die weiße Blesse und ließ das erste Mal an diesem Tag, ernsthafte Gedanken an Saruk zu. Viel zu häufig versuchte ich sie zu verdrängen oder mich abzulenken und wahrscheinlich würde kaum einer verstehen, wie man selbst nach fast zwei Jahren, immer noch so dermaßen an einem Pferd hängen konnte. Doch Saruk und ich haben in der Zeit, in der er bei mir gewesen war, viel erlebt. Er war der sturste Esel im Stall gewesen und hatte es mir selten leicht gemacht. An dieser Herausforderung war ich gewachsen, wirklich gewachsen. Meine Mutter hatte Anfangs Bedenken gehabt, Saruk war zwar schon 7 Jahre alt gewesen als wir ihn gekauft haben (ich war natürlich total stolz als ICH den Verkaufshandschlag tätigen durfte), doch teilweise wilder als ein Hengst in seiner bestimmten Phase. Es war ein hartes Stück Arbeit für mich und meinen Trainer gewesen, doch am Ende hatte sich die Arbeit bezahlt gemacht. Wir hatten zwei Jahre Arbeit, drei Jahre lang einen guten Lauf, dann kam das abrupte Ende - ein halbes Jahr nach meinem 18ten Geburtstag. Was die Zeit verging.. Und nun? Nun stand sein Ebenbild mir gegenüber, nur in viel jünger und kleiner.

    Ein letztes Mal streichelte ich den Kopf des Fohlens, zeichnete die Umrisse einer Blesse auf seinem konkaven Kopf nach und grinste schwach, als ich seine Nüstern erreichte und Samir diese leicht rümpfte. "Ich weiß, ich weiß...", murmelte ich, ließ von ihm ab und richtete mich auf. "Wir sehen uns bald wieder...", fuhr ich fort und trat nochmal an die Mutterstute heran, auch ihr über den weichen Hals streichelnd, mich stumm am verabschieden. Irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl bei dieser Sache und ich merkte, wie die Schwere, welche sich über die Zeit um mein Herz gelegt hatte, leichter wurde - auch wenn sie nicht komplett verschwand. Es tat gut wieder in einem Stall zu sein, mit Pferden umzugehen und zu merken, dass ich mich dabei nicht schlecht zu fühlen brauchte. Zumindest hatte ich kein schlechtes Gewissen meinem verstorbenen Hengst gegenüber. Ich seufzte ein bisschen erleichtert und verließ die Box der beiden, nicht ohne ein letztes Mal auf Samir zu blicken, der gerade unter dem Bauch seiner Mutter verschwand um seinen Hunger zu stillen. Ich war zufrieden. Zufrieden mit mir und diesem heutigen Tag.

    Als ich wieder quer über den Hof maschierte, bemerkte ich wieder den Rapphengst der jedoch dieses Mal seine Besitzerin direkt dabei hatte. Bei ihr stand eine Blondine mit einem weißen Oldenburger. Entspannter als am Tag davor, ging ich zu ihnen herüber und musterte die beiden Duos. "Und, hat Black Eye gearbeitet?", fragte ich beim ankommen und legte den Kopf leicht schief, den Rapphengst musternd. "Mehr oder weniger, er macht es mir nicht sonderlich leicht - eigentlich nie.", hörte ich die Worte Vivi's und schmunzelte schwach. "Das ist Julia.. und das ihr Wallach Lancado - aber sie besitzt noch 20.000 andere Pferde..", der neckende Tonfall war mir nicht entgangen. "Hey.. ich bin Nadine und kümmer mich um Samir..", erklärte ich locker und reichte ihr die Hand. "Oh! Endlich hat er einen 'eigenen' Menschen!", irgendwie kamen mir Julia's Worte bekannt vor und ich warf einen Seitenblick zu Vivi. Schwer konnte ich ein Gähnen unterdrücken, weshalb ich mich auch schon bald verabschiedete. Mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht stieg ich hinter das Lenkrad des Audis, startete den Wagen und trat die Heimreise an. Das Gefühl, dass mich dabei packte, konnte ich nicht beschreiben - wie so häufig - doch es fühlte sich so an, als wäre der heutige Tag, der normalste auf der Welt gewesen und ich wusste wieder, wo ich hingehörte..

    You've gotta get up and try

  • #01 Counting StarsDatum10.01.2021 14:31
    Thema von Natsch im Forum Past

    COUNTING STARS
    EINE ENTSCHEIDUNG

    Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich das erste Mal in die feurigen Augen des arabischen Vollblutes blickte. An seine Unberechenbarkeit, gepaart mit einer unglaublichen Anmut, wie sie nur ein solch edles Tier besitzen konnte. Ich erinnere mich an die Hitze und staubtrockene Luft, während der dunkle Fuchs über den Platz jagte, als wolle er meine Gedanken unterstreichen. An die Worte des Besitzers, die ich nicht verstand und an meinen Handschlag als ich dieses Pferd blind kaufte. Zu jedem Zeitpunkt nach diesem Kauf, konnte ich – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – sagen, dass dieser Kauf, der beste in meinem Leben war. Das Saruk ox, der wunderschöne dunkle Fuchs mit der breiten Blesse die sich über seinen konkaven Nasenrücken erstreckte, eines dieser Pferde war, welches du nie in deinem Leben vergisst.

    Ich bedachte das blasse Mädchen mit den großen blauen Augen und dunklen Haaren im Spiegel mit einem skeptischen Blick. Im Grunde war ich kein Mädchen mehr, sondern mit meinen 20 Jahren schon lange soweit, dass man mich als Frau bezeichnen konnte. Schon meine Mutter hatte immer gesagt, dass ich früh erwachsen wurde und nur eine kurze Zeit wirklich Kind gewesen war. Der jugendliche Leichtsinn hatte mir noch nie gelegen, dafür war ich schlicht und ergreifend viel zu besorgt. Ob es nun daran lag, dass ich den Menschen in meiner Umgebung ungern wehtat - was mir leider unbewusst das ein oder andere Mal passierte - oder aber mich selbst vor allem möglichen schützen wollte, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Eine Draufgängerin war ich noch nie gewesen und würde es wahrscheinlich auch nie werden. Vor allem nicht nach diesem Erlebnis im vorletzten Sommer. Mein Blick im Spiegel richtete sich auf eine hellblaue Schabracke, die an der Wand hinter meinem Bett hing. Mit silbernen Garn war der Name Saruk ox eingestickt. Ein leises Seufzen verließ meine Lippen als ich an den Tag dachte, der nun schon weit über einem Jahr, fast zwei, zurück lag und so vieles für mich geändert hatte. Eigentlich alles. Saruk war ein dunkelfuchsfarbener Hengst mit einer breiten Blesse und stammte ursprünglich aus den arabischen Staaten. Er war ein arabisches Vollblut und brachte mich in der Vielseitigkeit echt weit. Brachte. Es gab ihn nicht mehr. Erneuert seufzend, wandte ich den Blick von der Decke ab und knotete mir die Haare mit einem Zopfband zusammen. Ich war mit meiner besten Freundin verabredet, die ich heute zu ihrem Pferd bringen sollte, da ihr Auto sponn. Angeblich, seit dem Unglück versuchte sie mich immer und immer wieder an das Reiten heran zu führen - mich würde es nicht wundern, wenn dieser ein weiterer, verzweifelter Versuch in diese Richtung war. Ich verließ mein Zimmer, nicht ohne noch einen letzten Blick auf die Decke zu werfen und ging zielstrebig zu dem Wagen meines Bruders. Selbst konnte ich mir ein Auto zwar leisten, doch sah ich dafür keinen Anlass wenn ich mir den Audi A4 genauso gut borgen konnte. Schließlich war mein Bruder den ganzen lieben langen Tag mit seinem Transporter auf der Arbeit.
    Die Fahrt zu meiner besten Freundin dauerte nicht lang und bald schon saß sie, sprudelnd wie immer, neben mir auf den Ledersitzen des deutschen Autos. Meine Güte, ich hatte in den letzten 12 Stunden in denen wir uns nicht gesehen hatten wohl eine Menge verpasst, oder aber vergessen (verdrängt wohl eher) wie viel sie reden konnte. So genau hörte ich ihr gar nicht zu. Konnte ich gar nicht, was sie aber nicht bemerkte - oder überging. Ich verlangsamte das Tempo als wir das Gelände erreichten und das große Haupthaus zu meiner rechten aufragte. Direkt schoss mir durch den Kopf, wie beeindruckend dieses Gebäude war. Flüssig parkte ich den Wagen neben einem Cabrio ein und stieg aus. Jess war schon fast aus dem Wagen gesprungen als ich noch nicht wirklich gestanden hatte und stolperte einen kurzen Moment über ihre eigenen Füße. Die Augen leicht verdrehend, musterte ich die Brünette mit einem theatralischen Kopfschütteln, dazu jedoch nichts sagend. "Koooomm, mein Pferd wartet schon!, kaum zu glauben, dass diese Frau - die da gerade herumsprang wie ein aufgescheuchtes Huhn - ganze 25 Jahre alt sein sollte. Meine Mutter hatte Recht, ich war wohl zu erwachsen - oder zu nüchtern. "Ich komm ja schon!", antwortete ich mit gespielt genervter Stimme und setzte mich in Bewegung. Nicht nur das Haupthaus war beeindruckend, nein. Auch die Stallungen und die Anlage an sich machte einen mehr als nur tollen Eindruck als Jess mich ein wenig rumführte. Alles wirkte sehr harmonisch, freundlich und offen für Besucher und jene, die eventuell Teil der gesamten Reitgemeinschaft werden wollten. Uns kam eine junge Frau entgegen. An der Hand führte sie einen braunen Hannoveraner der eine schöne Blesse hatte. Interessiert hob ich eine Augenbraue und beobachtete Jess dabei, wie sie die junge Frau - Bea hieß sie - in ein kleines Gespräch verwickelte. Daraus ging für mich heraus, das der Anderen der komplette Hof gehören musste. Ich war erstaunt. Kurz reichten wir einander die Hände und ich hielt dem Pferd meine Hand hin, welche interessiert beschnuppert wurde. Ein Streicheln der Nüstern ließ ich mir entlocken, ehe ich die Hand wieder zurück nahm und in meine Hosentasche schob. Ich konnte nicht behaupten, dass ich mich besonders wohl fühlte, was jedoch nicht direkt an diesem Pferd lag. Vielleicht war ich auch nur nervös - so genau konnte ich das grad nicht sagen. Nach einem kurzen Gespräch - dem ich nicht so ganz folgte da mein Blick nach wie vor auf dem Braunen lag, der an der Jackentasche seiner Besitzerin rumzupfte - verabschiedeten wir uns wieder und begaben uns in Richtung des Stalles in welchem das Pferd von Jess vorrübergehend einquartiert war - bis ihr eigener Stall hinterm Haus wieder bezugsfähig war.

    Nando stand im dritten Stall neben einer Stute. An dem feinen Hechtkopf und dem feurigen Ausdruck in ihren Augen, konnte ich auf den ersten Blick erkennen, dass es sich dabei um einen Araber handeln musste. Es versetzte mir einen Stich und ich wandte rasch den Blick ab, meine Konzentration auf den weißen Wallach Jess' legend. Er war ein schweres Warmblut und eher träge, doch Jess kam prima mit ihm zurecht und ich konnte mir kein anderes Pferd an ihrer Seite vorstellen. Jess und Nando gehörten einfach zusammen. Ich griff nach dem Führstrick des weißen Pferdes und führte es - auf Jess' Bitte hin - zu den Putzplätzen. Nando folgte mir wie ein treuer Dackel und ließ dabei mehr als entspannt die Ohren seitwärts baumeln. Mein Gott, beim Laufen schlief er schon fast ein! Belustigt darüber, schüttelte ich leicht den Kopf und band den 17jährigen Wallach ruhig an. "Nando du Schlafmütze! Heute musst du arbeiten! Willst du dich Mal auf ihn draufsetzen? Bestimmt ist er dann viel arbeitswilliger...", ich hörte Jess noch bevor ich sie sah und wandte mich verneinend zu ihr um. "Netter Versuch, aber nein danke.", antwortete ich fast schon eine Spur genervt von dieser - viel zu bekannten - Frage. "Sag Bescheid, wenn du fertig bist.", mit diesen - recht lieblosen - Worten drehte ich mich um und verließ das Duo, ein wenig überfordert mit der Situation. Seit über einem Jahr hatte ich nicht mehr auf einem Pferd gesessen und jeder Besuch bei Jess oder mit Jess bei einem Stall wurde mit der Zeit wirklich eine Qual für mich. Ich hatte das Gefühl nicht wirklich loszukommen - von Saruk. Von der Reiterei. Gleichzeitig vermisste ich das Gefühl der inneren Schwerelosigkeit und Zufriedenheit die mich jedes Mal überkam - zumindest früher.

    Gedankenverloren lief ich - ohne wirkliches Ziel - über den Hof und landete, ausgerechnet, wieder in der Stallreihe, in der Nando stand. Ruhig flog mein Blick über die einzelnen Stalltüren. In diesem Moment bemerkte ich das helle Wiehern eines Fohlens, welches meine Aufmerksamkeit erregte und automatisch in dessen Richtung zog. Es war die Box der fuchsfarbenen Araberstute und bei ihr, stand ein junger Hengst - höchstens ein paar Monate alt - der aufmerksam die Ohren spitzte als ich über die Stallbox lugte. Der kleine Hengst war fuchsfarben, wie seine Mutter - vielleicht einen ticken dunkler - und besaß eine breite Blesse auf seinem konkaven Nasenrücken. Für einen Moment war ich wie paralysiert, konnte den Blick nicht von dem Fohlen abwenden und glaubte, dass Saruk ähnlich hat aussehen müssen, als er noch ein Fohlen gewesen war. Ich weiß gar nicht, wie lange ich das Fohlen betrachtete, merkte nicht, wie ich meine verschränkten Arme auf der Boxentür ablegte und meinen Kopf darauf bettete und wurde erst durch Schritte in meinem Rücken aus einer Art Starre erlöst. Ein hübscher Kerl, nicht?", drangen die Worte der Hofbesitzerin an mein Ohr und ich wandte mich ihr zu. Ein verhaltenes Lächeln stahl auf meinen Lippen, doch ich nickte. "Er sieht wirklich Klasse aus, jetzt schon!", erklärte ich und ging ihr zwei Schritte entgegen. "Jess hat viel von dir erzählt. Schade, dass du nicht mehr reitest. Sie hält große Stücke auf dich...", ein bitteres Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich fragte mich, warum Jess immer jedem Menschen der ein oder mehrere Pferde besaß, von mir erzählen musste. "Sie übertreibt bestimmt..", nickte ich geschäftig und bemerkte den kurzen Anflug von Amüsement auf dem Gesicht Bea's. Naja... Auf jeden Fall bräuchte ich jemanden, der sich ein bisschen um ihn - Samir - kümmert. Er braucht viel Beschäftigung... und Erziehung, da er zum Verkauf steht.", antwortete mir Bea gelassen und warf einen Blick zu der Boxentüre über welche der kleine Hengst seine Nüstern nach wie vor reckte. Mein Blick verharrte auf den Nüstern des Fohlens und ich zögerte kurz. Das Fohlen stand zum Verkauf und bei der Statur und Anlagen, würde es sicher nicht lange dauern bis... naja, er verkauft wurde. In diesem Moment kamen Nando und Jess um die Ecke und verwundert blickte ich auf die Uhr. Es war doch schon so viel Zeit vergangen! Einen Bruchteil einer Sekunde war ich perplex. "Ich...", Jess unterbrach mich in ihrer gewohnten Art und Weise. "Na... Samir ist ein Hübscher, nicht?", sagte sie aus irgendeinem Grund begeistert und führte Nando in die Nachbarbox. Ich nickte stumm. "Ich weiß noch nicht so recht, Bea.", erklärte ich zögerlich und warf noch einen Blick hinter mir. Den Blick den Jess Bea zuwarf bemerkte ich gar nicht.

    Einen langen Augenblick lang war ich wirklich hin und her gerissen, da war die Arbeit - mit einem Fohlen - die wirklich sehr toll sein konnte, aber auch anstrengend. Auf der anderen Seite war da dieser innere Widerstand in mir, der sich gegen den Kontakt zu Pferden richtete. Viele sahen diesen als Schwachsinnig an, ändern konnte ich es aber - noch - nicht. "Ich machs...", es brach viel mehr aus mir heraus, einem Gefühl folgend, als dass ich es wirklich 'sagte'. Mein Bauchgefühl hatte sich nach langer Abwesenheit wieder gemeldet und aus einem mir unbekannten Grund, hielt ich es für richtig, genau darauf zu hören. "Prima! Dann ab Morgen?", ich nickte auf diese Worte hin und sah Bea hinterher, die gerade von einer anderen jungen Frau gerufen wurde. Es schien dringend zu sein. Jess warf mir ein triumphales Lächeln entgegen, welches ich gekonnt ignorierte. "Komm", raunte ich und blickte noch einmal auf die Boxentür des Fohlens, ehe ich auf den Absatz kehrt machte, ein aufgeregtes Kribbeln im Magen, welches mir doch glatt ein Grinsen entlockte..
    Das Schicksal ereilt uns oft auf den Wegen, die man eingeschlagen hat, um ihm zu entgehen.

  • Nadine SommerDatum10.01.2021 14:29
    Thema von Natsch im Forum Charaktervorstellung

    Über die Person:

    Name: Nadine Sommer

    Alter: 27 Jahre

    Familienstand: kompliziert

    Familie:
    René Sommer (Bruder)
    Jared McKenzie (Freund)

    Freunde:

    Bekannte:



    die Arbeit:

    Job: Bereiter & Trainer

    Chef: Selbstständig



    Sonstiges:

    Pferde: Samir ox

    Beschreibung: Nadine besitzt Samir seit er 6 Monate alt ist und hat die Ausbildung des jungen Pferdes komplett selbst übernommen. Sie standen lange auf dem Hof Mystery, wo Samir als Hengst gut leben konnte. Erst als feststand, dass sie den Hof verlassen würden und nach Van Steuben ziehen, musste Nadine sich über eine Kastration des Hengstes Gedanken machen. Eigentlich widerstrebte es der jungen Frau, da sie hoffte eines Tages eine passende Stute für Samir zu finden. Ein Kompromiss war jedoch schnell gefunden, vor seinem Umzug brachte sie Samir für zwei Wochen zu einer Hengststation.

  • Servus!Datum08.01.2021 10:21
    Foren-Beitrag von Natsch im Thema Servus!

    vielen lieben Dank! Das werde ich dann am Wochenende machen! :D

  • Servus!Datum26.12.2020 17:18
    Foren-Beitrag von Natsch im Thema Servus!

    danke dir <3

  • Servus!Datum16.12.2020 23:11
    Foren-Beitrag von Natsch im Thema Servus!

    vielen lieben Dank <3

  • Servus!Datum15.12.2020 22:55
    Thema von Natsch im Forum Mitglied werden

    Hallöchen ihr Lieben!

    die liebe Leonie hat mir im VRH-Treff-Chat von diesem kleinen aber feinen Hof erzählt, weil ich meinen alten RPG-Chara von dem Hof Mystery wieder aufleben lassen wollte. Geeeerne würde ich mich hier euch anschließen! Zu mir, ich heiße Nadine, bin 27 Jahre alt und Besitzerin der Cayrock Ranch. Meistens bin ich ein gemütlicher Berichte-Schreiber, manchmal überkommt es mich aber auch und bin auch offen für RPGs.

    Mein Charakter heißt ebenfalls Nadine und war von 2013 bis 2016 auf dem Hof Mystery angesiedelt. Ursprünglich kam sie aus dem Distanzsport und hat ihr erstes Pferd (Saruk ox) bei einem Stallbrand verloren. Daraufhin verabschiedete sie sich von dem Reitsport und kam durch Zufall zum Hof Mystery, wo sie sich anfangs um ein Araberfohlen (Samir) kümmerte, ehe sie ihn kaufte. Samir wurde dann klassisch-akademisch ausgebildet und der Distanzsport rückte in den Hintergrund. Ich habe auf dem Hof Hufeisen vor ein paar Jahren nochmal einen Versuch gestartet, aber so wirklich geklappt hat das irgendwie nicht. Keine Ahnung ob ich von Liv Samir rübergeschoben bekommen würde, da muss ich einmal nachfragen!

    In diesem Sinne.. ich hoffe auf eine positive Rückmeldung!

    Liebe Grüße
    Nadine/Natsch <3

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